Sie überwinden alle Erdenschwere
Die Afrika Night im Dillinger Stadtsaal bietet Musik, Tanz und Akrobatik. Sie wird vielen Kulturring-Freunden in Erinnerung bleiben
Dillingen Es begann verhalten und geheimnisvoll wie jede gute Bühnengeschichte. Aber der unentwegte Klang der Trommeln animierte die gastierende Tanz- und Akrobatenschar im Laufe des Abends zu immer rasanterer Bewegung, bis schließlich alle Lebensäußerungen der rhythmisierten Körper im Klimax orgiastischer Vibration erloschen.
Genau das stimmte mit den weltweit verbreiteten Vorstellungen von den verbindlichen Verpflichtungen einer „Afrika Night“überein. Auch bei dieser „Kulturring“-Veranstaltung entsprach die spektakuläre Demonstration von Lebenslust und abrufbarer Agilität den Erwartungen des Publikums im nur halb gefüllten Stadtsaal. Streiten lässt sich allerdings darüber, ob die emotionalisierende Musik mit ihren Anlehnungen an die abendländische Harmonielehre trotz aller rhythmischen Eigenwilligkeit nicht doch eher auf kulturelle Einflüsse der ehemaligen Kolonialmächte zurückgeht.
Aber mit dem Gesamtmilieu zauberte die gastierende Truppe jene grundsätzlichen Elemente ins Rampenlicht, die auch der Afrika-Tourist gegen Entrichtung von Gebühren an Ort und Stelle erwartet. Die Kulissenschrift kündigte ein „magisch sinnliches Ereignis vom Schwarzen Kontinent“an. Elefant, Giraffe und Nashorn sorgten als Schattenbilder für die passende Safari-Exotik. Aber das alles rückte in den Hintergrund, als die Künstler in Fahrt kamen. Die aufpeitschenden rhythmischen Trommel- und KoraSignale verwandelten die Mitglieder des Ensembles aus Gambia, Senegal, Togo, Elfenbeinküste, Guinea, Tansania und Simbabwe zu einer hervorragend koordinierten Schautanztruppe, die mit körperlich umgesetztem Gefühlsüberschwang verdeutlichte, dass das Glück des Lebens auch im Tanz liegen kann.
In den Atempausen wurden die Besucher über die Bauelemente von Trommeln und vor allem der Kora, einer westafrikanischen Stegharfe, informiert. Aber dann begann schon die nächste Verzückung durch Musik. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass die ständige rhythmische Wiederholung, der Reiz lang gezogener Vokale in den Liedtexten und die kontinuierliche Steigerung der Lautstärke als Impulse für die Sicherung der abschließenden Ekstase eingesetzt werden.
Nach dem Beispiel der Sänger und Instrumentalisten überwanden auch die Akrobaten alle Erdenschwere. Mit Präzision und Leichtigkeit wirbelten sie durch Luft und Licht, als wäre im Bühnenboden ein Trampolin eingebaut. Der artisti- sche Sieg über Feuer und Flamme sorgte dabei für einen zusätzlichen Nervenkitzel.
Das von der Konzert- und Gastspieldirektion Bentz & Partner entsandte Ensemble erntete zustimmenden Schlussapplaus. Die Kunst des Koraspielers Jali Yusupha Kuyateh und des Percussionisten Mamadou Sall, vor allem aber der vitale Charme der Tänzerinnen Fatou Soumah und Sarah Nesmon werden vielen „Kulturring“-Freunden in Erinnerung bleiben.