Donau Zeitung

Ein Eis als Maibaumabl­öse?

Brauchtum In Gundelfing­en wird der Baum gestohlen. Ein Missverstä­ndnis löst Wirbel aus

- VON ANDREAS SCHOPF

Gundelfing­en Die Jugend aus Fristingen und Kicklingen hatte es in der Nacht von Freitag auf Samstag auf den Gundelfing­er Maibaum abgesehen – und hatte mit ihrem Vorhaben Erfolg. 35 junge Burschen entwendete­n den Baum aus dem Bauhof der Gärtnersta­dt und fuhren damit davon. Der Brauch sieht vor, dass das Schmuckstü­ck erst gegen eine Ablöse wieder zum Eigentümer zurückkomm­t. In aller Regel handelt es sich hierbei um eine zünftige Brotzeit, mit Bier, versteht sich. In Gundelfing­en bekamen die „Diebe“als Ablöse einen Gutschein für 40 Kugeln Eis angeboten, was bei der Jugendgrup­pe für Verwunderu­ng sorgte und auf der Facebook-Seite von Gundelfing­ens Bürgermeis­terin Miriam Gruß einige Debatten auslöste. Zu lesen waren Kommentare wie: „Einen Maibaum mit Eis auszulösen, mit Verlaub, das ist ja eine Lachnummer.“

Doch es handelte sich um ein Missverstä­ndnis. Die Bürgermeis­terin sagt: „Mir wurde am Samstagmor­gen mitgeteilt, dass der Baum ablösefrei wieder zurückkomm­t.“Eine Fehlinform­ation, wie sich herausstel­lte. Dass die in ihren Augen gelungene Aktion der Fristinger und Kicklinger Jugend ohne Lohn bleiben sollte, hätte Gruß bedauert. Deshalb habe sie freiwillig ein Eis spendieren wollen, sozusagen als Zugabe.

Warum die kalte Nascherei, und nicht, wie manch anderer erwartet hatte, Brotzeit und Bier? „Ich biete in einem öffentlich­en Post keinen Alkohol an“, sagt Gruß. „Zumal es möglich war, dass in der Jugendgrup­pe möglicherw­eise noch unter 18-Jährige dabei sind.“

Dem war nicht so. Florian Kitzinger von der Jugendgrup­pe macht deutlich: Alle Beteiligte­n waren zwischen 18 und 27 Jahre alt. „Dass wir auf eine traditione­lle Ablöse verzichten, stand nie zur Debatte“, sagt Kitzinger. Deshalb habe das EisAngebot der Bürgermeis­terin anfangs „lächerlich“gewirkt. Es folgten diverse Kommentare auf Facebook. Doch recht schnell war klar: Hier handelt es sich um ein Missverstä­ndnis. Noch im Laufe des Samstags haben sich Kitzinger und Gruß zusammenge­rufen und die Angelegenh­eit geklärt.

Nun bekommt die Jugendgrup­pe das, womit sie von Anfang an gerechnet hat: ein kleines „Festle“in Gundelfing­en, wie es Kitzinger formuliert. „So, wie man es traditione­ll macht.“Heißt: Es gibt die gewünschte Brotzeit. Wann genau, steht noch nicht fest. Außerdem spendet die Stadt Gundelfing­en 100 Euro an die Deutsche Knochenmar­kspenderda­tei. Am Samstagabe­nd war der Maibaum wieder zurück in Gundelfing­en. Am Montag wurde er vor dem Rathaus aufgebaut. Und was passiert nun mit dem Eis? „Das steht noch nicht fest“, sagt Kitzinger. Die Jugendgrup­pe müsse sich erst noch zusammense­tzen und entscheide­n, ob sie den Gutschein selbst einlösen oder etwa dem örtlichen Kindergart­en spenden möchte.

Warum es in Gundelfing­en wegen eines Maibaums sogar einen Polizeiein­satz gab, lesen Sie auf Dass der Brauch auch andernorts im Landkreis gepflegt wurde, wird auf der nächsten Seite deutlich.

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Fotos: Facebook Miriam Gruß Das Angebot, den Gundelfing­er Maibaum mit einem Eis Gutschein abzulösen, löste Wirbel aus. Rechts der Baum beim Aufbau.
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