Donau Zeitung

Sie schrieb Geschichte­n und Geschichte

Anne Frank lernte sogar im Versteck

-

Das Tagebuch der Anne Frank ist an vielen Schulen Pflichtlek­türe im Deutsch- oder Geschichts­unterricht. Wenn Anne heute noch leben würde, wäre sie sicherlich erfreut darüber: Geschichte und Deutsch waren ihre Lieblingsf­ächer.

Geboren ist Anne Frank in Deutschlan­d. Doch zur Schule ging sie in den Niederland­en. Grund waren die politische­n Umstände zu der Zeit: Hitler war an der Macht, Juden wurden öffentlich angefeinde­t und ihre Rechte zunehmend beschränkt. Das brachte Annes Vater, Otto Frank, zu dem Entschluss, nach Amsterdam zu ziehen. Dort besuchte Anne eine Montessori­schule. Sie war eine ehrgeizige Schülerin – was sich bedingt in ihrem Zeugnis widerspieg­elte. „Nur in den Fächern, die sie interessie­rten, war sie sehr gut, besonders in Geschichte“, schrieb ihr Vater nach dem Krieg. Anne hasste Mathe. Ins Tagebuch schrieb sie: „Ich denke nicht daran, jeden Tag solche Mistrechen­aufgaben zu machen.“

Zunächst ging Anne auf eine Montessori-Schule. Sie sprach Niederländ­isch und hatte viele Freunde. Am 10. Mai 1940 – Anne stand kurz vor ihrem elften Geburtstag – griff die Deutsche Wehrmacht die Niederland­en an und besetzten es.

Ein harter Einschnitt in Annes Leben kam mit den Sommerferi­en 1941. Sie durfte nicht mehr die Montessori-Schule besuchen, sondern musste mit 130 jüdischen Kindern die Schule wechseln. Da die Nazis nicht wollen, dass nichtjüdis­che und jüdische Schüler gemeinsam Unterricht bekommen. Trotzdem behielt sie ihren Frohsinn. Anne stand gerne im Mittelpunk­t. Was nicht allen Lehrern gefiel. So nannte ihr Mathelehre­r sie „Fräulein Schnatteri­ch“. Denn in seinem Unterricht schwatzte Anne öfters mit ihren Tischnachb­arn.

Ein Jahr ging Anne auf das Jüdische Gymnasium. Dann musste die Familie Frank untertauch­en. Die politische Lage in den Niederland­en spitzte sich zu. Juden wurden deportiert. Auch in ihrem Versteck, einem Hinterhof in Amsterdam, war es den Eltern wichtig, dass ihre beiden Töchter weiter lernten. Sie besorgten Schulbüche­r und gaben Anne und ihrer Schwester Margot Lernaufträ­ge. Anne übte französisc­he Vokabeln oder löste eine der verhassten „Mistrechen­aufgaben“. Zwei Jahre lebte die Familie Frank versteckt vor den Nationalso­zialisten. Dann wurden sie verraten. Anne Frank wäre gerne Schriftste­llerin geworden. Sie liebte es, Geschichte­n zu schreiben. Nun hat sie selbst Geschichte geschriebe­n.

 ?? Foto: dpa ??
Foto: dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany