Macron prescht vor
Warum Paris nicht auf Berlin wartet
Paris Schon in den ersten Minuten seiner Präsidentschaft im Mai 2017 zeigte Emmanuel Macron, wie er sich in seinem neuen Amt auch versteht: als oberster Befehlshaber der Streitkräfte. In einem offenen Militärfahrzeug rollte er unmittelbar nach seiner Amtseinführung über die Champs-Élysées.
Sinn für starke Bilder bewies der 40-jährige Präsident, dessen Generation keinen Militärdienst mehr leisten musste, nun erneut. Das in den sozialen Netzwerken verbreitete Foto von ihm im „Jupiter-Bunker“unter dem Élysée-Palast, wo er in der Nacht auf Samstag, umringt von Verteidigungsministerin Florence Parly und hochrangigen Militärberatern, die Bombardements in Syrien verfolgte, erinnerte wohl nicht ungewollt an die Szene, als der damalige US-Präsident Barack Obama 2011 den tödlichen Angriff auf Osama bin Laden beobachtete.
Auch Macron ist ein Meister der politischen Inszenierung. Stets hat er Ehrgeiz darin gezeigt, sein Land wieder stärker ins Zentrum des diplomatischen Weltgeschehens zu rücken. Das entspricht der Erwartungshaltung vieler Franzosen. „France is back“– Macrons selbstbewusste Botschaft, die er im Ausland gerne gegenüber Wirtschaftsinvestoren verkündet, soll auch außenpolitisch gelten.
Und wo bleibt Europa? Wo bleibt die gemeinsame Stimme, für die der französische Staatschef doch immerzu wirbt? Wissend, dass er Berlin nicht für eine Beteiligung an einem Angriff auf Syrien gewinnen kann, ging er ungerührt alleine voran.