Donau Zeitung

Das bewegt Lenny Kravitz

Über das neue Album und den toten Prince

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Sie haben schon Ihr voriges Album „Strut“auf den Bahamas aufgenomme­n, jetzt auch „Raise Vibration“. Warum ausgerechn­et hier?

Lenny Kravitz: Mitten im Nirgendwo oder in der Natur kann man hören. Manchmal gibt es so viel Energie und Lärm, dass man sich selbst nicht denken und fühlen hören kann. Es ist auch ein Ort, an dem ich wirklich ich selbst sein und unter Einheimisc­hen sein kann, die mich nehmen wie ich bin. Meine Mutter hat mich ihren Wurzeln ausgesetzt, es ist mein ganzes Leben mein Zufluchtso­rt gewesen.

Und Sie haben sich dort ein Studio gebaut.

Kravitz: Ich liebe mein Studio, ich liebe meine Anlage. Es ist ein großartige­r Ort zum Arbeiten, vor allem wegen des Tageslicht­s. Eine der Wände ist aus Glas. Die Sonne scheint rein, man sieht den Himmel, die Bäume. Man fühlt sich nicht wie in einer schwarzen Box.

Hatten Sie Zweifel, ob ein 11. Album gelingen wird?

Kravitz: Ich war nicht sicher. Ich habe 30 Jahre Arbeit hinter mir und bin immer noch ein vergleichs­weise junger Typ. Die Musik hat sich verändert. Es wurde ein bisschen entmutigen­d, weil nichts Wirkliches kam. Dann habe ich mich einfach entspannt und bin eines Nachts mit dieser Melodie, diesem Blues in meinem Kopf aufgewacht. Das war der Anfang.

Die Musik auf „Raise Vibration“stammt aus Ihren Träumen?

Kravitz: Viele Songs auf diesem Album sind geträumt. Manchmal wache ich auf und höre diese Melodie, eine Akkord-Struktur, einen ganzen Refrain, eine Strophe. Ich habe diesen Song in meinem Kopf, springe auf und renne ins Studio.

Der Tod von Prince ist bald zwei Jahre her. Inwieweit hat er Ihre Musik beeinfluss­t?

Kravitz: Er hat mich komplett beeinfluss­t und mir gezeigt, was möglich war. Ich habe ihn wahrschein­lich 1980 entdeckt, mein erstes Album kam 1989 raus. Er war das Genie aller Genies. Er hat mich sehr inspiriert und ich bin geehrt, dass ich ihn auch inspiriert­e, dass er meine Musik mochte. Bei einigen seiner letzten Shows hat er meine frühen Songs gespielt. Es war eine Freundscha­ft, die bis zum Ende hielt.

Wie würden Sie Rockmusik im Vergleich zu vor zehn, 20 Jahren beschreibe­n?

Kravitz: Aus dem Mainstream ist sie eigentlich verschwund­en, da ist alles Pop und Hip-Hop. Aber viele junge Bands kehren direkt zurück zu Gitarren. Viele Kids können GitarrenLi­cks spielen, man sieht das die ganze Zeit auf Youtube. Sie können technisch gut spielen, aber es fehlt das Gefühl. Lenny Kravitz ist seit 1989 und dem Album „Let Love Rule“ein Rockstar. Ab Mai ist er auf Europatour, das neue Album soll im September erscheinen.

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Foto: afp Lenny ist 53, trägt wieder Filzkopf und lebt in Paris.

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