Jetzt will er es im Ruhestand ruhiger angehen lassen
Dillingens Alt-Oberbürgermeister Hans-Jürgen Weigl wird heute 75 Jahre alt. Er blickt zufrieden darauf zurück, wie sich die Kreisstadt entwickelt hat. Eines treibt ihn aber um
Dillingen Eigentlich hat er es seiner Frau Ingrid ja schon vor fünf Jahren versprochen: Als Hans-Jürgen Weigl damals seinen Siebzigsten feierte, war die Rede davon, dass der Dillinger Alt-Oberbürgermeister nun etwas kürzertreten wolle. Denn bis dahin war der Ruhestand des SPD-Politikers, der von 1984 bis 2008 als Rathauschef die Entwicklung der Kreisstadt geprägt hat, wenig beschaulich. Daran hat sich auch zuletzt nicht so viel geändert. Landrats-Stellvertreter Weigl, der am heutigen Freitag seinen 75. Geburtstag feiert, hat immer noch viele Verpflichtungen in Vereinen, Organisationen und im Kreistag. Aber jetzt will Weigl mit dem Ruhestand ernst machen. „Ich werde mich zurückziehen und in der Öffentlichkeit ein bisschen rarer machen, das habe ich meiner Frau versprochen“, sagt der Jubilar. Am 1. August werde er beispielsweise die Organisation der Seniorennachmittage der Pfarrei St. Peter abgeben.
Die Entwicklung der Stadt beobachtet der Ehrenvorsitzende der Dillinger Sozialdemokraten genau. Weigl hält sich aber mit Kommentaren zurück. „Wenn einer sagen würde, du hast alles falsch gemacht, würde ich mich vielleicht rühren“, sagt der heute 75-Jährige. Wohl wissend, dass dies vermutlich nicht geschehen wird. Der gebürtige Freiberger (Sachsen) wurde von 1984 an vier Mal zum Dillinger Rathauschef gewählt. Als Sozialdemokrat sei dies in Bayern ja nicht selbstverständlich, da müsse man als Politiker schon Erfolge vorweisen können, sagt Weigl. „Die vierte Wahl ist die schwierigste“, weiß der erfahrene Kommunalpolitiker. Nach 18 Jahren hätten sich die Menschen meist an einem Gesicht sattgesehen. Aber auch 2002 setzte sich Weigl aber klar mit 70 Prozent gegen den CSU-Herausforderer Thomas Demel durch.
Weigl war 1984 auch in den Bayerischen Landtag gewählt worden. Er verzichtete auf sein Mandat – zugunsten seiner Aufgabe als Dillinger Oberbürgermeister. Heute blickt der 75-Jährige, der an seinem Geburtstag verreist ist, zufrieden zurück. „Dillingen hat sich gut entwickelt.“Er habe die Stadt seinem Nachfolger Frank Kunz „wohlgeordnet“und mit genügend finanziellem Spielraum hinterlassen, betont der gelernte Rechtspfleger, der in Riedlingen bei Donauwörth aufgewachsen ist und sein Abitur bei den Herz-JesuMissionaren in Salzburg-Liefering gemacht hat. Eines sei ihm in seiner Amtszeit am wichtigsten gewesen: „Dass wir im Stadtrat alle zusammengehalten haben.“Und diese Tradition habe sich erhalten. Seinen Nachfolgern attestiert Weigl eine gute Arbeit. „Insgesamt ist die Stadtentwicklung gut“, sagt der 75-Jährige.
Eines treibt den Alt-Oberbürgermeister aber um – die vorübergehende Schließung der Geburtshilfe am Dillinger Kreiskrankenhaus. „Wir müssen alles dafür tun, dass die Geburtshilfe in Dillingen erhalten bleibt“, sagt Weigl. Dies könnte seine Pläne zum 75. Geburtstag, es endlich ruhiger angehen zu lassen und mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, wieder beeinträchtigen.
Zu den Gratulanten, die Weigl zu seinem 75. Geburtstag beglückwünschen, zählt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. „Über 24 Jahre hinweg standen Sie mit großem persönlichem Engagement als Oberbürgermeister an der Spitze der Stadt Dillingen“, heißt es in Herrmanns Brief. Weigl habe den Grundstein für viele zukunftsweisende Entscheidungen gelegt.