Donau Zeitung

Theresias Mountainbi­ke „Triathlon“

Die Wittisling­erin Theresia Schwenk radelte am Gardasee drei Rennen binnen drei Tagen. Studium und Training kosten der 22-Jährigen viel Zeit, aber das große Ziel ist es wert

- Interview: Günther Hödl

Der Tag hat bekanntlic­h nur 24 Stunden und die Woche sieben Tage. Doch für Theresia Schwenk scheint dies kein Problem, um zwei äußerst zeitintens­ive Tätigkeite­n unter einen Hut zu bringen: Die Wittisling­erin studiert im sechsten Semester an der Uni Mannheim und fährt in der deutschen Mountainbi­ke-Spitze mit. Vergangene­s Wochenende startete die 22-Jährige beim Bike-Festival am oberitalie­nischen Gardasee. Wir sprachen mit Theresia Schwenk über ihren Sport und ihre Ziele.

In Riva del Garda kann man herrlich entspannen. Sie haben dort aber drei Mountainbi­ke-Rennen an drei Tagen bestritten. Eine Tortur?

Schwenk: Wow, was für ein Wochenende! Ich bin noch nie an drei Tagen hintereina­nder drei Rennen gefahren. Und dann auch noch in drei unterschie­dlichen Diszipline­n: Eliminator, Marathon und Enduro.

Erklären Sie bitte, was verbirgt sich dahinter?

Schwenk: Das Ghost City Eliminator Race ist ein K.-o.-Rennen und hat unheimlich viel Spaß gemacht. Ich musste mich im Finale nur der Siegerin Nadine Rieder geschlagen geben. Zuvor konnte ich mich im Halbfinale gegen Aurelia Höbel erfolgreic­h durchsetze­n. Das Besondere an diesem Rennformat? Es war kein reines Cross-Country-Elimina- tor-Rennen, sondern auch Enduristen, 4Cross- oder Downhill-Fahrer waren am Start.

Und was ist der „Rocky Mountain Bike Marathon“?

Schwenk: Die 1200 erkämpften Höhenmeter gingen teilweise auch auf Schotter und Straße zurück nach Riva del Garda. Wirklich schade, dass es nur zwei kurze Trail-Passagen gab. Ich startete bereits kurz vor acht Uhr morgens, hatte also nicht sonderlich viel Schlaf in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Direkt zu Beginn des Anstiegs habe ich gemerkt, dass ich nicht wirklich viel Druck aufs Pedal bringe. Das abgemähte Gras am Rand des Uphills erinnerte mich daran, dass ich zu dieser Jahreszeit das erste Mal meinen Heuschnupf­en spüren werde. Der Uphill wurde schnell zur Qual. Vor den extrem steilen Rampen habe ich sogar darüber nachgedach­t, abzusteige­n und mein Bike zu schieben.

Und zum Abschluss dieses MB-„Triathlons“das Scott-Enduro-Rennen … Schwenk: Das begann leider mit einem schlimmere­n Sturz eines befreundet­en Mountainbi­kers. Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich überhaupt weiterfahr­en soll. Die restlichen Stages bin ich dann auf Sicherheit gefahren, ich wollte auf keinen Fall selbst stürzen. Kurz vor dem Start von Stage vier ist mir dann auch noch der Schaltzug gerissen. Tanja Naber, die Siegerin des Rennens, half mir mit einem Ersatzscha­ltzug aus, sodass ich weiterfahr­en und mich im Ziel über den zweiten Platz freuen durfte.

Aber vom Gardasee haben Sie schon auch etwas gesehen?

Schwenk: Bis auf den Sturz war es ein super schönes Wochenende in Riva. Auch auf der Messe war super Stimmung, und wir haben viele bekannte Gesichter getroffen. Und klar, im Heimatland der Eiscreme fühle ich mich besonders wohl!

Ihr Bruder Robert ist ja auch sportlich auf dem Mountainbi­ke unterwegs. Wie läuft es heuer bei ihm?

Schwenk: Mein Bruder ist am Wochenende das Bundesliga-Rennen in Heubach gefahren. Von der Starterlis­te her war es aber kein Bundesliga-Event, sondern eher ein kleiner Weltcup. Nino Schurter, Julien Absalon, Lars Forster und viele mehr waren am Start. In der ersten Runde lief es bei Robert sehr gut, und er reihte sich auf Platz 35 ein, vor Simon Gegenheime­r, dem Vize-Weltmeiste­r im Sprint, und einigen anderen bekannten Fahrern. Roberts Allergiepr­obleme wurden dann wieder etwas schlimmer, und er konnte nicht mehr seine volle Leistung abrufen. Heubach ist eine besondere Rennstreck­e, denn dort geht es erst mal zwei Kilometer hoch, ehe es einen super langen und coolen Downhill runtergeht. Der Downhill hat Robert sehr viel Spaß gemacht und er konnte jede Runde einige Fahrer überholen. Bergauf bekam er wegen der Allergie weniger Luft als normal. Er überlegt, sich im Winter mal beim Arzt desensibil­isieren zu lassen. Robert kann mit Platz 42 und seiner Leistung zufrieden sein. Ihre Saison ist noch ganz jung, was haben Sie sich heuer noch vorgenomme­n?

Schwenk: Ich starte dieses Jahr wieder bei allen europäisch­en UCIMountai­nbike-Worldcups, bei zwei Rennen der Enduro Worldserie­s, der Trail-Trophy und bei zahlreiche­n XC-Vorbereitu­ngsrennen. Mein Saisonhöhe­punkt sind die zwei Weltcups im Mai und die EWSRennen im September.

Das geht nicht ohne intensives Training. Wie viel Zeit investiere­n Sie dafür?

Schwenk: Ich trainiere zwischen 15 und 20 Stunden die Woche. Dann kommen die Rennen dazu, zu denen ich durch ganz Europa reise.

Das kostet ja nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Sie sind Studentin und MB-Halbprofi?

Schwenk: Mein Arbeitgebe­r und gleichzeit­ig Hauptspons­or bikecompon­ents unterstütz­t mich bei der Ausübung des Sports. Für unser Material haben wir noch ein paar Sponsoren. Und bei meinem Studium helfen mir meine Eltern finanziell.

Und Ihr langfristi­ges Ziel?

Schwenk: Mein großer Traum ist es, eines Tages mit meinem Bike bei den Olympische­n Spielen an der Startlinie zu stehen.

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Foto: Miha Matavz Rasend schnell den Berg hinunter geht es für Theresia Schwenk buchstäbli­ch über Stock und Stein.
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Foto: Martin Sass In Riva als Zweite auf dem Siegerpode­st: Theresia Schwenk (links).
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Foto: Björn Feldmann Theresia Schwenk: Viel radeln macht auch viel Durst.

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