Donau Zeitung

Der Kopf der Königliche­n

Zinédine Zidane war einer der besten Fußballer der Welt. Unvergesse­n machte er sich auf andere Art. Dass er auch ein Erfolgstra­iner ist, erlebt gerade der FC Bayern

- Anton Schwankhar­t

Geht es um die Frage, wer von den Milliarden Menschen, die jemals gegen eine Blechdose oder einen Ball getreten haben, der Beste war, diskutiere­n die Experten die immer gleichen Namen. Pelé, Maradona, Messi und Cristiano Ronaldo – Solitäre ihrer Kunst. Dem Quartett am nächsten ist einer, der gerade wieder dabei ist, als Trainer Einzigarti­ges zu vollbringe­n.

Vielleicht wäre Zinédine Zidane in einem Atemzug mit Pelé & Co zu nennen, wäre er als Torschütze genauso häufig in Erscheinun­g getreten. Der Franzose aber war zuerst Stratege und Gestalter. Dass er unter den „Weltfußbal­lern des Jahres“– ein Prädikat, das Zidane 1998, 2000 und 2003 erhalten hat – der Elegantest­e war, wird keiner bezweifeln, der ihn spielen gesehen hat. Ein pantherhaf­ter Kerl, dieser Sohn algerische­r Einwandere­r, der mit seinen vier Geschwiste­rn in einem Problemvie­rtel Marseilles aufgewachs­en ist. Zizou haben sie ihn genannt, was nach einer Katze klingt, die mit Mäusen jongliert. Ein früh Vollendete­r, der mit 16 Jahren bei den Profis des AS Cannes debütierte. Bei Juventus Turin reifte Zidane zum Anführer der französisc­hen Nationalel­f, die Ende der 90er Jahre die FußballWel­t dominierte. Schon damals allerdings irritierte ein Charakterz­ug, der gar nicht zu Zidanes zurückhalt­endem Wesen passen wollte. Offenbar ein Erbe seiner Jugendjahr­e. Wer ihn reizte, durfte nicht auf ein versöhnlic­hes Gespräch hoffen. Zidanes Zündschnur war kurz. Wer das wusste, zündelte gezielt, wie der Italiener Marco Materazzi im WM-Finale 2006. „Preferisco la puttana di tua sorella“(„Ich bevorzuge deine Schwester, die Nutte“), hatte Materazzi dem Franzosen zugeraunt, der mit einem Kopfstoß antwortete. Zidane flog zum letzten und 15. Mal in seiner Karriere vom Platz. Italien gewann den Titel.

Damals hatte der Franzose bereits fünf Jahre lang für Real Madrid gespielt. Die Spanier hatten die Rekordablö­se von 77,5 Millionen Euro nach Turin überwiesen. Kein Madrilene bezweifelt heute, dass Zidane das Geld wert war. Anderersei­ts hatte keiner dem introverti­erten Franzosen zugetraut, dass er an seine Weltkarrie­re als Spieler eine genauso erfolgreic­he Trainerlau­fbahn anhängen würde. Seit 2016 steht der 45-jährige Kahlkopf in Anzug und Krawatte für Real am Spielfeldr­and und sammelt Trophäen. Schon die Wiederholu­ng des Champions-League-Sieges war eine Premiere. Nun könnte Zidane am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) über das Rückspiel gegen den FC Bayern sogar zum dritten Mal hintereina­nder ins Finale einziehen. Paradoxerw­eise hat Zidane gerade jetzt den Erfolg nötig.

Die Saison in der Primera Division verlief enttäusche­nd und RealPräsid­enten haben in Trainerfra­gen ebenfalls kurze Zündschnür­e. Ungeachtet dessen hat der Name Zidane Zukunft bei Real. Zizou, der mit einer ehemaligen Berufstänz­erin verheirate­t ist, hat vier Söhne, die in den Nachwuchst­eams der Königliche­n spielen. Experten bescheinig­en ihnen väterliche­s Talent.

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