Echo wird erneuert
Veranstalter lenkt nach Protesten gegen Musikpreis für Kollegah und Farid Bang ein
Berlin Die Kritik an der Echo-Verleihung an die Rapper Kollegah und Farid Bang wegen antisemitischer Texte hat sich am Wochenende weiter verschärft. So stellte der ARDKoordinator für Unterhaltung den Musikpreis ganz infrage. Es gebe nur eine sinnvolle Reaktion der Musikindustrie, schrieb Thomas Schreiber in einem Gastbeitrag für
Die Welt: „Eine Entschuldigung und die Erkenntnis, dass dieser Echo keine Berechtigung mehr hat: weder inhaltlich noch moralisch.“
Angesichts des Proteststurms nach der Echo-Verleihung am Donnerstagabend, die live auf Vox zu sehen war, will der Veranstalter das Konzept überarbeiten. „Als Konsequenz daraus wird der Preis auf Entscheidung des Vorstandes vom heutigen Tag nun überarbeitet werden“, erklärte Florian Drücke, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Musikindustrie, am Sonntag. Er kündigte eine „umfassende Analyse und die Erneuerung der mit der Nominierung und Preisvergabe zusammenhängenden Mechanismen“an. Details nannte er nicht. Die Verleihung der Echos richtet sich in den meisten Kategorien nach dem Ergebnis der Verkäufe und einer Juryabstimmung.
Sein Verband lehne jede Art von Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit, Homophobie und Gewaltverherrlichung ab, ergänzte Drücke. Unmissverständliche Kritik äußerte zuvor unter anderem der Deutsche Kulturrat. Schon die Nominierung der Rapper zeuge von „wenig Selbstreflexion“, sagte Kulturrats-Geschäftsführer Olaf Zimmermann dem Handelsblatt. „Die Echo-Jury und der Bundesverband Musikindustrie hätten die Notbremse ziehen müssen.“Der Kulturrat vertritt 250 Bundeskulturverbände.
Der katholische Limburger Bischof Georg Bätzing sagte bei einem Besuch auf der internationalen Musikmesse in Frankfurt, es sei „unerträglich, wenn über die Musik aggressiv zu Antisemitismus und Hass auf Religionen und Kulturen“aufgerufen werde. Er sei dankbar dafür, dass sich nach der Echo-Preisverleihung ein „Aufstand der Vernünftigen“gegen über Musik transportierte Ideologien formiere. Beim
WDR und beim SWR steht das Album der Rapper auf dem Index.
Kollegah und Farid Bang waren für ihr Album „Jung, Brutal, Gutaussehend 3“in der Kategorie „Hip-Hop/Urban National“ausgezeichnet worden. In dem Album finden sich Textzeilen wie „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“oder „Mache wieder mal ’nen Holocaust, komm’ an mit dem Molotow“. (dpa, afp)