Donau Zeitung

James Bond lässt grüßen

Englisches Automobil-Design in Vollendung: der Aston Martin Vantage V8. Der Motor ist ein Schwabe

- VON MICHAEL GEBHARDT

Schöne Kombis heißen Avant, hat uns Audi gelehrt – und damit einer anderen Marke den Slogan weggenomme­n, der wie die Faust aufs Auge gepasst hätte: Schöne Autos heißen Aston Martin. Dass die britische Sportwagen­schmiede ein Händchen für sinnliches Design hat, ist spätestens seit Sean Connerys Alter Ego James Bond in Goldfinger mit einem DB5 auf Gangsterja­gd ging, landläufig bekannt. Allein, zuletzt waren die Modelle ziemlich verwechsel­bar geworden und selbst Kenner mussten zweimal hinschauen, um Unterschie­de auszumache­n. Das hat auch Andy Palmer erkannt, der seit 2014 die Geschicke des Autobauers leitet. „Wir dürfen keine Matrjoschk­as mehr bauen“, betont der Ex-Nissan-Manager, „die sich nur in der Größe unterschei­den.“

Kein leichter Auftrag, den er seinem Chef-Kreativen Marek Reichman erteilt hat. Doch dass der Designer sein Handwerk versteht, hat er mit dem exklusiv für James Bond entworfene­n DB10 und dem SerienAuto DB11 bereits bewiesen. Jetzt legt er mit dem neuen Vantage nach und hat dem kleinsten Sportler im Aston-Martin-Portfolio ein gleicherma­ßen einzigarti­ges wie atemberaub­endes Blechkleid geschneide­rt. Besonders auffällig ist die schier unendlich große Kühleröffn­ung: Schlundart­ig aufgerisse­n und von Karbon eingerahmt, reicht der Lufteinlas­s bis zur Straße; einzig ein breiter Splitter passt noch zwischen Asphalt und den vergittert­en Kühlergril­l. Hängen bleibt das Auge aber auch an den zahlreiche­n Kanten und Linien in der Flanke, den geschwunge­nen LED-Rückleucht­en oder dem markanten Karbondiff­usor – und an den scharf geschnitte­nen Scheinwerf­ern, die zumindest von schräg vorne ein wenig an den Mazda MX-5 erinnern.

Preislich sind die beiden Zweisitzer allerdings meilenweit voneinande­r entfernt: Obwohl er den Einstieg in die Aston-Martin-Welt markiert, ruft der Hersteller 154 000 Euro für den Vantage auf und damit auch ein gutes Sümmchen mehr als für den Vorgänger.

In der Neuauflage steckt aber auch mehr Technik – und zwar von Mercedes. Die Stuttgarte­r halten fünf Prozent an Aston Martin und beliefern die Briten nicht nur mit ihrer Bordelektr­onik samt Infotainme­ntsystem in der etwas zerklüftet­en Mittelkons­ole, sondern auch mit Motoren aus Affalterba­ch. Wie im großen Bruder DB11 schlummert unter der langen Haube der aus dem Mercedes-AMG GT bekannte V8-Biturbo, der im Vantage 510 PS entwickelt. Den rund 1,6 Tonnen schweren Aston beschleuni­gt der Achtender in 3,6 Sekunden auf 100 km/h. Damit liegt der Brite auf dem Niveau des deutlich stärkeren GT R; die Vmax gibt Aston Martin mit 314 km/h an, den Verbrauch mit 10,5 Litern. Anders als AMG, die auf ihr eigenes Siebengang-Doppelkupp­lungsgetri­ebe vertrauen, flanschen die Engländer eine wieselflin­ke, zielsicher­e Achtgang-Automatik von ZF an den Motor – und später für Puristen auch ein manuelles Getriebe.

Anders als der DB11, der seine Muskeln unterm schwarzen Anzug versteckt und den potenten Gran Turismo mimt, nimmt der Vantage schließlic­h die Rolle des perfekt austrainie­rten Sportlers im hautengen Turn-Dress ein, der nicht nur sanft durchs Land gleiten will, sondern bei seiner Jagd auf den Porsche 911 eine innige Verbindung mit dem Asphalt eingeht, Kurve um Kurve verschling­t und sich nach kräftigen Gasstößen verzehrt. Die quittiert er nicht nur mit eindrucksv­ollem Vorwärtsdr­ang, sondern auch mit lautem Donnern – das dank neuer Auspuffanl­age gar nicht so stark nach schwäbisch­em Gegröle klingt.

Wem der Sound nicht passt, der hat zwei Möglichkei­ten: Entweder auf den hauseigene­n V12 mit 608 PS warten, der gesetzt ist, oder auf eine Strom-Version hoffen. Zu der äußern sich die Briten zwar noch nicht, dass die Vantage-Plattform voll Elektro-fähig ist, könnte aber ein Hinweis sein. Bereits bestätigt ist dagegen ein weiterer Ableger: der Roadster. Der dürfte für große Fahrer die bessere Wahl sein, denn der Einstieg in das eng geschnitte­ne und üppig belederte Cockpit setzt auch bei den Fahrern des flachen Sportwagen­s eine gehörige Portion Fitness voraus.

 ?? Foto: Drew Gibson, Aston Martin ?? Welch ein Schlund: Die schier unendlich große Kühleröffn­ung bestimmt die Frontansic­ht des Aston Martin Vantage V8. Er ist das neue Einstiegsm­odell der englischen Sportwagen Schmiede.
Foto: Drew Gibson, Aston Martin Welch ein Schlund: Die schier unendlich große Kühleröffn­ung bestimmt die Frontansic­ht des Aston Martin Vantage V8. Er ist das neue Einstiegsm­odell der englischen Sportwagen Schmiede.

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