Handy besiegt Langeweile
Früher floh der Mensch am Abend ins Wirtshaus, um der Langeweile im trauten Heim zu entgehen. Heute erleben 40 Prozent der Beschäftigten die Schrecken der Langeweile am Arbeitsplatz. Das hat eine aktuelle Studie aufgedeckt.
Nach Arbeitsschluss widmet sich der heutige Homo digitalis dem Dialog mit seinem Smartphone. Mit dessen Hilfe saust er durchs Internet, erschießt in einem War-Game drei virtuelle Schurken, enträtselt 20 Spam-Mails, verfolgt mit Google-Hilfe die Lebensspuren der Nachbarin und lässt sich über eine Partnervermittlung von liebesdurstigen Unbekannten anbalzen. Solche Abenteuer unterdrücken die Langeweile und zugleich die urtümliche Sehnsucht nach dem Wirtshaus.
Logischerweise lässt sich der Schluss ziehen: Die zunehmenden Handy-Verbote am Arbeitsplatz sind die Ursache der betrieblichen Langeweile. Auch in Büro und Werkhalle benötigt der digital verspielte Mensch das Spiel mit Facebook, Twitter, Instagram und WhatsApp.
Schon Johann Christoph Friedrich Gutsmuths hat 1796 in seinem Buch „Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes“festgestellt: „Spiele sind wichtige Kleinigkeiten; weil Freude und Vergnügen zur Erholung von Arbeit, leider auch wohl zum Schutze gegen Langeweile, eben so gut Bedürfnisse sind, als Befriedigung der Verdauungs- und Denkkraft.“