Den Umweltsündern auf der Spur
Derzeit sammeln wieder viele Menschen Müll ein, den andere hinterlassen haben. Sie beteiligen sich an einer Aktion des Abfallwirtschaftsverbandes Nordschwaben
Landkreis In diesen Tagen sind sie wieder vielerorts zu sehen im Landkreis: die freiwilligen Helfer, die den Müll wegräumen, den andere leichtfertig oder gar vorsätzlich im öffentlichen Raum weggeworfen haben. Sie beteiligen sich an der Aktion „Der AWV räumt auf!“des Abfallwirtschaftsverbandes Nordschwaben. Vor allem Kindergärten und Schulklassen gehören zu den eifrigsten Teilnehmern. Bis zu 8000 Menschen machen laut den Organisatoren inzwischen mit in der Region. Sie haben bei der Aktion reichlich zu tun. Rund 700 Kubikmeter Müll wurden bei den Aufräumaktionen in den vergangenen Jahren im Schnitt eingesammelt. Die Aktion läuft in den Landkreisen DonauRies und Dillingen, die hinter dem AWV stehen.
Die Menge an Müll, die bei der Aktion zusammenkommt, „ist stabil“, sagt Gerhard Wiedemann, Werkleiter des AWV. Dabei könnte man doch annehmen, dass die Menge sinkt, schließlich ist Umweltbildung seit vielen Jahren Bestandteil der Schulbildung. „Die Masse der Menschen ist auch umweltbewusst, aber einigen ist es leider egal. Wir führen vereinzelt auch Videoüberwachungen durch, um Täter zu erwischen“, so der Werksleiter. Das geschehe beispielsweise an den Containerstationen, die der Verband betreibe. Oft würden dort Säcke mit Hausmüll abgestellt. „Teils befinden sich darin auch Essensreste, das ist eine unangenehme Angelegenheit für unsere Mitarbeiter.“Findet der AWV den Übeltäter heraus, wird ein Bußgeld verhängt. Insgesamt fallen rund um die aufgestellten Container und die Recyclinghöfe etwa 2000 Kubikmeter illegaler Müll im Jahr an.
Beim Abfallwirtschaftsverband ist die gesamte Müllmenge immer größer geworden, die über die Jahre abgeholt und angenommen wurde, was aber nicht zwingend bedeute, dass mehr Müll produziert werde, so Wiedemann. Es sind mehr als 180000 Tonnen. Grund sei unter anderem das deutlich ausgebaute Netz an Abgabemöglichkeiten, weswegen Bürger nicht mehr in Nachbarlandkreise ausweichen. Und der Müll, um den sich früher private Entsorger kümmerten, landet nun auch bei AWV. Ins Gewicht falle auch, dass immer mehr Biomüll in der Tonne landet und nicht mehr auf dem Kompost hinterm Haus.
Ein ärgerliches Thema ist die Entsorgung von Bioabfällen auch für die Waldbesitzer. Dass diese unbedenklich seien, sei ein „weit verbreiteter Irrtum“, informiert Peter Birkholz, zuständig für das Thema Forsten beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Es entstünden sehr wohl Schäden. Er nennt vor allem zwei Gründe dafür. „Damit werden Schädlinge aus den Gärten in die Wälder geschleppt, die dort natürlicherweise nicht vorkommen und worauf die heimische Flora nicht eingestellt ist.“Als zweiten Grund führt er an, dass sich häufig auch Samen von Garten- und Zierpflanzen unter dem illegal entsorgten Biomüll befinden. Auf diese Weise seien mehrere Pflanzen, die es ursprünglich nur in Gärten gab, in die Wälder gelangt. Dazu gehörten unter anderem das Indische Springkraut, der Sachalin-Staudenknöterich und der giftige Riesenbärenklau. „Wir haben Mühe, deren Ausbreitung zu bekämpfen.“
Aus Sicht von Birkholz handelt es sich bei der Entsorgung von Müll im Wald auch nicht um ein Kavaliersdelikt. „Hier wird zulasten der Natur und auf Kosten der Allgemeinheit einfach der eigene Müll abgeladen.“Dass es immer wieder solche Vorfälle in den Wäldern gibt, wundert den Fachmann nicht. Schließlich böten Einmündungen in den Wald oder auch Waldparkplätze einen guten Sichtschutz für die Täter.
Und wenn erst einmal Müll abgeladen worden sei, müsse sehr schnell gehandelt werden, betont der Forstexperte. „Dauert die Entdeckung beziehungsweise Entfernung etwas länger, kann man fast sicher sein, dass noch mehr Müll hinzukommt. Müll zieht weiteren Müll an.“Er kann nicht verstehen, dass Menschen ihren Abfall oder auch Bauschutt nicht zu den vorhandenen Abgabestellen fahren. „Dort werden überschaubare Beträge für die Entsorgung verlangt, das sollte den Menschen die Natur doch wert sein.“
Kein Kompost mehr hinter dem eigenen Haus