Weshalb das Ledvance Werk keine Chance bekommt
Das Konzept für den Erhalt der Produktion ist abgelehnt worden. Damit schließt die Lampenherstellung noch dieses Jahr ihre Tore
Sie haben gekämpft wie die Löwen und am Ende doch verloren. Was die Mitarbeiter von Ledvance bereits erfahren haben, hat der Konzern nun unserer Zeitung öffentlich bestätigt: Die Geschäftsführung des Lampenherstellers lehnt das Alternativkonzept von Betriebsrat und IG Metall zum Erhalt des Augsburger Werks ab.
„In ihrer Stellungnahme hat die Geschäftsführung dargelegt, dass das Konzept keine tragfähigen Ansatzpunkte für eine Abkehr von der geplanten Schließung bietet. Ledvance hält somit an den Plänen zur Schließung des Werkes in Augsburg fest“, heißt es in der Konzern-Mitteilung an unsere Redaktion. Als Grund für das Aus des Werks wurde immer wieder der stark rückläufige Markt im Bereich der Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen angegeben, wie sie in Augsburg vorwiegend produziert werden. Ob es für die Logistik von Ledvance und ihre rund 100 Beschäftigten noch eine Chance auf Rettung gibt, ist noch ungewiss. Hier wurde erst in diesen Tagen ein Alternativkonzept zum Standorterhalt vorgelegt.
Klar ist dagegen, dass das Werk an der Berliner Allee Ende 2018 schließt, lediglich der Maschinenbau soll bis September 2019 weitergeführt werden. „Das ist eine traurige und enttäuschende Entscheidung für den über 100 Jahre alten Standort der Ex-Osram-Tochter“, sagt Angela Steinecker, Unternehmensbeauftragte der IG Metall. Vor allem dahingehend, dass die unabhängigen Wirtschaftsprüfer das Alternativkonzept positiv bewertet hätten. „Dabei wurde auch nachgewiesen, dass es wirtschaftlich und technologisch sinnvoll wäre, den Standort in Augsburg zu halten“, berichtet Steinecker.
Die Stimmung unter den Mitarbeitern sei nicht berauschend. „Wir merken aber, dass die Menschen die Situation langsam akzeptieren“, so Steinecker. „Jetzt ist es eben endgültig vorbei und wir können damit abschließen“, erzählt ein Mitarbei- ter im Gespräch mit unserer Redaktion. Ziel sei es nun, so gut wie möglich aus der Sache rauszukommen.
Das wollen auch Betriebsrat und IG Metall und starteten bereits in die Verhandlungen um einen Sozialplan. „Die chinesische Eigentümerin MLS muss nun dafür Sorge tragen, dass alles getan wird, damit die Menschen sozial verträglich das Unternehmen verlassen können“, fordert Steinecker. „Dies ist MLS den teilweise am Standort bis zu 20 oder 30 Jahren beschäftigten Menschen und deren Familien schuldig. Die Menschen haben alles gegeben, um das Unternehmen groß zu machen. Sie haben es verdient, dass man sich nun für ihren Einsatz revanchiert, indem man sie fair aus dem Unternehmen entlässt.“Darüber hinaus müsse MLS beweisen, dass sie tatsächlich ein „redlicher Arbeitgeber“ist. Das sei beim Verkauf des ehemaligen Osram-Werks die Voraussetzung gewesen. Sollte das Angebot für den Sozialplan nicht ausreichend sein, will die Gewerkschaft prüfen, inwieweit ein sogenannter Sozialtarifvertrag zum Einsatz kommen könnte.
Mit dem Aus von Ledvance geht in Augsburg eine über 100-jährige Ära zu Ende – mit Höhen und Tiefen. Waren in Augsburg einst bis zu 2000 Menschen bei Osram beschäftigt, sind es heute im LedvanceWerk noch rund 650 und in der Logistiksparte weitere 100. Dazwi- schen liegt, wie Kritiker sagen, das langsame Sterben eines Lampenwerks. In mehreren Wellen wurde seit 2005 Personal abgebaut. 2012 hatte sich die Mitarbeiterzahl bereits halbiert. Nach weiteren Entlassungswellen waren bis zur Ausgliederung des Osram-Lampengeschäfts in das Tochterunternehmen Ledvance nur noch 900 der einst 2000 Mitarbeiter beschäftigt. Im Juli 2016 verkaufte Osram seine Tochter Ledvance schließlich an ein chinesisches Konsortium – für rund 400 Millionen Euro.
Damals war die Hoffnung groß, der neue Eigentümer MLS, der LEDs herstellt, könnte diese Technologie im großen Stil in Augsburg einsetzen und den Standort so fit für die Zukunft machen. Noch im September 2017 berichteten die Verantwortlichen von der Investition mehrerer Millionen Euro in das Werk und dem Aufbau neuer Produktionslinien. Nur zwei Monate später wurde die Schließung verkündet. Der damalige Geschäftsführer Jes Munk Hansen gab die Entscheidung binnen 15 Minuten an die Mitarbeiter weiter. Nach seinem Rückzug hielten Interimsgeschäftsführer Rüdiger Tibbe und der jetzige Ledvance-Chef Jacob Tarn an der Entscheidung fest – trotz der Argumente von Mitarbeitern, Betriebsrat, Gewerkschaft und deren von Wirtschaftsprüfern positiv bewertetem Alternativkonzept.
Das Alternativkonzept bekam gute Noten