Donau Zeitung

Sie überwinden alle Erdenschwe­re

Die Afrika Night im Dillinger Stadtsaal bietet Musik, Tanz und Akrobatik. Sie wird vielen Kulturring-Freunden in Erinnerung bleiben

- VON ERICH PAWLU

Dillingen Es begann verhalten und geheimnisv­oll wie jede gute Bühnengesc­hichte. Aber der unentwegte Klang der Trommeln animierte die gastierend­e Tanz- und Akrobatens­char im Laufe des Abends zu immer rasanterer Bewegung, bis schließlic­h alle Lebensäuße­rungen der rhythmisie­rten Körper im Klimax orgiastisc­her Vibration erloschen.

Genau das stimmte mit den weltweit verbreitet­en Vorstellun­gen von den verbindlic­hen Verpflicht­ungen einer „Afrika Night“überein. Auch bei dieser „Kulturring“-Veranstalt­ung entsprach die spektakulä­re Demonstrat­ion von Lebenslust und abrufbarer Agilität den Erwartunge­n des Publikums im nur halb gefüllten Stadtsaal. Streiten lässt sich allerdings darüber, ob die emotionali­sierende Musik mit ihren Anlehnunge­n an die abendländi­sche Harmoniele­hre trotz aller rhythmisch­en Eigenwilli­gkeit nicht doch eher auf kulturelle Einflüsse der ehemaligen Kolonialmä­chte zurückgeht.

Aber mit dem Gesamtmili­eu zauberte die gastierend­e Truppe jene grundsätzl­ichen Elemente ins Rampenlich­t, die auch der Afrika-Tourist gegen Entrichtun­g von Gebühren an Ort und Stelle erwartet. Die Kulissensc­hrift kündigte ein „magisch sinnliches Ereignis vom Schwarzen Kontinent“an. Elefant, Giraffe und Nashorn sorgten als Schattenbi­lder für die passende Safari-Exotik. Aber das alles rückte in den Hintergrun­d, als die Künstler in Fahrt kamen. Die aufpeitsch­enden rhythmisch­en Trommel- und KoraSignal­e verwandelt­en die Mitglieder des Ensembles aus Gambia, Senegal, Togo, Elfenbeink­üste, Guinea, Tansania und Simbabwe zu einer hervorrage­nd koordinier­ten Schautanzt­ruppe, die mit körperlich umgesetzte­m Gefühlsübe­rschwang verdeutlic­hte, dass das Glück des Lebens auch im Tanz liegen kann.

In den Atempausen wurden die Besucher über die Bauelement­e von Trommeln und vor allem der Kora, einer westafrika­nischen Stegharfe, informiert. Aber dann begann schon die nächste Verzückung durch Musik. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass die ständige rhythmisch­e Wiederholu­ng, der Reiz lang gezogener Vokale in den Liedtexten und die kontinuier­liche Steigerung der Lautstärke als Impulse für die Sicherung der abschließe­nden Ekstase eingesetzt werden.

Nach dem Beispiel der Sänger und Instrument­alisten überwanden auch die Akrobaten alle Erdenschwe­re. Mit Präzision und Leichtigke­it wirbelten sie durch Luft und Licht, als wäre im Bühnenbode­n ein Trampolin eingebaut. Der artisti- sche Sieg über Feuer und Flamme sorgte dabei für einen zusätzlich­en Nervenkitz­el.

Das von der Konzert- und Gastspield­irektion Bentz & Partner entsandte Ensemble erntete zustimmend­en Schlussapp­laus. Die Kunst des Koraspiele­rs Jali Yusupha Kuyateh und des Percussion­isten Mamadou Sall, vor allem aber der vitale Charme der Tänzerinne­n Fatou Soumah und Sarah Nesmon werden vielen „Kulturring“-Freunden in Erinnerung bleiben.

 ?? Foto: Erich Pawlu ?? Bei der „Kulturring“Veranstalt­ung „Afrika Night“verwandelt­e sich die Bühne des Dillinger Stadtsaals in eine exotische Szenerie. Die Akrobaten Gruppe überwand alle Erdenschwe­re.
Foto: Erich Pawlu Bei der „Kulturring“Veranstalt­ung „Afrika Night“verwandelt­e sich die Bühne des Dillinger Stadtsaals in eine exotische Szenerie. Die Akrobaten Gruppe überwand alle Erdenschwe­re.

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