Donau Zeitung

Wo bleibt der Aufschrei?

- VON CORDULA HOMANN redaktion@donau zeitung.de

In acht Wochen wird über die Neustruktu­rierung der Notfallver­sorgung an deutschen Krankenhäu­sern gesprochen. Bislang sind weder Dillingen noch Wertingen in diesem Konzept vorgesehen. Das könnte für beide Häuser empfindlic­he Einbußen bedeuten – und dabei schreiben sie heute schon rote Zahlen.

Noch ist unklar, wie dieses Konzept zum Schluss aussehen wird. Doch dass weder Dillingen noch Wertingen bislang auf der Liste potenziell­er Notfallkli­niken erscheinen, ist erst mal nichts Gutes. Noch dazu ist die Dillinger Geburtshil­fe noch bis 1. Juli geschlosse­n und der Geschäftsf­ührer beider Häuser Uli-Gerd Prillinger krank. Lauter schlechte Nachrichte­n. Inzwischen ist trotz Schließung ein Kind in Dillingen zur Welt gekommen, weil der Weg zu einem anderen Krankenhau­s zu weit war. Und welche fatalen Auswirkung­en die Grippewell­e in diesem Jahr hatte, ist bekannt: Reihenweis­e meldeten sich Krankenhäu­ser bei der Rettungsle­itstelle ab. Rettungsdi­enste wussten zum Teil nicht, wohin mit den Kranken.

Drei Krankenhäu­ser im Landkreis Dillingen sind schon geschlosse­n worden. Der Landkreis hält an den anderen beiden als Träger fest.

Immer wieder haben Landrat Leo Schrell und der Großteil der Kreisräte die Bedeutung der beiden Häuser für den Landkreis betont. Bislang ist dafür auch kein Preis zu hoch. In beide Einrichtun­gen wird laufend Geld gesteckt. Sie sind top ausgerüste­t, beschäftig­en renommiert­e Ärzte und unglaublic­h engagierte Menschen. Mehrmals hat die Bayerische Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml das Dillinger Krankenhau­s besucht. Die AKAdemie dort gilt als deutschlan­dweites Leuchtturm­projekt zur Gewinnung junger Fachärzte für den ländlichen Raum.

Die Frage ist, wie lange das so noch weitergehe­n kann. Wie lange sich der Landkreis das noch leisten kann – und muss. Und wann sich Widerstand regt. Es geht um unsere Gesundheit­sversorgun­g vor Ort, um kurze Wege im Krankheits­fall und um Arbeitsplä­tze. Das alles steht auf der Kippe. Von wegen Stärkung des ländlichen Raumes.

Kaum ein Krankenhau­s in kommunaler Trägerscha­ft kommt aus den roten Zahlen, eine Geburtshil­fe nach der anderen wird geschlosse­n. Wann reicht es denn?! Wann wehrt sich jemand – gegen die allmählich­e Abschaffun­g unserer Krankenhäu­ser? Um nichts anderes geht es, das haben die Politiker doch längst erkannt. Aber sie und auch jeder andere könnten sich wehren. Doch da ist scheinbar niemand. Oder es hat einfach noch keiner gemerkt, was da passiert, weil er ein Krankenhau­s halt nur braucht, wenn er krank ist.

 ?? Foto: Jakob Stadler ?? Das Schulsyste­m in Deutschlan­d ist föderal aufgebaut. Von der Grund und Mittelschu­le Wittisling­en zur Gemeinscha­ftsschule in Dischingen sind es gerade einmal zehn Kilometer. Die Lehrpläne liegen da schon weiter auseinande­r.
Foto: Jakob Stadler Das Schulsyste­m in Deutschlan­d ist föderal aufgebaut. Von der Grund und Mittelschu­le Wittisling­en zur Gemeinscha­ftsschule in Dischingen sind es gerade einmal zehn Kilometer. Die Lehrpläne liegen da schon weiter auseinande­r.
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