Seehofers Frontmann
Stephan Mayer wurde Innenstaatssekretär, obwohl er im CSU-Führungsstreit dem Chef in den Rücken gefallen war. Jetzt soll er für zügige Abschiebungen sorgen
Wie sehr Innenminister Horst Seehofer auf seinen Staatssekretär Stephan Mayer baut, zeigt sich daran, wie entschlossen er mit dessen Berufung über seinen Schatten gesprungen ist. In der CSU-internen Auseinandersetzung zwischen Seehofer, damals noch bayerischer Ministerpräsident, und seinem Herausforderer Markus Söder hatte sich Innenpolitikexperte Mayer in einem Interview sehr lobend über Söder geäußert. Er ließ durchklingen, dass Seehofer möglicherweise nicht der richtige Spitzenkandidat für die Landtagswahl im kommenden Herbst sein könnte. damit stieß er Seehofer, der als durchaus nachtragend gilt, mächtig vor den Kopf.
Das Vertrauensverhältnis, das die beiden Oberbayern – Seehofer kommt aus Ingolstadt, Mayer aus Neuötting – über die Jahre aufgebaut hatten, drohte ernsten Schaden zu nehmen. Doch als Seehofer in der neuen GroKo Superminister wurde, der sich neben dem Inneren auch um die Bereiche Bau und Heimat kümmern muss, führte am 44-jährigen Mayer kein Weg mehr vorbei – auch weil viele seiner engsten Mitarbeiter Seehofer nicht von München nach Berlin folgen wollten.
Der neue Innenminister ist zudem kein Jurist, was Kritiker für ein Manko halten. Stephan Mayer dagegen ist Volljurist und Rechtsanwalt. Als innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion hat er sich in den vergangenen Jahren akribisch in alle wichtigen sicherheitsrelevanten Themen eingearbeitet.
Gerade im Zuge der Flüchtlingskrise und der zunehmenden Terrorgefahr ist Mayer zum Aushängeschild konservativer Sicherheitspolitik geworden – und damit zum gefragten Talkshow-Gast und Interviewpartner. Seine Positionen sind verlässlich an der konsequenten Durchsetzung von Recht und Ordnung ausgerichtet, im Zweifel fordert Mayer schärfere Gesetze, generell eine bessere Ausstattung von Polizei und Geheimdiensten. Inhaltlich passt zwischen Seehofer und Mayer kein Blatt Papier. Auch Mayer hat sich für eine Flüchtlingsobergrenze ausgesprochen. Und er gefordert, die Ausreisepflicht von Ausländern ohne Bleiberecht ohne Nachsicht durchzusetzen. Dies in die Praxis umzusetzen, wird nun seine erste große Herausforderung im neuen Amt. Schon im Herbst will Seehofer das erste Rückführungszentrum für Flüchtlinge in Betrieb nehmen, als Modell für die „Ankerzentren“, in denen künftig das gesamte Asylverfahren abgewickelt wird. Die Sache ist komplex, der Zeitplan ehrgeizig. Doch Mayer, der in seiner Jugend als guter Basketballer galt und auch mal einen Halbmarathon läuft, traut Seehofer zu, dieses Projekt zu meistern.
Mag der unverheiratete Mayer, dessen Familie Wurzeln im Sudetenland hat, ein politischer Hardliner sein, Populismus ist ihm fremd. Der AfD hat er in einer bemerkenswerten Rede im Bundestag die Leviten gelesen. Die Partei verweise auf echte Probleme, etwa bei der Ausländerkriminalität, mache dann aber Vorschläge, die der Verfassung widersprächen.