Warum fallen so viele durch die Führerscheinprüfung?
Die Quote in Bayern ist so schlecht wie seit Jahren nicht. Das sagen Fahrlehrer aus dem Landkreis dazu
Die Quote in Bayern ist so schlecht wie seit Jahren nicht. Die Zahlen erstaunen auch Fahrlehrer aus dem Landkreis.
Landkreis „Diese Zahlen sind ja utopisch“, stellt Uli Englet fest und kann sie bei einer eigenen Erfolgsquote von über 90 Prozent nicht bestätigen. Die Rede ist von der Durchfallquote der Führerscheinprüfung. In Bayern bestehen immer mehr Fahrschüler diese nicht beim ersten Versuch. Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts in Flensburg fiel im vergangenen Jahr mehr als jeder Dritte bei der Führerscheinprüfung durch. 2016 lag die Durchfallquote der theoretischen Prüfung bei fast 34 Prozent, nahezu 25 Prozent sind in der Praxis gescheitert. Das ist das schlechteste Ergebnis seit zehn Jahren.
Dies erstaunt nicht nur Fahrlehrer Uli Englet aus Dillingen, auch sein Kollege Bernd Meyer aus Höchstädt findet diese Bilanz „mehr als schockierend“. Auch bei ihm liegt der Anteil der Schüler, die die Führerscheinprüfung nicht auf Anhieb bestehen, nur bei zehn Prozent. Der 36-Jährige kann sich diese negative Entwicklung nicht erklären. Die theoretische Prüfung sei reine Lernsache, meint Meyer. Neben den Unterrichtsstunden in der Fahrschule haben die Schüler die Möglichkeit, sich mithilfe eines Online-Lernprogramms auf die Prüfung vorzubereiten. Bernd Meyers Schüler dürfen an der theoretischen Prüfung teilnehmen, wenn sie sich bereit dazu fühlen. „Es handelt sich offiziell um Erwachsenenbildung, da sollten die Prüflinge in der Lage sein, selbst einschätzen zu können, ob sie gut vorbereitet sind.“
Auch Fahrlehrer Andi Renner aus Lauingen wundert sich über die hohe Durchfallquote. In seiner Fahrschule sei der Schnitt deutlich besser, wobei er zugeben muss, dass in der Theorie weniger seiner Schüler beim ersten Versuch bestehen, als noch vor einigen Jahren. Manchmal kontrolliere er nach einer nicht bestandenen Prüfung den Fragebogen, um herauszufinden, wo das Problem gelegen habe, sagt er. „Da zeigt sich oft, dass der Schüler einfach nicht genug gelernt hat.“
Die Fehler haben aber manchmal gar nichts mit einer schlechten Vorbereitung zu tun. Häufig scheitert es schon am sprachlichen Verständnis. Obwohl die theoretische Prüfung in Bayern inzwischen in 15 Sprachen angeboten wird, kommt es trotzdem gelegentlich noch zu Schwierigkeiten. Bernd Meyer erzählt, dass viele seiner syrischen Fahrschüler die Fragen nicht verstehen würden. Die Prüfung werde zwar auf Hocharabisch angeboten, doch das spreche nur ein sehr geringer Anteil der syrischen Bevölkerung, sagt er. Während der Unterrichtsstunden spreche er mit ihnen auf Englisch. „Ich gebe mir immer viel Mühe, alles so verständlich wie möglich zu erklären“, sagt Meyer.
Bei der Praxis komme es hauptsächlich auf den Fahrlehrer an, sagt er. Dieser solle seiner Meinung nach vor allem freundlich, ruhig und kompetent sein. Aber auch Pünktlichkeit und eine gewisse Gelassenheit machen einen guten Fahrlehrer aus. „Den Fahrschüler während einer Übungsstunde anschreien ist ein absolutes No-Go“, so der 54-Jährige. Dem stimmt auch Bernd Meyer zu. Aufgabe des Lehrers sei es, dem Prüfling die Nervosität zu nehmen und ihm nicht noch mehr Druck zu machen. „Pädagogik und Psychologie spielen eine viel größere Rolle bei der Fahrlehrerausbildung, als die meisten denken.“
Um die praktische Führerscheinprüfung bestehen zu können, müsse man neben einem guten Ausbilder auch viel Übung im Autofahren haben, sagt Meyer. Jeder Schüler muss zwar alle Pflichtfahrten absolvieren, doch wie viele zusätzliche Übungsstunden hinzukommen, kann jeder selbst entscheiden. „Manche haben dann weniger Übung, da sie etwas Geld sparen wollen“, sagt der Fahrlehrer aus Höchstädt. Doch auch wenn genügend Übungsstunden wahrgenommen wurden, kann es dazu kommen, dass man die praktische Prüfung nicht besteht. Manchmal hänge das Bestehen von einer einzelnen Situation ab, die während der Übungsstunden nie vorgekommen sei, sagt Renner. „Der sicherste Fahrschüler kann durch die Prüfung fallen, weil er in der Übung zum Beispiel noch nie an einem haltenden Bus vorbeifahren musste.“