Ein Eis als Maibaumablöse?
Brauchtum In Gundelfingen wird der Baum gestohlen. Ein Missverständnis löst Wirbel aus
Gundelfingen Die Jugend aus Fristingen und Kicklingen hatte es in der Nacht von Freitag auf Samstag auf den Gundelfinger Maibaum abgesehen – und hatte mit ihrem Vorhaben Erfolg. 35 junge Burschen entwendeten den Baum aus dem Bauhof der Gärtnerstadt und fuhren damit davon. Der Brauch sieht vor, dass das Schmuckstück erst gegen eine Ablöse wieder zum Eigentümer zurückkommt. In aller Regel handelt es sich hierbei um eine zünftige Brotzeit, mit Bier, versteht sich. In Gundelfingen bekamen die „Diebe“als Ablöse einen Gutschein für 40 Kugeln Eis angeboten, was bei der Jugendgruppe für Verwunderung sorgte und auf der Facebook-Seite von Gundelfingens Bürgermeisterin Miriam Gruß einige Debatten auslöste. Zu lesen waren Kommentare wie: „Einen Maibaum mit Eis auszulösen, mit Verlaub, das ist ja eine Lachnummer.“
Doch es handelte sich um ein Missverständnis. Die Bürgermeisterin sagt: „Mir wurde am Samstagmorgen mitgeteilt, dass der Baum ablösefrei wieder zurückkommt.“Eine Fehlinformation, wie sich herausstellte. Dass die in ihren Augen gelungene Aktion der Fristinger und Kicklinger Jugend ohne Lohn bleiben sollte, hätte Gruß bedauert. Deshalb habe sie freiwillig ein Eis spendieren wollen, sozusagen als Zugabe.
Warum die kalte Nascherei, und nicht, wie manch anderer erwartet hatte, Brotzeit und Bier? „Ich biete in einem öffentlichen Post keinen Alkohol an“, sagt Gruß. „Zumal es möglich war, dass in der Jugendgruppe möglicherweise noch unter 18-Jährige dabei sind.“
Dem war nicht so. Florian Kitzinger von der Jugendgruppe macht deutlich: Alle Beteiligten waren zwischen 18 und 27 Jahre alt. „Dass wir auf eine traditionelle Ablöse verzichten, stand nie zur Debatte“, sagt Kitzinger. Deshalb habe das EisAngebot der Bürgermeisterin anfangs „lächerlich“gewirkt. Es folgten diverse Kommentare auf Facebook. Doch recht schnell war klar: Hier handelt es sich um ein Missverständnis. Noch im Laufe des Samstags haben sich Kitzinger und Gruß zusammengerufen und die Angelegenheit geklärt.
Nun bekommt die Jugendgruppe das, womit sie von Anfang an gerechnet hat: ein kleines „Festle“in Gundelfingen, wie es Kitzinger formuliert. „So, wie man es traditionell macht.“Heißt: Es gibt die gewünschte Brotzeit. Wann genau, steht noch nicht fest. Außerdem spendet die Stadt Gundelfingen 100 Euro an die Deutsche Knochenmarkspenderdatei. Am Samstagabend war der Maibaum wieder zurück in Gundelfingen. Am Montag wurde er vor dem Rathaus aufgebaut. Und was passiert nun mit dem Eis? „Das steht noch nicht fest“, sagt Kitzinger. Die Jugendgruppe müsse sich erst noch zusammensetzen und entscheiden, ob sie den Gutschein selbst einlösen oder etwa dem örtlichen Kindergarten spenden möchte.
Warum es in Gundelfingen wegen eines Maibaums sogar einen Polizeieinsatz gab, lesen Sie auf Dass der Brauch auch andernorts im Landkreis gepflegt wurde, wird auf der nächsten Seite deutlich.