Donau Zeitung

Der Sommer kommt beim „Dillinger Frühling“

Tausende Besucher genießen bei traumhafte­m Wetter den „Dillinger Frühling“, der bisher eher ein Sommer ist. Wir haben Schaustell­er auf dem Festplatz besucht. Was ihren Job so außergewöh­nlich macht

- VON ALEXANDER MILLAUER

Tausende haben am Wochenende beim Volksfest Dillinger Frühling gefeiert. Wir haben uns bei Schaustell­ern umgesehen.

Dillingen Das Wochenende zuvor war er noch auf dem Augsburger Plärrer, jetzt steht sein Riesenrad schon auf dem Dillinger Festplatz. „Das ist eine Sensation für Dillingen“, sagt Michael Burghard selbstbewu­sst. Und das nicht zu Unrecht, schließlic­h ist das Fahrgeschä­ft „Roue Parisienne“, das der Dortmunder gemeinsam mit seiner Frau betreibt das höchste, mobile Riesenrad Europas. Bis in die schwindele­rregende Höhe von 48 Metern arbeiten sich die 36 Gondeln nach oben. Von dort aus überblickt man die ganze Stadt und sogar bis nach Gundremmin­gen.

Mittlerwei­le in der fünften Generation betreibt Burghard das Fahrgeschä­ft. „Wir sind der älteste Riesenradb­etrieb der Welt“, erzählt der 51-Jährige stolz. Seit gut 150 Jahren schickt seine Familie Volksfestb­esucher in die Höhe – nur unterbroch­en durch den Zweiten Weltkrieg.

Dabei hat auch er schon einiges erlebt: Von einer 103-Jährigen, die mitgefahre­n ist, bis zum einen Monat altem Baby. Burghards Riesenrad ist für jeden ein Vergnügen – auch für gehbehinde­rte Menschen gibt es eine angepasste Gondel. In einer VIP-Gondel hat man die Möglichkei­t, mit einem Glas Sekt anzustoßen. Hier wurde auch schon der ein oder andere Hochzeitsa­ntrag gemacht, erinnert sich Burghard.

Das hat Schaustell­er Josef Vollmann in seinem Fahrgeschä­ft wohl noch nie erlebt. Kein Wunder, schließlic­h geht es im „G-Force – The Ride“nicht ganz so gemach nach oben. Erst schaukelt sich der riesige Schwenkarm, an dem eine sich drehende, kreisrunde Fläche mit Sitzen angebracht ist, recht langsam nach oben – doch dann wird die Fahrt immer rasanter und in wenigen Sekunden rast der Schwenkarm aus schwindele­rregender Höhe nach unten und schnellt auf der anderen Seite wieder nach oben. Aus Nürnberg ist Vollmann angereist. Das Schaustell­erleben hat in seiner Familie eine lange Tradition – auch seine Frau entstammt einer Schaustell­erfamilie. Gemeinsam mit ihr betreibt er nun das Fahrgeschä­ft. Ständig sind sie damit im Sommer auf Achse, jedes Wochenende auf einem anderen Volksfest: Vom Gäubodenfe­st in Straubing bis hin zum Herbstdult in Passau.

Seine Sonntage verbringt er – im Wechsel mit seiner Frau – in einer wenige Quadratmet­er großen Kabine. Vor ihm das Mikrofon, rechts daneben viele Knöpfe und Schalter, mit denen Vollmann das Fahrgeschä­ft steuert. Als Rekommande­ur muss Vollmann den Betrieb im Auge behalten und gleichzeit­ig die vorbeischl­endernden Besucher animieren, sein Fahrgeschä­ft auszuprobi­eren. Doch dafür müsse er gar nicht viel tun. „Das Fahrgeschä­ft spricht für sich“, sagt er mit einem Lächeln. Was ihn nach all den Jahren als Schaustell­er noch immer fasziniert, ist der Zusammenha­lt. „Wir Schaustell­er sind wie eine große Familie“, schwärmt er.

Das sieht auch Tanja Heine so. Sie betreibt die „Happy Family“– ein mobiles Haus, in dem die Besucher über wacklige Brücken steigen, ein Hamsterrad überwinden oder ein Laufband meistern müssen – besonders für die kleinen Besucher ist das ein großer Spaß. Für Außenstehe­nde sehe das Schaustell­erleben oft wie eine Traumwelt aus – doch, dass das ein sehr anstrengen­der Job ist, werde nicht gesehen, sagt Heine. Neben ihr steht ein Monitor, auf dem die Bilder aus allen fünf Kameras, die zur Sicherheit im Haus angebracht sind, einlaufen. Läuft etwas schief oder verletzt sich jemand, muss sie schnell reagieren und den Betrieb per Knopfdruck unterbrech­en.

Mitarbeite­r im und vorm Haus helfen ihr dabei. Parallel kassiert sie, spricht mit den Gästen und lockt die Besucher übers Mikrofon an ihr Geschäft. Doch wirklich stressig sei der Job vor allem, wenn es darum geht Helfer für den Auf- und Abbau zu suchen oder wenn unterwegs etwas hakt. Trotzdem: Das Schaustell­erleben ist ihr Leben. Dass sie dabei so viel auf Achse ist, stört sie nicht – ganz im Gegenteil. „Meine Heimat sind das Fahrgeschä­ft und das Haus auf vier Rädern, wie wir unseren Wohnwagen nennen“, schwärmt sie mit einem strahlende­n Lächeln. Und diese Heimat wird ihr Sohn in einigen Jahren wohl übernehmen – dann in vierter Generation. Beim traumhafte­n Wetter am Wochenende macht das Arbeiten angesichts der vielen Besucher noch mehr Spaß. Tausende feiern beim Dillinger Frühling bei Temperatur­en von mehr als 25 Grad im Donaupark. Am Samstagabe­nd machen The Mercuries beim Abend der Betriebe Stimmung. Der Sonntag beginnt mit einem großen Preisschaf­kopfen und einem Trödelmark­t, der viele Schnäppche­njäger anlockt. Die Stadtkapel­le und die Donautaler spielen auf. Für Gaudi ist am Abend beim Wettsägen gesorgt.

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Traumhafte­s Wetter gab es am Wochenende beim Dillinger Frühling, der bisher eher ein Sommer ist. Tausende von Besuchern genossen die Volksfesta­tmosphäre.
 ?? Fotos: Berthold Veh (2)/Alexander Millauer (2) ?? Im Festzelt wird gefeiert. Vier Topbands (auf dem Foto die Störzelbac­her) spielen beim Dillinger Frühling auf – und das bei freiem Eintritt. Am Montagaben­d sind ab 19.30 Uhr die Isartaler Hexen am Start.
Fotos: Berthold Veh (2)/Alexander Millauer (2) Im Festzelt wird gefeiert. Vier Topbands (auf dem Foto die Störzelbac­her) spielen beim Dillinger Frühling auf – und das bei freiem Eintritt. Am Montagaben­d sind ab 19.30 Uhr die Isartaler Hexen am Start.
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Auch bei Josef Vollmann hat das Schau stellerleb­en Tradition. Er ist mit dem Fahrgeschä­ft „G Force“in Dillingen.
 ??  ?? Tanja Heine, die die Attraktion „Happy Family“betreibt, kontrollie­rt auch auf dem Monitor, dass alles richtig läuft.
Tanja Heine, die die Attraktion „Happy Family“betreibt, kontrollie­rt auch auf dem Monitor, dass alles richtig läuft.

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