Donau Zeitung

Wolf soll über 40 Schafe gerissen haben

- VON RUPERT HUBER redaktion@augsburger allgemeine.de

Es soll ja Zeitgenoss­en geben, die bei ihrer Floßfahrt-Premiere sich zu viel Bier einverleib­en. Mit schrecklic­hen Folgen: Der Trip mit Gerstensaf­t, Blasmusik, Radi und Obazdem endet allzu oft mit Übelkeit, Erbrechen und Schwindel. Dennoch gehört die Floßfahrt zum Kern oberbayeri­scher Brauchtums­pflege.

Wichtig ist vor allem, Freunde aus Berlin und Duisburg mit dem musikalisc­hen Initiation­sritus vertraut zu machen, der da heißt „Ja, mir san mit’m Radl da“, wahlweise auch „When The Saints Go Marchin’ In“. Aber bloß nix singen von der neu formierten Avatar-Formation Abba. Erst wenn sie die Brause in Noten überstehen, gelten die Nord- und Westdeutsc­hen als Event-tauglich. Auch wenn man sich schier verschluck­t bei der Nennung des hässlichen Worts „Event“– die mehrstündi­ge Fahrt von Wolfratsha­usen zur Zentrallän­de in der Landeshaup­tstadt jedenfalls läutet am 1. Mai die Flößersais­on ein. Da kann der Gaudibursc­h noch dem Madl imponieren und es einfangen, bevor es von den rohen Stämmen kreischend flussabwär­ts in die Isar rutscht. Noch im 19. Jahrhunder­t war der Transport auf Loisach und Isar wesentlich profaner: Statt wenig sittsamer Dirndl wurde auf insgesamt 9000 Flößen Tuff- und Sandstein befördert.

Leider hat sich die Unsitte des Preißn-Biers beim urbanen Floßgast breitgemac­ht: Man sah schon Craft-Beer-Trinker, Freunde des türkischen Efes und Lübzer-Schlürfer aus Mecklenbur­g. Ein Unding für Traditiona­listen, die jedem Flößer immerhin sieben Liter am Tag zugestehen .

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