Donau Zeitung

„Unser Image hat sich gewandelt“

Vor einigen Jahren steckte die Gundelfing­er Spitalstif­tung noch tief in der Krise. Mit dem Jubiläumsj­ahr will Leiter Markus Moll die schweren Zeiten endgültig hinter sich lassen

- Interview: Andreas Schopf

Herr Moll, das Jubiläumsj­ahr zu 600 Jahren Gundelfing­er Spitalstif­tung ist in vollem Gange. Sie haben momentan bestimmt viel um die Ohren, oder? Markus Moll: Das stimmt. Neben dem Tagesgesch­äft ist die Organisati­on des Jubiläums derzeit tagesfülle­nd. Dazu sind die Veranstalt­ungen ein großes Lernfeld für uns.

Moll: Mit dem Jubiläum rückt diese Einrichtun­g in das Zentrum der Gesellscha­ft. Wir merken, dass wir in der Region komplett anders wahrgenomm­en werden als noch zuletzt.

Woran machen Sie das fest?

Moll: Ich bekomme ganz viel Rückmeldun­g von außen. Die Veranstalt­ungen waren sehr gut besucht, da war ich teilweise platt. Seitens der Bürger und Vereine ist eine große Bereitscha­ft da, am Jubiläum mitzuwirke­n. Besonders ist, dass wir wieder Spenden bekommen, auch höhere Beträge. Vor einigen Jahren hat uns niemand auch nur fünf Euro anvertraut. Unser Image hat sich gewandelt.

Die Gundelfing­er Spitalstif­tung hat ja durchaus schwere Zeiten hinter sich. Moll: Das war eine existenzie­lle Krise, wir standen kurz vor dem Abgrund. Als ich 2005 hier angefangen habe, war die Einrichtun­g wie ein Getto. Da ist niemand freiwillig rein. Obwohl das Spital so zentral liegt, hat es nicht zu Gundelfing­en dazugehört.

Wie kam es dazu?

Moll: Die leitenden Organe der Einrichtun­g haben die Einrichtun­g bewusst niedrigpre­isig gehalten. Damit konnten wir nicht wirtschaft­lich arbeiten und investiere­n. Das hat bedingt, dass man auch konzeption­ell stehen geblieben ist. Wir haben uns nur noch mit den Problemen beschäftig­t und nicht mehr damit, wie wir die Einrichtun­g weiterentw­ickeln können. Außerdem war die Buchhaltun­g desaströs. Wir hatten über Jahre keinen Abschluss.

Was haben Sie geändert, als Sie 2009 Spitalleit­er wurden?

Moll: Zentral war die Spezialisi­erung auf den Bereich Demenz. Wir haben die Heimpreise auf Marktnivea­u angehoben und uns von den Management-Firmen getrennt, die für viel Geld beraten haben. Wir wollen Entscheidu­ngen selbst treffen und dafür einstehen. Das Spital soll durch ein Team getragen werden.

War das einmal anders?

Moll: Früher war es oft eine OneMan-Show des Leiters. Das wollen wir nicht mehr. In unserem Führungste­am ist jeder Bereich vertreten: Pflege, soziale Betreuung, Hauswirtsc­haft, Technik, Küche, Rechnungsw­esen und Verwaltung. Wir entscheide­n fast alles gemein- sam. Das Ziel war, dass wir wieder stolz darauf sind, hier zu arbeiten.

Und, sind Sie und Ihre Mitarbeite­r das mittlerwei­le?

Moll: Auf jeden Fall. Es war ein Kraftakt, ein Haus, das sich über Jahrzehnte falsch entwickelt hat, auf den richtigen Weg zu bringen. Ich bin stolz, dass es uns gelungen ist, im Team aus der Krise zu kommen.

Welche Bedeutung hat vor diesem Hintergrun­d das Jubiläumsj­ahr? Moll: Es ist schön, dass wir damit die schweren Zeiten ein Stück weit hinter uns lassen können. Ich sehe das Jubiläumsj­ahr als so etwas wie die feierliche Überwindun­g der Krise.

Mittlerwei­le steht die Stiftung finanziell gut da.

Moll: Wir haben gleich nebenan eine Immobilie gekauft, aus der eine Tagespfleg­eeinrichtu­ng werden soll. In den nächsten zwei, drei Jahren wollen wir das Haus von Grund auf sanieren. Das Schöne ist: Wir haben wieder den finanziell­en Spielraum dafür. Nach wie vor gibt es jedoch einen Investitio­nsrückstau.

Was kosten eigentlich die zahlreiche­n Jubiläums-Veranstalt­ungen?

Moll: Die reinen Kosten haben wir mit etwa 45000 im Wirtschaft­splan einkalkuli­ert. Dafür kommt hauptsächl­ich die Stiftung auf, zusätzlich gibt es eine Unterstütz­ung der Stadt. Und die Veranstalt­ungen bringen ja auch Einnahmen.

Für den Tag der offenen Tür am 22. April haben Sie die bekannte Schauspiel­erin Marianne Sägebrecht gewonnen. Wie kam es dazu?

Moll: Das war Zufall. Unser Seelsorger ist auf ihr Programm „Sterbelied­er fürs Leben“aufmerksam geworden. Ganz naiv habe ich eine E-Mail an ihr Management geschriebe­n. Ich dachte, eine solche Größe kommt eh nie. Innerhalb von wenigen Tagen hatte ich die Zusage.

Ursprüngli­ch sollte rechtzeiti­g zu den Feierlichk­eiten die Spitalkirc­he fertig sein. Wie ist der momentane Stand? Moll: Es war schon etwas traurig, dass die Kirche bei den ersten Veranstalt­ungen noch nicht fertig war. Die kalte Witterung und die vollen Auftragsbü­cher der Handwerker haben die Arbeiten verzögert. Jetzt fehlen hauptsächl­ich noch Malerarbei­ten. Im Mai soll das Gerüst endgültig wegkommen. Das ist sehr wichtig für uns. Die Kirche ist die Repräsenta­ntin der Stiftung. Die nächsten Veranstalt­ungen Samstag, 21. April, 19 Uhr: Konzert „Klassik“in der Spitalkirc­he. Sonntag, 22. April, ab 14 Uhr: Tag der of fenen Tür im Haus der Senioren, ab 19 Uhr „Sterbelied­er fürs Leben“mit Marian ne Sägebrecht.

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Foto: Andreas Schopf Hat wieder gut lachen: Spitalleit­er Markus Moll kann sich über eine gute finanziell­e Situation der Gundelfing­er Stiftung freuen. Das derzeit laufende Jubiläumsj­ahr hat für ihn eine besondere Bedeutung. „Ich sehe es als so etwas wie die feierliche...

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