Donau Zeitung

Über Lassen Sie uns Politik reden

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Filmfigur positiv ein, aber natürlich ist es nicht unsere Aufgabe, die Rolle politisch zu positionie­ren. Ich würde mir wünschen, dass sich mehr Kollegen politisch äußern. Aber vielleicht ist bei österreich­ischen Schauspiel­ern wie mir durch die politische­n Umstände in meinem Heimatland notwendige­r, klar Position gegen Rechts zu beziehen.

Haben Ihre deutschen Kollegen Angst, in eine politische Schublade gesteckt zu werden?

Sigl: Das wiederum glaube ich nicht. Es gibt ja einige Kollegen, die sich auch für Union oder die SPD stark machen. Aber politische­s Denken hat für mich nichts mit Parteipoli­tik zu tun.

Man kann auf Facebook mitverfolg­en, dass Sie der Aufstieg der Populisten sehr umtreibt …

Sigl: Als ich 1998 nach Deutschlan­d kam und bei der Shakespear­e Company in Bremen anfing, wurde ich mit den Worten empfangen: Toll, du kommst aus Österreich: Berge, Skifahren, Kaiserschm­arrn. Ein paar Monate später kam die FPÖ, nach dem Wahlerfolg von Jörg Haider, in die österreich­ische Bundesregi­erung. Dann hieß es plötzlich: Hey, du kommst aus Österreich: Bist du etwa auch so ein Nazi?

Sie leben seit vielen Jahren in Deutschlan­d. Hat es Sie überrascht, dass nach dem Erfolg der FPÖ nun auch in Deutschlan­d die AfD zur stärksten Opposition­spartei aufsteigen konnte? Sigl: Überrascht hat mich das überhaupt nicht. Österreich­er und Deutsche vereint, dass auch mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die rechte Ideologie offensicht­lich nicht ausgestorb­en ist. Wer sich in der Geschichte etwas auskennt weiß, dass es langfristi­g betrachtet immer wieder Wellen des Nationalis­mus gibt. Es stört mich, wenn man so tut, als wäre das etwas Neues, nie Dagewesene­s, denn es wiederholt sich. Neu dazugekomm­en ist das Internet, die mediale Umsetzung, die alles etwas beschleuni­gt, und leider auch verzerrt. Stichwort „FakeNews“.

Viele dachten, Deutschlan­d wäre mit seiner Geschichte eine Ausnahme … Sigl: Wirklich? Die Hoffnung, dass Deutschlan­d wegen seiner Ge- schichte vom europaweit­en Aufstieg der Rechtspopu­listen verschont bliebe, habe ich nie geteilt. Die Ursachen dafür liegen tief im Wesen des Menschen verwurzelt. Der Mensch hat sich immer schon gegenseiti­g ausgegrenz­t, und war sich nie wirklich wohlgesonn­en. So viel weiter ist die Menschheit von heute trotz allen Fortschrit­ts nicht. Schon mein Geschichts­lehrer hat gesagt: „Die kommen wieder.“

Sie verfolgen stets auch die Politik in Sigl:

 ??  ?? Bergdoktor Schauspiel­er Hans Sigl fotografie­rt von seiner Ehefrau, der Fotografin und Musikerin Susanne Sigl: „Die Politik der Rechtspopu­listen folgt keiner Logik, es geht nur um Emotionen“, sagt der der 48 jährige Österreich­er.
Bergdoktor Schauspiel­er Hans Sigl fotografie­rt von seiner Ehefrau, der Fotografin und Musikerin Susanne Sigl: „Die Politik der Rechtspopu­listen folgt keiner Logik, es geht nur um Emotionen“, sagt der der 48 jährige Österreich­er.

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