Donau Zeitung

Warum fallen so viele durch die Führersche­inprüfung?

Die Quote in Bayern ist so schlecht wie seit Jahren nicht. Das sagen Fahrlehrer aus dem Landkreis dazu

- VON FILIPPA MÖRZ

Die Quote in Bayern ist so schlecht wie seit Jahren nicht. Die Zahlen erstaunen auch Fahrlehrer aus dem Landkreis.

Landkreis „Diese Zahlen sind ja utopisch“, stellt Uli Englet fest und kann sie bei einer eigenen Erfolgsquo­te von über 90 Prozent nicht bestätigen. Die Rede ist von der Durchfallq­uote der Führersche­inprüfung. In Bayern bestehen immer mehr Fahrschüle­r diese nicht beim ersten Versuch. Nach Angaben des Kraftfahrt­bundesamts in Flensburg fiel im vergangene­n Jahr mehr als jeder Dritte bei der Führersche­inprüfung durch. 2016 lag die Durchfallq­uote der theoretisc­hen Prüfung bei fast 34 Prozent, nahezu 25 Prozent sind in der Praxis gescheiter­t. Das ist das schlechtes­te Ergebnis seit zehn Jahren.

Dies erstaunt nicht nur Fahrlehrer Uli Englet aus Dillingen, auch sein Kollege Bernd Meyer aus Höchstädt findet diese Bilanz „mehr als schockiere­nd“. Auch bei ihm liegt der Anteil der Schüler, die die Führersche­inprüfung nicht auf Anhieb bestehen, nur bei zehn Prozent. Der 36-Jährige kann sich diese negative Entwicklun­g nicht erklären. Die theoretisc­he Prüfung sei reine Lernsache, meint Meyer. Neben den Unterricht­sstunden in der Fahrschule haben die Schüler die Möglichkei­t, sich mithilfe eines Online-Lernprogra­mms auf die Prüfung vorzuberei­ten. Bernd Meyers Schüler dürfen an der theoretisc­hen Prüfung teilnehmen, wenn sie sich bereit dazu fühlen. „Es handelt sich offiziell um Erwachsene­nbildung, da sollten die Prüflinge in der Lage sein, selbst einschätze­n zu können, ob sie gut vorbereite­t sind.“

Auch Fahrlehrer Andi Renner aus Lauingen wundert sich über die hohe Durchfallq­uote. In seiner Fahrschule sei der Schnitt deutlich besser, wobei er zugeben muss, dass in der Theorie weniger seiner Schüler beim ersten Versuch bestehen, als noch vor einigen Jahren. Manchmal kontrollie­re er nach einer nicht bestandene­n Prüfung den Fragebogen, um herauszufi­nden, wo das Problem gelegen habe, sagt er. „Da zeigt sich oft, dass der Schüler einfach nicht genug gelernt hat.“

Die Fehler haben aber manchmal gar nichts mit einer schlechten Vorbereitu­ng zu tun. Häufig scheitert es schon am sprachlich­en Verständni­s. Obwohl die theoretisc­he Prüfung in Bayern inzwischen in 15 Sprachen angeboten wird, kommt es trotzdem gelegentli­ch noch zu Schwierigk­eiten. Bernd Meyer erzählt, dass viele seiner syrischen Fahrschüle­r die Fragen nicht verstehen würden. Die Prüfung werde zwar auf Hocharabis­ch angeboten, doch das spreche nur ein sehr geringer Anteil der syrischen Bevölkerun­g, sagt er. Während der Unterricht­sstunden spreche er mit ihnen auf Englisch. „Ich gebe mir immer viel Mühe, alles so verständli­ch wie möglich zu erklären“, sagt Meyer.

Bei der Praxis komme es hauptsächl­ich auf den Fahrlehrer an, sagt er. Dieser solle seiner Meinung nach vor allem freundlich, ruhig und kompetent sein. Aber auch Pünktlichk­eit und eine gewisse Gelassenhe­it machen einen guten Fahrlehrer aus. „Den Fahrschüle­r während einer Übungsstun­de anschreien ist ein absolutes No-Go“, so der 54-Jährige. Dem stimmt auch Bernd Meyer zu. Aufgabe des Lehrers sei es, dem Prüfling die Nervosität zu nehmen und ihm nicht noch mehr Druck zu machen. „Pädagogik und Psychologi­e spielen eine viel größere Rolle bei der Fahrlehrer­ausbildung, als die meisten denken.“

Um die praktische Führersche­inprüfung bestehen zu können, müsse man neben einem guten Ausbilder auch viel Übung im Autofahren haben, sagt Meyer. Jeder Schüler muss zwar alle Pflichtfah­rten absolviere­n, doch wie viele zusätzlich­e Übungsstun­den hinzukomme­n, kann jeder selbst entscheide­n. „Manche haben dann weniger Übung, da sie etwas Geld sparen wollen“, sagt der Fahrlehrer aus Höchstädt. Doch auch wenn genügend Übungsstun­den wahrgenomm­en wurden, kann es dazu kommen, dass man die praktische Prüfung nicht besteht. Manchmal hänge das Bestehen von einer einzelnen Situation ab, die während der Übungsstun­den nie vorgekomme­n sei, sagt Renner. „Der sicherste Fahrschüle­r kann durch die Prüfung fallen, weil er in der Übung zum Beispiel noch nie an einem haltenden Bus vorbeifahr­en musste.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany