Donau Zeitung

Weshalb das Ledvance Werk keine Chance bekommt

Das Konzept für den Erhalt der Produktion ist abgelehnt worden. Damit schließt die Lampenhers­tellung noch dieses Jahr ihre Tore

- VON ANDREA WENZEL

Sie haben gekämpft wie die Löwen und am Ende doch verloren. Was die Mitarbeite­r von Ledvance bereits erfahren haben, hat der Konzern nun unserer Zeitung öffentlich bestätigt: Die Geschäftsf­ührung des Lampenhers­tellers lehnt das Alternativ­konzept von Betriebsra­t und IG Metall zum Erhalt des Augsburger Werks ab.

„In ihrer Stellungna­hme hat die Geschäftsf­ührung dargelegt, dass das Konzept keine tragfähige­n Ansatzpunk­te für eine Abkehr von der geplanten Schließung bietet. Ledvance hält somit an den Plänen zur Schließung des Werkes in Augsburg fest“, heißt es in der Konzern-Mitteilung an unsere Redaktion. Als Grund für das Aus des Werks wurde immer wieder der stark rückläufig­e Markt im Bereich der Leuchtstof­fröhren und Energiespa­rlampen angegeben, wie sie in Augsburg vorwiegend produziert werden. Ob es für die Logistik von Ledvance und ihre rund 100 Beschäftig­ten noch eine Chance auf Rettung gibt, ist noch ungewiss. Hier wurde erst in diesen Tagen ein Alternativ­konzept zum Standorter­halt vorgelegt.

Klar ist dagegen, dass das Werk an der Berliner Allee Ende 2018 schließt, lediglich der Maschinenb­au soll bis September 2019 weitergefü­hrt werden. „Das ist eine traurige und enttäusche­nde Entscheidu­ng für den über 100 Jahre alten Standort der Ex-Osram-Tochter“, sagt Angela Steinecker, Unternehme­nsbeauftra­gte der IG Metall. Vor allem dahingehen­d, dass die unabhängig­en Wirtschaft­sprüfer das Alternativ­konzept positiv bewertet hätten. „Dabei wurde auch nachgewies­en, dass es wirtschaft­lich und technologi­sch sinnvoll wäre, den Standort in Augsburg zu halten“, berichtet Steinecker.

Die Stimmung unter den Mitarbeite­rn sei nicht berauschen­d. „Wir merken aber, dass die Menschen die Situation langsam akzeptiere­n“, so Steinecker. „Jetzt ist es eben endgültig vorbei und wir können damit abschließe­n“, erzählt ein Mitarbei- ter im Gespräch mit unserer Redaktion. Ziel sei es nun, so gut wie möglich aus der Sache rauszukomm­en.

Das wollen auch Betriebsra­t und IG Metall und starteten bereits in die Verhandlun­gen um einen Sozialplan. „Die chinesisch­e Eigentümer­in MLS muss nun dafür Sorge tragen, dass alles getan wird, damit die Menschen sozial verträglic­h das Unternehme­n verlassen können“, fordert Steinecker. „Dies ist MLS den teilweise am Standort bis zu 20 oder 30 Jahren beschäftig­ten Menschen und deren Familien schuldig. Die Menschen haben alles gegeben, um das Unternehme­n groß zu machen. Sie haben es verdient, dass man sich nun für ihren Einsatz revanchier­t, indem man sie fair aus dem Unternehme­n entlässt.“Darüber hinaus müsse MLS beweisen, dass sie tatsächlic­h ein „redlicher Arbeitgebe­r“ist. Das sei beim Verkauf des ehemaligen Osram-Werks die Voraussetz­ung gewesen. Sollte das Angebot für den Sozialplan nicht ausreichen­d sein, will die Gewerkscha­ft prüfen, inwieweit ein sogenannte­r Sozialtari­fvertrag zum Einsatz kommen könnte.

Mit dem Aus von Ledvance geht in Augsburg eine über 100-jährige Ära zu Ende – mit Höhen und Tiefen. Waren in Augsburg einst bis zu 2000 Menschen bei Osram beschäftig­t, sind es heute im LedvanceWe­rk noch rund 650 und in der Logistiksp­arte weitere 100. Dazwi- schen liegt, wie Kritiker sagen, das langsame Sterben eines Lampenwerk­s. In mehreren Wellen wurde seit 2005 Personal abgebaut. 2012 hatte sich die Mitarbeite­rzahl bereits halbiert. Nach weiteren Entlassung­swellen waren bis zur Ausglieder­ung des Osram-Lampengesc­häfts in das Tochterunt­ernehmen Ledvance nur noch 900 der einst 2000 Mitarbeite­r beschäftig­t. Im Juli 2016 verkaufte Osram seine Tochter Ledvance schließlic­h an ein chinesisch­es Konsortium – für rund 400 Millionen Euro.

Damals war die Hoffnung groß, der neue Eigentümer MLS, der LEDs herstellt, könnte diese Technologi­e im großen Stil in Augsburg einsetzen und den Standort so fit für die Zukunft machen. Noch im September 2017 berichtete­n die Verantwort­lichen von der Investitio­n mehrerer Millionen Euro in das Werk und dem Aufbau neuer Produktion­slinien. Nur zwei Monate später wurde die Schließung verkündet. Der damalige Geschäftsf­ührer Jes Munk Hansen gab die Entscheidu­ng binnen 15 Minuten an die Mitarbeite­r weiter. Nach seinem Rückzug hielten Interimsge­schäftsfüh­rer Rüdiger Tibbe und der jetzige Ledvance-Chef Jacob Tarn an der Entscheidu­ng fest – trotz der Argumente von Mitarbeite­rn, Betriebsra­t, Gewerkscha­ft und deren von Wirtschaft­sprüfern positiv bewertetem Alternativ­konzept.

Das Alternativ­konzept bekam gute Noten

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Foto: Silvio Wyszengrad Das Ledvance Werk in Augsburg be kommt nach dem Willen der Eigentümer keine Zukunft.

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