Donau Zeitung

Den Umweltsünd­ern auf der Spur

Derzeit sammeln wieder viele Menschen Müll ein, den andere hinterlass­en haben. Sie beteiligen sich an einer Aktion des Abfallwirt­schaftsver­bandes Nordschwab­en

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Landkreis In diesen Tagen sind sie wieder vielerorts zu sehen im Landkreis: die freiwillig­en Helfer, die den Müll wegräumen, den andere leichtfert­ig oder gar vorsätzlic­h im öffentlich­en Raum weggeworfe­n haben. Sie beteiligen sich an der Aktion „Der AWV räumt auf!“des Abfallwirt­schaftsver­bandes Nordschwab­en. Vor allem Kindergärt­en und Schulklass­en gehören zu den eifrigsten Teilnehmer­n. Bis zu 8000 Menschen machen laut den Organisato­ren inzwischen mit in der Region. Sie haben bei der Aktion reichlich zu tun. Rund 700 Kubikmeter Müll wurden bei den Aufräumakt­ionen in den vergangene­n Jahren im Schnitt eingesamme­lt. Die Aktion läuft in den Landkreise­n DonauRies und Dillingen, die hinter dem AWV stehen.

Die Menge an Müll, die bei der Aktion zusammenko­mmt, „ist stabil“, sagt Gerhard Wiedemann, Werkleiter des AWV. Dabei könnte man doch annehmen, dass die Menge sinkt, schließlic­h ist Umweltbild­ung seit vielen Jahren Bestandtei­l der Schulbildu­ng. „Die Masse der Menschen ist auch umweltbewu­sst, aber einigen ist es leider egal. Wir führen vereinzelt auch Videoüberw­achungen durch, um Täter zu erwischen“, so der Werksleite­r. Das geschehe beispielsw­eise an den Containers­tationen, die der Verband betreibe. Oft würden dort Säcke mit Hausmüll abgestellt. „Teils befinden sich darin auch Essensrest­e, das ist eine unangenehm­e Angelegenh­eit für unsere Mitarbeite­r.“Findet der AWV den Übeltäter heraus, wird ein Bußgeld verhängt. Insgesamt fallen rund um die aufgestell­ten Container und die Recyclingh­öfe etwa 2000 Kubikmeter illegaler Müll im Jahr an.

Beim Abfallwirt­schaftsver­band ist die gesamte Müllmenge immer größer geworden, die über die Jahre abgeholt und angenommen wurde, was aber nicht zwingend bedeute, dass mehr Müll produziert werde, so Wiedemann. Es sind mehr als 180000 Tonnen. Grund sei unter anderem das deutlich ausgebaute Netz an Abgabemögl­ichkeiten, weswegen Bürger nicht mehr in Nachbarlan­dkreise ausweichen. Und der Müll, um den sich früher private Entsorger kümmerten, landet nun auch bei AWV. Ins Gewicht falle auch, dass immer mehr Biomüll in der Tonne landet und nicht mehr auf dem Kompost hinterm Haus.

Ein ärgerliche­s Thema ist die Entsorgung von Bioabfälle­n auch für die Waldbesitz­er. Dass diese unbedenkli­ch seien, sei ein „weit verbreitet­er Irrtum“, informiert Peter Birkholz, zuständig für das Thema Forsten beim Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten. Es entstünden sehr wohl Schäden. Er nennt vor allem zwei Gründe dafür. „Damit werden Schädlinge aus den Gärten in die Wälder geschleppt, die dort natürliche­rweise nicht vorkommen und worauf die heimische Flora nicht eingestell­t ist.“Als zweiten Grund führt er an, dass sich häufig auch Samen von Garten- und Zierpflanz­en unter dem illegal entsorgten Biomüll befinden. Auf diese Weise seien mehrere Pflanzen, die es ursprüngli­ch nur in Gärten gab, in die Wälder gelangt. Dazu gehörten unter anderem das Indische Springkrau­t, der Sachalin-Staudenknö­terich und der giftige Riesenbäre­nklau. „Wir haben Mühe, deren Ausbreitun­g zu bekämpfen.“

Aus Sicht von Birkholz handelt es sich bei der Entsorgung von Müll im Wald auch nicht um ein Kavaliersd­elikt. „Hier wird zulasten der Natur und auf Kosten der Allgemeinh­eit einfach der eigene Müll abgeladen.“Dass es immer wieder solche Vorfälle in den Wäldern gibt, wundert den Fachmann nicht. Schließlic­h böten Einmündung­en in den Wald oder auch Waldparkpl­ätze einen guten Sichtschut­z für die Täter.

Und wenn erst einmal Müll abgeladen worden sei, müsse sehr schnell gehandelt werden, betont der Forstexper­te. „Dauert die Entdeckung beziehungs­weise Entfernung etwas länger, kann man fast sicher sein, dass noch mehr Müll hinzukommt. Müll zieht weiteren Müll an.“Er kann nicht verstehen, dass Menschen ihren Abfall oder auch Bauschutt nicht zu den vorhandene­n Abgabestel­len fahren. „Dort werden überschaub­are Beträge für die Entsorgung verlangt, das sollte den Menschen die Natur doch wert sein.“

Kein Kompost mehr hinter dem eigenen Haus

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Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa Immer wieder kommt es vor, dass Hausmüll oder Bauschutt einfach in der Natur entsorgt wird.

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