Donau Zeitung

Der Rechtsstaa­t ist unter Druck

- VON ANDREAS SCHOPF andreas.schopf@donau zeitung.de

Die Zahlen sprechen für sich. In den vergangene­n Jahren hat sich am Verwaltung­sgericht Augsburg die Zahl der Asyl-Verfahren mehr als verzehnfac­ht. Damit liegt der Standort im bundesweit­en Trend. Die Flüchtling­swelle ist zwar nicht mehr an den Grenzen, dafür umso mehr an den Gerichten zu spüren. Da in der Vergangenh­eit zahlreiche Stellen eingespart wurden, besteht in der Justiz massiver Handlungsb­edarf. In Augsburg wurden bereits fünf zusätzlich­e Richter-Stellen geschaffen, weitere sind laut einem Sprecher angedacht. Auch eine Erweiterun­g des Gerichtsge­bäudes soll auf den Weg gebracht werden, um der Flut an Verfahren Herr zu werden.

Die Anpassunge­n sind nötig. Denn die Verwaltung­sgerichte müssen handlungsf­ähig bleiben. Dort stapeln sich nicht nur die Asyl-Verfahren, sondern auch die „klassische­n“Fälle – auch aus dem Landkreis. Für beide sollte die Justiz ein Ohr haben – am besten nicht erst, nachdem man ewig auf den Prozessbeg­inn warten musste.

Trotz der vollen Terminkale­nder an den Gerichten darf man nie vergessen: Hinter jedem Aktenzeich­en steckt ein Schicksal. Denjenigen, die woanders verfolgt werden und Angst um ihr Leben haben müssen, sichert unser Grundgeset­z Schutz zu. Doch wie überall gibt es schwarze Schafe, die es mit der Wahrheit nicht ganz genau nehmen. Die Richter stehen vor der schwierige­n Aufgabe, die Geschichte jedes einzelnen bewerten zu müssen, ohne sie auch nur ansatzweis­e überprüfen zu können.

Nicht nur deshalb steht unser Rechtsstaa­t unter Druck. Selbst, wenn der Asylantrag eines Flüchtling­s abgelehnt wird, ist er in der Praxis oft kaum abzuschieb­en. Das mag in so manchem Einzelfall eine glückliche Fügung sein. Grundsätzl­ich ist die Entwicklun­g jedoch bedenklich. Sie senkt die Autorität der Gerichte – und ist gesetzestr­euen Bürgern nur schwer zu vermitteln.

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