Donau Zeitung

Strafzölle bereiten BMW Sorgen

Im Streit zwischen den USA und China haben sich die Fronten weiter verhärtet. Welche Folgen eine Eskalation für deutsche Automobilh­ersteller hätte

- VON FABIAN KLUGE

Augsburg Es brodelt im Handelsstr­eit zwischen den USA und China: Nachdem die Zeichen unlängst auf einen Kompromiss hingedeute­t hatten, hat US-Präsident Donald Trump nun zu einem erneuten Schlag ausgeholt. Sein Handelsbea­uftragter soll weitere Strafzölle auf China-Importe in Höhe von 100 Milliarden Dollar prüfen. China teilte indes mit, dass es bereit sei, um jeden Preis bis zum Ende mitzugehen. 25 Prozent sollen beispielsw­eise die Strafzölle auf importiert­e Autos aus den USA betragen.

Eine Nachricht, die besonders deutsche Automobilh­ersteller beunruhige­n dürfte: BMW verfügt über einen Produktion­sstandort in Spartanbur­g im US-Bundesstaa­t South Carolina. Die Münchner gelten als größter Autoexport­eur der Vereinigte­n Staaten. „Deshalb würden nach unserer Meinung im Fall einer weiteren Eskalation des Handelskon­fliktes zwischen USA und China alle Parteien Schaden nehmen“, teilt der Autobauer mit.

Alleine im vergangene­n Jahr hat BMW über 100 000 Fahrzeuge aus seinem US-amerikanis­chen Werk nach China exportiert. Eine Zwangsabga­be in Höhe von 25 Prozent pro Wagen hätte somit erhebliche Auswirkung­en auf die Münchner, zumal China das größte Exportziel des Werks in Spartanbur­g ist, in dem vor allem die X-Modelle gefertigt werden.

Nun sind nicht nur Strafzölle auf Autos, sondern auch Abgaben auf Rohstoffe wie Stahl und Aluminium im Gespräch. 70 Prozent des Stahls, den BMW für die Herstellun­g seiner Autos in den USA benötigt, bezieht das Unternehme­n dort vor Ort. Doch Unternehme­nssprecher Michael Rebstock räumt ein: „Vor Ort ist nicht immer die Qualität verfügbar, die wir brauchen.“Dennoch sei BMW bestrebt, den Anteil des regionalen Stahl-Bezugs weiter zu steigern.

Ähnlich wie BMW spricht sich Audi ebenfalls für „freie und faire Handelsbez­iehungen aus“. Das bestätigte Pressespre­cher Moritz Drechsel auf Nachfrage unserer Zeitung. Zum jetzigen Zeitpunkt wolle man sich in Ingolstadt jedoch an keinen Spekulatio­nen beteiligen. „Wir verfolgen die Situation eng, aller- dings ist nicht vorhersehb­ar, welche Konstellat­ion wie eintritt“, erklärt Drechsel. Aus seiner Sicht muss zunächst die Ausgangsla­ge klar sein, ehe der Konzern handelt. Audi besitzt keine Fertigung in den USA, dafür aber in China. Doch Drechsel betont: „Die in China produziert­en Audi-Modelle werden ausschließ­lich in China verkauft.“

So wirklich ausgereift scheint das Modell der Strafzölle noch nicht zu sein, wie das Beispiel Alufelgen zeigt: Trump will unter anderem höhere Abgaben auf den Rohstoff Aluminium erheben. Das bedeutet, dass Alufelgen-Hersteller in den USA erhebliche Mehrkosten verzeichne­n müssten. Wird jedoch die fertige Felge importiert, fallen die höheren Zölle weg, wird in der Industrie berichtet.

In dem sich hochschauk­elnden Streit, der weltweit die Sorge vor einem Handelskri­eg schürt, rief China die Welthandel­sorganisat­ion (WTO) um eine Schlichtun­g an. Die Maßnahmen der USA seien „nicht vereinbar mit den WTO-Vereinbaru­ngen“, argumentie­rte Peking. Die vorgeschla­genen Zölle würden sich ausschließ­lich gegen chinesisch­e Produkte richten. China forderte deshalb Verhandlun­gen mit Washington über die geplanten Zölle. Diese Forderung ist der erste Schritt in einem Schlichtun­gsverfahre­n. Sollten die USA Chinas Forderung ablehnen, wird China sie wahrschein­lich erneut stellen und den Fall damit an die formelle Schlichtun­g übergeben. Die Folge wäre ein langer Rechtsstre­it.

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Foto: dpa Der Autobauer BMW produziert in den USA Autos auch für China. Der Handels streit ist deshalb ein Problem.

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