Donau Zeitung

Abenteuer Aufladen

Das Elektroaut­o an möglichst vielen Ladesäulen „tanken“und bequem einheitlic­h bezahlen? Solche Angebote gibt es auch in der Region, wie unser Test zeigt. Warum trotzdem alles nicht so einfach ist, wie es sein könnte

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Augsburg Die hohen Anschaffun­gskosten, die geringe Reichweite, das lückenhaft­e Netz an Ladestatio­nen – Elektroaut­o-Fahrer haben schon Sorgen genug. Da wollen sie sich das Leben wenigstens beim „Tanken“nicht unnötig schwer machen. Das soll schnell und unkomplizi­ert vonstatten­gehen, und zwar nicht nur, was den Ladevorgan­g an sich, sondern auch das Bezahlen betrifft.

Dafür gibt es in unserer Region durchaus bequeme Lösungen, obschon sie sich, der geringen Nachfrage nach Elektroaut­os nun mal entspreche­nd, in einem Pioniersta­dium befinden. Der Trend geht zum Verbund: Einzelne regionale Anbieter schließen sich auf übergeordn­eten Plattforme­n zusammen, um den Elektroaut­o-Fahrern Zugang zu einem dichteren Netz von Ladesäulen zu verschaffe­n. Obendrein sollen Verbrauche­r die Chance bekommen, einheitlic­h und unkomplizi­ert bezahlen zu können.

Erdgas Schwaben zum Beispiel hat sich zu diesem Zweck dem Netzwerk ladenetz.de angeschlos­sen, hinter dem die Berliner E-MobilityAg­entur Smartlab steht, an der die Schwaben wiederum mit zehn Prozent beteiligt sind. Der Gasversorg­er sieht das Fahren mit Strom als zweites Standbein.

Zu ladenetz.de gehören 150 Energiedie­nstleister und Stadtwerke, darunter jene in Augsburg, Kempten, Ingolstadt und München. Auch Autoherste­ller wie BMW mit seinem Carsharing-Angebot „Drive Now“sowie VW, Audi, Mercedes und Nissan sind dabei. Der Verbund umfasst 3500 Ladepunkte in Deutschlan­d. Erdgas Schwaben betreibt 14 Ladestatio­nen in der Region selbst, weitere sind geplant.

Was in der Theorie nach viel klingt, schrumpft in der Praxis auf ein ernüchtern­des Maß, wie unser Test mit einem BMW i3 zeigt. Im Stadtgebie­t Augsburg beispielsw­eise findet die zu ladenetz.de gehörende „Lademap“gerade einmal vier E-Tankstelle­n. Die meisten Verbrauche­r werden wohl über das Smartphone und die mobile Web- seite von ladenetz.de „einchecken“. Eine „richtige“App ist erst in der Entwicklun­g. Sie hat dann den Vorteil, dass man die angezeigte­n Säulen direkt über Handy-Navigation­sdienste anpeilen kann. Derzeit müssen E-Auto-Fahrer den Weg noch selber suchen.

Einmal an der richtigen Säule, funktionie­rt der Service problemlos – und vermittelt einen ersten Eindruck davon, wie komfortabe­l Laden sein kann, abgesehen von dem Gefummel mit dem Kabel: Man hält die Chipkarte an die Ladestatio­n, wird als Kunde erkannt und kann andocken. Um die Abrechnung braucht man sich nicht zu kümmern. Rund zwei Stunden nimmt sich der BMW i3, bis die Akkus voll sind. Für Kunden des „Mein GünstigStr­om“-Tarifs kostet die Ladestunde 2,99 Euro; der monatliche Grundpreis beträgt 6,99 Euro. Wer keine entspreche­nde Lade-Chipkarte hat oder gar kein Kunde ist, kann ebenso Strom tanken, muss aber den Bezahlvorg­ang über das Smartphone und via Paypal starten. Das kommt zudem teurer.

Früher, als ihm lieb ist, merkt der Elektroaut­o-Besitzer in Augsburg, dass die meisten Ladesäulen eben nicht zu ladenetz.de gehören. Selbst wenn die Stationen das Logo des Ladenetz-Partners Stadtwerke Augsburg tragen, heißt das nicht, dass man dort mit der Chipkarte „zapfen“kann: Nicht alle verfügen über die nötige Technik.

Und dann gibt es in der Region ja noch einen zweiten starken Anbieter: die Lechwerke (LEW). Sie unterhalte­n derzeit 150 eigene Ladepunkte in Bayerisch Schwaben, sind aber ebenfalls in einem Verbund organisier­t, nämlich in dem von Innogy. Das Netzwerk betreibt 2400 Lasofort depunkte in Deutschlan­d. Die Bezahl-Welt ist hier eine vollkommen eigene. Die beiden in unserer Region dominieren­den Systeme arbeiten (bislang) nicht zusammen.

Auch die LEW bietet eine Vielzahl an Tarifen sowie Lademöglic­hkeiten selbst für Nicht-Kunden an. Mit „eCharge“steht überdies eine ausgereift­e Smartphone-App zur Verfügung. Ein interessan­tes Beispiel für vertragsba­siertes Laden ist das „LEW Autostromt­icket 18“. Das Flatrate-Angebot kostet für LEW-Kunden 169 Euro (regulär 199 Euro) und ist ein Jahr gültig. Damit können Nutzer an allen öffentlich­en Ladesäulen der Lechwerke und der Innogy-Partner unbegrenzt Strom tanken.

Beide Systeme, ladenetz.de und der Innogy-Verbund, setzen zu hundert Prozent auf Ökostrom, beispielsw­eise aus Wasserkraf­t. Das war es dann aber schon mit den Gemeinsamk­eiten. Elektroaut­o-Fahrer in der Region dürften diese Situation zwiegespal­ten beurteilen. Einerseits sorgt Wettbewerb für niedrigere Preise. Anderersei­ts verhindert die Konkurrenz, dass alles so einfach ist, wie es sein könnte.

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Fotos: Ulrich Wagner (2), LEW/Christina Bleier Wo verfügbar, klappt es prima: An den Ladesäulen von Erdgas Schwaben, die dem Verbund von ladenetz.de angeschlos­sen sind, lassen sich Elektroaut­os aufladen. Die Be zahlung ist unkomplizi­ert: Einfach die Chipkarte vor die Säule halten (rechts) – und man...
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Auch die Lechwerke haben eigene Säu len und einen eigenen Verbund. Hier er folgt der Zugang am besten per Handy.

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