Donau Zeitung

Struwwelpe­ter als Rap zum Thema Mobbing

Die Schüler der Ganztagskl­assen der Lauinger Mittelschu­le bringen die Geschichte­n von 1844 auf die Bühne und in die heutige Zeit

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Lauingen Die Ganztagskl­assen 5b und 6b der Hyazinth-WäckerleMi­ttelschule in Lauingen haben einen Klassiker im Stadelthea­ter neu interpreti­ert. Unter der Leitung zweier Theaterpäd­agoginnen, Vera Hupfauer und Yasemin Kont, sowie der Klassenleh­rerinnen Petra Hefele und Inessa Stark hatten die Schüler in zwei Schulwoche­n das Stück erarbeitet. In einer Vormittags­vorstellun­g für Mitschüler und Lehrer und einer öffentlich­en Nachmittag­sveranstal­tung erhielten die Theaterspi­eler begeistert­en Applaus. Ehemalige Kollegen und Schüler, die selbst vor mehreren Jahren mitgewirkt hatten, verfolgten ebenfalls gespannt die Vorstellun­g.

Nun stammt das Werk „Struwwelpe­ter“des Frankfurte­r Arztes und Psychiater­s Heinrich Hoffmann aus dem Jahre 1844. Veraltet ist es deswegen aber nicht. Über „böse Friederich­e“, „Zappel-Philippe“oder magersücht­ige „Suppenkasp­are“kann man weiterhin oft in den Medien lesen.

Das Werk will mit seiner überspitzt­en Darstellun­g wachrüttel­n und vor unvorsicht­igem, unbedachte­m oder sturem, eigensinni­gem Verhalten warnen und dessen Folgen aufzeigen. „Konrad, sprach die Frau Mama, ich geh’ aus und du bleibst da! – Nein, heute bleiben Sie sitzen, Ihre Kinder spielen!“, stimmte Schulleite­rin Josefa Strehle die Zuschauer auf das kurzweilig­e Sketche-Stück ein. Die Titelgesch­ichte „Struwwelpe­ter“wurde als Rap übers Anderssein und Mobbing vorgetrage­n: „An den Händen beiden ließ er sich nicht schneiden – seine Nägel fast ein Jahr. Kämmen ließ er nicht sein Haar. […] „Pfui!“, ruft da ein jeder: garst’ger Struwwelpe­ter.“Bald wandelte sich das „Pfui“schon in ein „Korrekt“oder „Oh, geil, Mann“. Struwwelpe­ter beherrscht­e den Rap so gut wie kein anderer, die Kinder verstanden die wesentlich­e Bedeutung von gemeinsame­n Interessen und inneren Werten.

„Der böse Friederich“und seine Gangster-Gang klauten Handys. Voller Selbstüber­schätzung brachte Friederich reihum die Mitmensche­n gegen sich auf.

Als Gemeinscha­ft bestraften diese ihn schließlic­h für sein kriminelle­s Handeln. „Du bist immer noch zu dick, die Models sind viel dünner als du!“Solche Trugbilder der heutigen Gesellscha­ft gaukeln jungen Menschen ein surreales Bild vor und treiben sie als „Suppenkasp­ar vor dem Spiegel“in den Magerwahn. So brachten die Schüler eine Geschichte des Originals nach der anderen in die heutige Zeit. So auch die des „Hans-guck-in-die-Luft“.

„Wenn der Hans zur Schule geht, stets der Blick am Handy klebt“, hieß es da.

 ?? Foto: Josef Rigg ?? Geschichte­n von 1844 – modern interpreti­ert. Das gelang den Schülern der Hyazinth Wäckerle Mittelschu­le in Lauingen. Auf dem Bild sind Amelie Sostmann, Ali Bal und Semi Mahar in „Die Geschichte vom Daumenluts­cher“zu sehen.
Foto: Josef Rigg Geschichte­n von 1844 – modern interpreti­ert. Das gelang den Schülern der Hyazinth Wäckerle Mittelschu­le in Lauingen. Auf dem Bild sind Amelie Sostmann, Ali Bal und Semi Mahar in „Die Geschichte vom Daumenluts­cher“zu sehen.

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