Was macht eigentlich Freddy Killensberger?
Sport Serie „Was macht eigentlich…?“Warum es den einst so erfolgreichen Nachwuchsfahrer Freddy Killensberger nicht mehr auf die Rennstrecken lockt, die Liebe zu den Autos aber geblieben ist
Mit der Frage konfrontiert, wann er sein letztes Rennen gefahren ist, muss Freddy Killensberger ein wenig überlegen: „Ich glaube, es war im Herbst 2015 auf dem Hockenheimring“– ohne sich dabei aber ganz sicher zu sein. Fast könnte man den Eindruck haben, dass den heute 22-Jährigen die Zeiten, in denen er im Motorsport für Schlagzeilen sorgte, kaum noch interessieren. Doch dem ist freilich nicht so. Je länger Killensberger redet, desto detaillierter werden seine Erzählungen über die Anfänge des Kart-Fahrens als Fünfjähriger auf den Rennbahnen in Genderkingen oder Bopfingen, seine erfolgreichen Starts bei den Rennen um den deutschen ATS-Formel-3-Cup und die Träume, vielleicht den Sprung in die Formel 1 zu schaffen.
Inzwischen aber setzt der junge Mann aus Wortelstetten ganz andere Prioritäten im Leben. Der gelernte Kfz-Mechatroniker hat in seinem Beruf vor zwei Jahren erfolgreich die Meisterprüfung absolviert, inzwischen eine feste Freundin und hilft nach Feierabend und an den Wochenenden im elterlichen Be- von Alfred und Monika Killensberger, die in Wortelstetten eine Landwirtschaft und einen Lohnbetrieb führen. Sohn Freddy sitzt vor allem in der warmen Jahreszeit auf manch schwerem Gefährt, um die Ernte der Bauern mit einzufahren.
Trotz Beendigung seiner sportlichen Karriere hat für Killensberger das Interesse für schnelle Autos nie nachgelassen. Im wenige Kilometer entfernten Nordendorf arbeitet er in der Kfz-Werkstatt Sportwagen Mietschke als Meister und hat es dabei bei seinen Tätigkeiten nur mit Porsches zu tun. Privat ist der einstige Rennfahrer mit einem 250 PS starken Mercedes Cabriolet unterwegs. So richtig auf die Tube drücken kann er dabei bei seinen Fahrten durch die Region freilich nicht. „Es gibt ja überall Geschwindigkeitsbegrenzungen“, schmunzelt er: „Geblitzt werden möchte ich nicht.“
Das private Autofahren nennt Freddy Killensberger „wesentlich gefährlicher“als seine einstigen Fahrten auf so bekannten Rennstrecken wie dem Nürburgring, in Spa/ Belgien oder im österreichischen Spielberg. Als der Wortelstettener im Formel-3-Cup mit Spitzengeschwindigkeiten von teilweise bis zu 280 km/h unterwegs war, habe er nie Angst gehabt, dass da eventuell mal ein schrecklicher Unfall passieren könnte. „All diese Autos sind enorm sicher“, verweist Killensberger auf Materialen wie Kohlefaser und Carbon. Außerdem gebe es auf Rennstrecken keinen Gegenverkehr und keine Ampeln. Mutter Monika stand bei den Rennen ihres Filius oft an der Strecke und hat mitgefiebert. Angst vor einem Unfall hat auch sie nie gehabt: „Ich habe meinem Sohn immer vertraut“, versichert sie. Dass Freddy seit knapp drei Jahren nicht mehr in ein Rennauto steigt, bedauert sie schon ein wenig. Doch dies sei einzig seine Entscheidung gewesen. Gerne denkt die Mama an die Zeiten, an denen sie mit dem ältestrieb ten ihrer drei Kinder und Rest der Familie zu den Renn-Wochenenden gefahren ist. Es sei eine aufwendige, aber auch schöne Zeit gewesen.
Freddy musste damals oft schon am Mittwoch oder Donnerstag zu Tests und zum Training anreisen und hat dafür seinen Jahresurlaub geopfert. „Ich war von allen Fahrern der einzige, der einem Beruf nachgegangen ist“, blickt er zurück. Das Berufsleben für den Rennsport aufzugeben, kam für Killensberger nie in Frage. „Mir war es immer wichtig, einen Plan B zu haben“, betont er mit Blick in den Rückspiegel und ist damit gut gefahren. Um im Rennsport ganz nach oben, sprich in die Formel 1 zu kommen, müsse man zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und auch das notwendige Quäntchen Glück haben. Ein Michael Schumacher oder ein Sebastian Vettel ist aus Freddy Killensberger nicht geworden. Und dennoch ist der junge Mann aus Wortelstetten mit sich und seiner Welt im Reinen.
Über die abschließende Frage, ob er sich theoretisch ein Comeback auf der Rennstrecke vorstellen könne, muss Freddy Killensberger erneut etwas länger nachdenken. „Das ist momentan kein Thema, doch man soll niemals nie sagen“, erklärt er schließlich mit einem verschmitzten Lächeln – und denkt dabei besonders an die DTM. Dies wäre mit den richtigen Partnern an der Seite durchaus denkbar …