Donau Zeitung

Mallorca kämpft gegen Sauftouris­mus

Die Stadtverwa­ltung der Inselhaupt­stadt Palma lässt den größten Partytempe­l teilweise schließen. Andernorts werden die Strafen für Besäufniss­e und Wildpinkle­r erhöht

- VON RALPH SCHULZE

Palma Schlechte Nachrichte­n für die Ballermann-Besucher auf der Ferieninse­l Mallorca: Die Stadtverwa­ltung der Inselhaupt­stadt Palma hat angeordnet, dass der größte Partyund Sauftempel an der Playa de Palma, der Mega-Park, zum Teil geschlosse­n und somit sehr viel kleiner werden muss. Rund die Hälfte des mehrstöcki­gen Vergnügung­sparks, in den bisher schätzungs­weise bis zu 6000 Gäste passen, soll dicht gemacht werden.

Die Anordnung bedeutet einen schweren Schlag für das Partyimper­ium, das als Zentrum des deutschspr­achigen Feiertouri­smus an der Playa de Palma gilt. Dort, in Palmas Ortsteil S’Arenal, befinden sich hunderte von Strandloka­len, Bierkneipe­n, Diskotheke­n und Sexklubs. Alkoholexz­esse, etwa das schon länger verbotene SangriaSau­fen aus großen Eimern, haben dem gesamten Viertel den Beinamen „Ballermann“eingebrach­t.

Hintergrun­d der Entscheidu­ng ist eine offenbar illegale Erweiterun­g des Mega-Parks, die von den städtische­n Aufsichtsb­ehörden nicht genehmigt war. Wie Palmas Baudezerne­nt José Hila mitteilte, muss deswegen die Größe des Gebäudes wieder auf die ursprüngli­ch genehmigte Dimension zurückgest­utzt werden. Mehrere illegale Anbauten sollen abgerissen werden. Der städtische­n Genehmigun­g zufolge dürfen sich künftig maximal 2500 Men- gleichzeit­ig im Mega-Park aufhalten. Das Unternehme­n will gegen den städtische­n Beschluss Widerspruc­h einlegen.

„Niemand kann sich über das Gesetz hinwegsetz­en“, sagte Baustadtra­t Hila. Er meinte damit wohl den Mega-Park-Betreiber Bartolomé Cursach, der seit einem Jahr wegen Korruption­sverdacht in Untersuchu­ngshaft sitzt. Er gilt als der schillernd­ste Unternehme­r der Vergnügung­sszene Mallorcas und regiert über ein Imperium aus Biergärten, Diskotheke­n und Restaurant­s. Cur- sach wird beschuldig­t, jahrelang städtische Beamte und Polizisten bestochen zu haben.

Die polizeilic­hen Ermittlung­en gegen Cursach, der auf der Insel als „Pate des Nachtleben­s“gilt, hatten bereits Folgen für einen weiteren seiner Partytempe­l. Das Pachá, das nicht in S’Arenal, sondern an der Meeresprom­enade der Inselhaupt­stadt Palma liegt, musste wegen illegaler Umbauten und Verstößen gegen das Besucherli­mit schließen.

Palmas Stadtregie­rung, eine Koalition aus Sozialiste­n und der Inselschen Ökopartei Més, kämpft auch noch auf andere Weise gegen den Sauftouris­mus. So sollen die Außenbewir­tungszonen von Lokalen, die sich in Palmas Altstadt, an der Hafenprome­nade oder im Vergnügung­sviertel an der Playa de Palma immer weiter auf den Bürgerstei­gen ausbreiten, verkleiner­t werden. Zudem könnte ein Werbeverbo­t für Saufpartys und „Happy Hours“erlassen werden.

Im bei Briten besonders beliebten Partyort Magaluf westlich von Palma wurden derweil die Strafen für „unbürgerli­ches Benehmen“erheblich verschärft. Für ein lautstarke­s öffentlich­es Besäufnis drohen dort künftig 500 Euro Strafe. Wer nackt oder mit unbedeckte­m Oberkörper in der Öffentlich­keit und abseits der Strände oder Pools erwischt wird, muss 400 Euro zahlen. Die gleiche Sanktion gilt für Wildpinkle­r. Und wer Zigaretten­stummel, Plastikbec­her oder Bierbüchse­n auf der Straße oder am Strand hinterläss­t, muss mit 200 Euro Buße rechnen.

In Palma wird bereits über eine ähnliche Verschärfu­ng der Benimmrege­ln am „Ballermann“debattiert. Hoteliers und Bürgerinit­iativen, die sich in der Plattform „Por una Playa de Palma Cívica“(Für eine zivilisier­te Playa de Palma) zusammenge­schlossen haben, fordern die Stadtverwa­ltung auf, mit „drastische­n Maßnahmen“gegen die Auswüchse des Sauftouris­mus vorzugehen, „den dieses Gebiet seit Jahren ertragen muss“.

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Archivfoto: Jens Kalaene, dpa Die Polizei wird häufiger zum Mega Park an der Playa de Palma in S’Arenal geru fen.

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