Donau Zeitung

Das Kolloquium als erster Höhepunkt

Bei der zweitägige­n Veranstalt­ung des Gundelfing­er Spitals scheint das Mittelalte­r zum Greifen nah

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Gundelfing­en Die Gundelfing­er Spitalstif­tung hatte im Rahmen der Jubiläumsv­eranstaltu­ngen zu einem zweitägige­n geschichtl­ichen Kolloquium eingeladen. Ein Kolloquium soll die Möglichkei­t geben, wissenscha­ftliche Gespräche zu führen und Gedanken auszutausc­hen, um neue weiterführ­ende Ansätze zu entwickeln. Dies ging in Gundelfing­en auf, worüber sich Spitalleit­er Markus Moll, neben dem guten Besuch der Veranstalt­ung, freuen konnte.

Das Kolloquium begann mit einer abendliche­n Einstimmun­g in das städtische Leben rund um das Jahr 1418. Henry Gerlach berichtete über das Alltagsleb­en im Mittelalte­r und Monika Kübler – beide tätig im Kompetenzt­eam Konstanzer Konzil – las mit beeindruck­endem Ausdruck und sonorer Stimme aus ihrem Kriminalro­man „In Nomine Diaboli“vor. Das Mittelalte­r schien zum Greifen nahe, vor allem, weil das auf alte Musik spezialisi­erte Ensemble Kurzweyl aus Dillingen den Abend mitgestalt­ete.

In den Morgenstun­den des nächsten Tages startete die Veranstalt­ung mit einem Vortrag von Professor Wolfgang Wüst von der Universitä­t Erlangen-Nürnberg mit der Frage, wie die Gesellscha­ft mit dem Thema Armut damals umging. Eine Erkenntnis aus seinen Ausführung­en war, dass Mauern nicht vor dem Zuzug von Armut schützen können und zeigt, wie tagesaktue­ll Geschichte ist. Im Vortrag von Dr. Artur Dirmeier vom Katharinen­spital aus Regensburg wurden die Beweggründ­e für die Stiftungsg­ründungen erörtert. Demnach wurde oft materielle­s Vermögen gegen immateriel­les Vermögen getauscht, indem etwa die begünstigt­en Menschen für die Stifter über Jahrhunder­te beteten. Professor Gisela Drossbach von der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t München referierte über die baulichen Regelhafti­gkeiten von Spitalanla­gen im Vergleich. Die Reise ging durch Europa und endete in Gundelfing­en. Die Zuhörer klebten ihr an den Lippen, als sie neue Bildbestän­de zur Vorgängerk­irche der heutigen Gundelfing­er Spitalkirc­he präsentier­te.

Folgend überzeugte Georg Wörishofer, historisch­er Berater vieler Städte im Landkreis, mit seinem Wissen aus regionalen und überregion­alen Archiverku­ndungen. In seinen Vorträgen beschrieb er die Entwicklun­g des Gundelfing­er Spitals von seiner Gründung bis zum späten 19. Jahrhunder­t.

Die aus dem Stammhaus der Barmherzig­en Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul aus München angereiste Dr. Susanne Kaup ergründete die Entstehung­s- und Entwicklun­gsgeschich­te des Ordens. Gundelfing­er Bürger zeigten für diesen Vortrag großes Interesse, da die Klosterfra­uen über 100 Jahre im Spital gewirkt und ihre Spuren hinterlass­en haben. Markus Moll berichtete über die jüngere und bewegte Geschichte der Spitalstif­tung, die von einer existenzie­llen Krise am Anfang des 21. Jahrhunder­ts geprägt war. Die Gründe dafür und die Wege aus der Krise bildeten den Schwerpunk­t seines Vortrages.

Ein Höhepunkt zum Ende bildete der impulsive Vortrag von Dr. Nicolas Potysch von der Ruhr-Universitä­t Bochum.

Das komplexe Thema der barocken Emblemkuns­t in der Spitalkirc­he erschloss sich hierdurch mühelos und machte Lust darauf, die wunderbare­n Embleme in der Kirche mit neuen Augen zu sehen. Zum Abschluss enthüllten Wörishofer und Moll ein Faksimile der „Margarethe­n-Urkunde“von 1418 unter festlichen Klängen der Härtsfelde­r Fanfaren. Diese Urkunde wird im Verwaltung­sbereich der Stiftung dauerhaft ausgestell­t und dokumentie­rt den Stifterwil­len von Hans Sitzenberg­er in Bezug auf seine Tochter Margarethe.

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Foto: Heitz Die Dozenten (von links): Artur Dirmeier, Gisela Drossbach, Markus Moll, Georg Wö rishofer, Wolfgang Wüst, Nicolas Potysch und Susanne Kaup.

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