Reif für den Golfplatz
Nach den ersten Trainingseinheiten stand für unseren Redakteur der Platzreifekurs an – in Theorie wie Praxis. Und das große Ziel rückt immer näher
Plötzlich bin ich ganz tief in der Golf-Materie. Abschlag auf ein kurzes Par 3, und der Ball fliegt ins Aus. Wie geht das Spiel weiter? Darf man von der Auslinie zwei Schlägerlängen ins Feld und dort den Ball „droppen“, oder muss man noch mal vom Abschlag spielen – inklusive eines Strafschlags? Ohne das Regelbuch geht hier gar nichts. Zusammen mit vier anderen Golf-Einsteigern brüte ich über dem Fragebogen. Zum Glück dürfen wir im Regelwerk nachschlagen und uns beraten, denn die Aufgaben sind für uns Anfänger durchaus knifflig.
Die theoretische Prüfung ist Teil des zweitägigen Platzreifekurses beim Golfclub Dillingen. Die Platzreife benötige ich für meinen Selbstversuch: in sechs Wochen vom Neueinsteiger zum Golf-Turnier. Ziel ist das Turnier am 10. Mai zugunsten der Zuletzt habe ich die Grundlagen auf den Übungsfeldern gelernt, am vergangenen Wochenende sollte es erstmals auf den „richtigen“Platz gehen.
Doch wieder heißt es erst einmal: trainieren. Samstagmittag, die Frühlingssonne brennt herunter. Die fünf Kursteilnehmer stehen am Abschlagübungsfeld und schauen Felix Proske auf die Finger. Der Lehrer zeigt uns die Grundlagen – Warmmachen, Stand, Schlägerhaltung. Und natürlich, wie man abschlagen sollte. Vieles habe ich schon in den Einheiten mit Clubpräsident Markus Grimminger gehört, manches Detail ist neu. Dann stellen wir uns nebeneinander auf und schlagen die Bälle in die Luft. Oder versuchen es zumindest. Allzu häufig verkümmern die Bälle im Gras, anstatt weit in den See zu fliegen. Das Gute: Alle Kursteilnehmer fangen erst mit dem Golf an, allen geht es einigermaßen gleich. Proske läuft durch die Reihen und zeigt jedem, woran es noch scheitert. Bei mir ruft er immer wieder: „Mehr Boden!“Die Herausforderung: Mit dem Schlägerblatt muss man trotz gro- Schwungs genau die Grasnarbe erwischen, auf der der Ball liegt. Häufig erwische ich jedoch nur den oberen Teil des Balles, der so nicht in die Luft steigen kann. Um für die praktische Prüfung am nächsten Tag gewappnet zu sein, schlage ich im Laufe des Nachmittags über hundert Bälle ab. Wie ich am Abend feststelle, bezahle ich mit Sonnenbrand im Nacken und einer Blase an der Hand.
Im Clubheim steht die Theorie an. Wir lernen Etiketteregeln auf dem Golfplatz, die Bedeutung der verschiedenfarbigen Markierungspfosten oder in welchen Fällen ein Spieler einen Strafschlag erhält. Schnell fallen Begriffe, von denen ich noch nie gehört habe: „Fore“, „Rough“oder „Divots“. Golf ist mehr als ein Ball, der ins Loch muss.
Am nächsten Morgen ist Prüfung. 30 Fragen gilt es zu beantworten. Manchmal müssen wir ordentlich grübeln, im Regelbuch hin- und herblättern. Nach 45 Minuten sind wir fertig. Alle haben bestanden – 27 von 30 Antworten sind korrekt. Für diejenigen, die es interessiert: Bei der eingangs erwähnten Frage ist die richtige Antwort „zurück zum Abschlag“.
Es geht wieder auf das Übungsfeld hinaus. Wir trainieren noch einmal Abschläge, und diesmal auch Chippen und Putten, also das Annähern ans Loch und das Einlochen. Dann betrete ich das erste Mal einen Golfplatz – die praktische Prüfung startet. Am Anfang fühle ich mich auf dem weiten Grün ziemlich hilflos. Ich weiß weder, von wo genau man abschlägt, noch, in welche Richtung es geht. Auch die anderen stellen viele Fragen – Trainer Proske braucht Geduld.
Ich darf den allerersten Ball spielen. Plötzlich kommt so etwas wie Anspannung auf. Das, was ich in Dutzenden Trainingsschlägen beßen dacht habe, kann ich in diesem Moment nicht abrufen. Der Ball kullert fast ins seitliche Aus. Das macht den zweiten Schlag umso schwerer. Der Boden dort ist tief, das Gras hoch. Ich frage Proske, ob ich wenigstens einen kleinen Stock entfernen darf, der im Weg ist. Aber das sehen die Regeln nicht vor. Im Vergleich zum Übungsfeld ist das Golfen auf dem Platz eine andere Welt.
Acht Schläge brauche ich, um den Ball im ersten Loch zu versenken. Das gibt zwar keine Punkte, ist aber trotzdem ein gutes Gefühl. Endlich hat man beim Spielen ein Ziel und haut nicht nur einen Ball nach dem anderen weg. Sonntagnachmittag haben wir alle die Platzreife. Drei Wochen sind es noch bis zum Turnier. Mit der neuen Bescheinigung kann ich nun jederzeit auf das Feld. Jetzt lautet das Motto: Gewöhnen an die neuen (Platz-)Verhältnisse. O
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