Donau Zeitung

Die letzte Akte

Höchstädts Stadtkämme­rer Bernhard Veh geht in den Ruhestand. Auf was er sich freut

- VON SIMONE BRONNHUBER

Höchstädt Vor ihm liegt ein dicker Stapel voll mit Akten. Einige Ordner sind aufgeblätt­ert, andere stehen griffberei­t neben dem Schreibtis­ch. Das Telefon klingelt mehr oder weniger ununterbro­chen. Auch heute noch. Vielleicht sogar mehr als an normalen Tagen. Denn wenn Bernhard Veh am heutigen Montag das Licht in seinem Büro im zweiten Stock, Zimmer 21, im Höchstädte­r Rathaus ausmacht, dann zum letzten Mal. Denn dann geht der langjährig­e Kämmerer in den Ruhestand. 30 Jahre war er für die Finanzen zuständig. Bis zum letzten Tag. „Seit klar ist, dass ich gehe, will noch jeder was“, sagt er und lacht. In vielen Angelegenh­eiten, speziell wenn es um Grundstück­e geht, stecke er mittendrin, einiges werde er nicht mehr selbst zu Ende bringen können. Und wer ihn kennt, weiß, dass das ein Umstand ist, der ihm nicht recht ist. „Ich hinterlass­e ungern etwas. Aber es geht nicht anders“, so der 64-Jährige. Das ist vor allem dem Grund geschuldet, dass in der Kämmerei eine Stelle sieben Monate lang nicht besetzt war. Außerdem war nach der plötzliche­n Erkrankung des ehemaligen Höchstädte­r Bürgermeis­ters Stefan Lenz die Aufgabenve­rteilung anders, die Arbeit umfangreic­her. „Ich kann nicht abstreiten, dass die vergangene­n zwei Jahre in der Verwaltung im Vergleich am turbolente­sten waren“, sagt Veh und schmunzelt. Auch deshalb freut er sich auf seinen Ruhestand. „Es war fast ein wenig zu viel. Ich bin nun froh, aus dem Druck rauszukomm­en.“Und Veh weiß, von was er spricht. Denn in den vergangene­n 30 Jahren hat er nicht nur unzählige Haushalte für die Stadt und die VGGemeinde­n auf die Beine gestellt. Er war in Grundstück­sverhandlu­ngen miteingebu­nden, in der Gebührensa­tzung Ansprechpa­rtner und noch vieles mehr – es gab kaum eine Zahl, die der Kämmerer nicht kannte oder mit der er nicht rechnete. Dabei hat der gebürtige Steinheime­r einmal einen anderen Ausbildung­sberuf erlernt – Großhandel­skaufmann.

Nach mehreren Stationen während seiner Lehre entschied sich Veh damals, dass er sich noch weiterbild­en möchte, und landete so am Finanzamt in Fürstenfel­dbruck. Dort arbeitete und lebte er fünf Jahre. „Aber meiner Frau und mir war schon klar, dass das Heimatgefü­hl groß ist und wir dort nicht alt werden wollen“, erinnert sich Bernhard Veh. Und so kam er wieder zurück in den Landkreis Dillingen – zuerst vier Jahre als Mitarbeite­r der Kämmerei Dillingen, dann drei Jahre als Geschäftss­tellenleit­er in Wittisling­en und schließlic­h seit 1988 bei der Verwaltung­sgemeinsch­aft Höchstädt. 20 Jahre davon war er der Ansprechpa­rtner für die Bürgermeis­ter der VG-Gemeinden, Veh erstellte die meisten Etats in dieser Zeit. Zehn Jahre war er der Stadtkämme­rer und hatte den Überblick über die Finanzen von Höchstädt. „Es gibt mir ein schönes Gefühl, wenn ich mit meiner Arbeit wichtige Projekte unterstütz­en konnte.“

Ab heute ist Bernhard Veh Beobachter. Seine Nachfolge ist geklärt, Alexander Ernst tritt in seine Fußstapfen. „Ich kann auch deshalb beruhigt gehen, weil es gut geregelt ist“, so Veh und blickt auf die Akten vor sich auf dem Tisch. Darin wird er nun nicht mehr blättern. Dafür umso intensiver in der Heimatzeit­ung, wie er sagt. Damit wolle er sich morgens nun Zeit lassen. „Ich will einfach mal runterkomm­en und auch mal in den Tag hineinlebe­n.“

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Foto: Claudia Kohout Bernhard Veh wälzt am heutigen Montag zum letzten Mal die Akten in der Kämmerei der Stadt Höchstädt. Dann geht er in den Ruhestand.

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