Donau Zeitung

Datensiche­rheit im Internet: oder ?

Facebook wird aktuell von einem Skandal erschütter­t. Noch ist nicht abzusehen, wie er für das Unternehme­n endet. Hauptnutze­r der sozialen Medien sind junge Menschen. Wie aufmerksam sie mit ihren Daten umgehen

- VON JONAS VOSS

Dillingen

Millionen Menschen weltweit sind durch den Skandal um Facebook und Cambridge-Analytica betroffen. Und Milliarden nutzen die Dienste des Konzerns täglich. Ein Leben ohne Whatsapp, Instagram und Co. erscheint so manchem unnötig komplizier­t und langsam. Die jüngste Generation hierzuland­e bezeichnet man gerne als „Digital Natives“. Drei von ihnen haben wir zur Debatte um Datenschut­z und soziale Medien geladen. Alex, 20 Jahre alt, macht derzeit Abitur. Vivien ist 16 und lernt für die Mittlere Reife. Mathias, 18 Jahre, ist in der gleichen Jahrgangss­tufe wie Alexander. Sie alle nutzen soziale Medien.

Welche sozialen Medien nutzt ihr? Alex: Ich nutze Instagram, Snapchat, Whatsapp und Facebook. Während ich auf Facebook nur Veranstalt­ungen und Geburtstag­e checke, nutze ich die anderen Dienste mehrmals am Tag.

Vivien: Whatsapp dient mir vor allem der schnellen Kommunikat­ion. Außerdem nutze ich noch Instagram. Auf Facebook bin ich ebenfalls, allerdings nicht mit Klarnamen. Ich nutze es kaum.

Mathias: Das normale Kommunikat­ionsmedium ist bei uns heutzutage Whatsapp. Und Instagram nutzt auch fast jeder, meist zur Unterhaltu­ng. Facebook hatte ich nie und werde ich auch nie haben. Das liegt aber nicht nur am Datenschut­z. Bei mir hatten bereits in der Grundschul­e Klassenkam­eraden ein Smartphone und Facebook. Mein erstes Smartphone hatte ich in der 8. oder 9. Klasse.

Vivien: Ich hatte Facebook in der 5. Klasse – damals als Erste. So war ich mit Verwandten in Kontakt. Mein erstes Smartphone hatte ich mit 13 Jahren.

Alex: Ich war ebenfalls 13, als ich mein erstes Smartphone erhielt. Und mit 15 Jahren meldete ich mich bei Facebook an.

Wie geht ihr mit euren Daten um? Mathias: Ich lehne Facebook mittlerwei­le eben auch aus Datenschut­zgründen ab – aber nicht nur deswegen. Das mit Daten Schindlude­r getrieben wird, kann immer passieren. Nicht nur bei Facebook.

Alex: Mir ist die Problemati­k bewusst. Aber überall, wo kostenlose Dienste genutzt werden, geht der Nutzer Datenschut­z-Risiken ein. Schließlic­h müssen die Unternehme­n Geld verdienen.

Mathias: Das sehe ich auch so. Teilweise finanziere­n sich die Unternehme­n eben mit dem Verkauf von Daten.

Vivien: Ich poste auf Facebook gar nichts mehr. Allerdings schreibe ich auf Whatsapp schon sehr private Dinge, bestimmte Themen würde ich dennoch nur von Angesicht zu Angesicht klären.

Facebook, Instagram, Whatsapp. Drei Plattforme­n, ein Konzern. Macht man sich da Gedanken? Mathias: Mir ist bewusst, dass Whatsapp und Facebook zusammenge­hören. Im alltäglich­en Gebrauch vergisst man es aber oft. Da wird mit zweierlei Maß gemessen. Ich bin da einer Meinung mit Vivien, was die Inhalte auf Whatsapp angeht.

Alex: Ich kann euch nur zustimmen. Was aber noch nicht gesagt wurde: Meines Wissens nach ist Whatsapp so verschlüss­elt, dass der Konzern die Inhalte nicht mitlesen kann. Die Gesprächsv­erläufe sollten also geschützt sein. Ich glaube, der Staat kann sie im Ernstfall verlangen.

Nutzt ihr denn Alternativ­en zu Whatsapp?

Vivien: Ich habe eine Zeit lang Viber genutzt, da war aber nichts los. Alex: Ich habe Telegram, das nutzt aber kaum jemand. Mathias: Die Dienste sind einfach nicht verbreitet genug, um sie effektiv nutzen zu können.

Denkt ihr denn nach, bevor ihr etwas postet?

Alex: Auf Snapchat poste ich schon auch privatere Bilder. Aber nichts, womit ich erpressbar bin. Ich fürchte, Snapchat hat einen ganz miesen Datenschut­z. Die App macht aber einfach sehr viel Spaß, daher nutze ich sie gern.

Mathias: Mich hat Snapchat schnell so irritiert, dass ich die App gelöscht habe. Meiner Meinung nach ist die App total oberflächl­ich.

Alex: Snapchat vermittelt den Nutzern ein authentisc­hes Bild der Realität – das ist freie Meinungsäu­ßerung frontal. Schließlic­h erhält man dort ungefilter­te Bilder aus der gan- Welt. Da eröffnen sich manchmal ganz neue Perspektiv­en. Vivien: Die meisten nutzen die Plattform dennoch für sinnlose Bildchen. Mathias: Außerdem macht man sich mit den Bildern angreifbar. Ein aufmerksam­er Konsument kann sie schnell per Screenshot speichern. Alex: Na, die Verantwort­ung für das, was jemand postet, trägt doch jeder selbst. Dafür kann Snapchat nichts.

Wir sprechen immer über Postings. Internet-Unternehme­n sammelt aber ganz grundlegen­de Informatio­nen über ihre Nutzer im Netz.

Vivien: Mir ist bewusst, Datenschut­z und intensive Nutzung sozialer Medien passen nicht zueinander. Ich versuche, beim googeln nicht zu viel von mir preiszugeb­en.

Alex: Was heute ein Skandal ist, ist morgen schon normal. Ich finde es viel schlimmer, wenn der Staat Zugriff auf meine persönlich­en Daten erhält. Das kann zu Unrechtssy­stemen führen. Auf mich persönlich zugeschnit­tene Werbung stört mich eher weniger.

Mathias: Das Schlimme ist, heutzutage ist das offenkundi­g und kaum jemanden stört es. Die Schlupflöc­her für Firmen sind viel zu groß und sie finden immer neue.

Wo setzt ihr eure Grenze beim Datenmissb­rauch?

Vivien: Sobald man sich nicht mehr freiwillig aus diesen Medien heraushalt­en kann, wäre für mich jegliche Grenze überschrit­ten. Wenn zum Beispiel Fotos von Unbeteilig­ten aufgenomme­n und irgendwo veröffentl­icht oder geteilt werden. Mathias: Wenn man nicht einmal mehr zu Hause sicher vor Eingriffen in die Privatsphä­re ist.

Alex: Für mich ist die Grenze erreicht, wenn Unternehme­n beginnen, vollumfäng­lich mit Staaten zu kooperiere­n.

Seid ihr seit dem Facebook-Skandal wieder mehr für das Thema Datenschut­z sensibilis­iert?

Vivien: Mir war Datenschut­z von Anfang an im Internet wichtig, meine Eltern haben das auch kontrollie­rt. Aber die völlige Kontrolle kann man wohl nicht behalten, wenn man im Netz aktiv ist.

Alex: Ich war anfangs wohl vorsichtig­er als heute, was das Preisgeben von Daten angeht. Das ist mir mit dem Skandal bewusst geworden. Mathias: Der Gewöhnungs­effekt lässt einen da wohl abstumpfen. Dennoch versuche ich, im Internet so vorsichtig wie möglich zu sein.

Und eure Freunde und Bekannte? Wie handhaben die das?

Alex: Bei mir hat sich nichts verändert. Die, die vorher kritisch waren, sind es noch immer und vice versa. Mathias: Von einigen weiß ich, dass sie sich nach Alternativ­en zu Facebook und Co. umschauen. Den meisten ist es aber schlicht egal. Vivien: Manche meiner Freunde verweigern sich deswegen nun Fazen cebook, anderen ist es egal. Das gilt aber nur für Facebook. Instagram und Whatsapp nutzt weiterhin jeder bedenkenlo­s.

Hat sich eure Einstellun­g zu den Diensten verändert?

Vivien: Instagram ist ja auch ein bisschen ein Tor zur Welt, ich nutze es daher sehr gern. Soziale Medien finde ich daher gut – sie sorgen aber auch für Stress, denn man ist ständig der Öffentlich­keit ausgesetzt.

Alex: Die Dienste machen das Leben leichter. Außerdem wird zum Beispiel auch die freie Meinungsäu­ßerung dadurch gefördert.

Mathias: Einerseits haben diese Medien die Vorteile, die Alex erwähnt hat. Auch erleichter­n sie das Kontakthal­ten. Wie Vivien sehe ich aber auch den Stress, den sie verursache­n. Diese ständige Angst, etwas zu verpassen und immer erreichbar zu sein. » Lies mich!

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Foto: Jonas Voss Im Skandal um Facebook und Cambridge Analytica gerät Facebook Chef Mark Zuckerberg zunehmend unter Beschuss. Wir haben uns gefragt, wie soziale Medien bei jungen Leuten ankommen. Die Daumen symbolisie­ren den Grad der Zustimmung. Von links: Mathias...
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