Donau Zeitung

Männer und Frauen sind in Lauingen seit 60 Jahren vereint

Festakt Der Gesangvere­in Frohsinn war seiner Zeit voraus. Christa Lehmeier ist seit der Gründung des gemischten Chores dabei

- VON GERNOT WALTER

Lauingen Mit vielen geladenen Gästen beging der Gesangvere­in Frohsinn das 60-jährige Gründungsj­ubiläum des gemischten Chores im Pfarrheim St. Martin in Lauingen. Eine besondere Auszeichnu­ng wurde dabei Christa Lehmeier zu Teil. Sie war als 14-Jährige im Jahre 1958 in den Chor eingetrete­n und hat ihm seitdem ununterbro­chen die Treue gehalten. Der Vizepräsid­ent des bayerisch-schwäbisch­en Chorverban­des und frühere Leiter der Theresia-Haselmayr-Schule, Reinhard Pfaffendor­f, würdigte das Engagement des Gründungsm­itglieds und überreicht­e eine Urkunde. „Großen Weitblick hat der Gesangvere­in Frohsinn 1958 bewiesen, als er einen gemischten Chor einrichtet­e“, betonte Pfaffendor­f. Erst 1979 habe der Verband offiziell die Beteiligun­g von Frauen gutgeheiße­n. „Heute singen wesentlich mehr Frauen als Männer in unseren Chören“, führte der Vizepräsid­ent aus.

Wie schmerzlic­h sich der Übergang vom reinen Männerchor zum gemischten Chor darstellte, belegte anschaulic­h Hans Hauf. In seinem detaillier­te Vortrag mit Auszügen

„Weil der Mensch ein soziales Wesen ist, wird der Lauinger Gesangvere­in auch in Zukunft bestehen können“.

Landrat Leo Schrell

aus der Chronik des Vereins, unterlegt mit Bildern aus dem Archiv von Hermann Schön, schilderte Hauf das Anliegen des damaligen Chorleiter­s Karl Schneider. Dieser suchte 1957 dringend eine Verstärkun­g und schlug vor, Sängerinne­n aufzunehme­n. Das lehnte die Vorstandsc­haft zunächst ab, befürworte­te dann ein Jahr später mit 32 zu 5 Stimmen, einen gemischten Chor zu gründen. Neun Frauen waren erstmals dabei. Als Arbeiterge­sangverein wurde der Frohsinn-Chor von Sebastian Heiler 1921 ins Leben gerufen. Doch schon 1933 erfolgte die zwangsweis­e Auflösung. Auch die 1929 geweihte Fahne wurde konfiszier­t und erst 1945 zurückgege­ben, im Jahre 2003 wurde sie restaurier­t. Hans Hauf listete Vereinsvor­sitzende und Dirigenten auf, die den Frohsinn durch die Jahre begleitet haben. Er stellte dabei besonders Scherieble und Günther Durner heraus und erwähnte als Chorleiter Karl Schneider, Michael Heiler, Irmgard Bauer, Sibylle Mathia und Winfried Häußler. Es sei Archivar Max Springer gewesen, der in einem zeitgenöss­ischen Bericht entdeckte, dass es in Lauingen schon im Jahre 1880 einen Männerchor gegeben habe, der Frohsinn demnach seit 138 Jahren bestehe.

Stadtpfarr­er Raffaele de Blasi bezeichnet­e den Gesangvere­in als eine froh machende Gemeinscha­ft mit großer Ausstrahlu­ng auch für die Pfarrgemei­nde. Bürgermeis­ter Wolfgang Schenk rühmte den Frohsinn als wichtigen Kulturträg­er der Stadt. Die Vorsitzend­e des Patenverei­ns der Liedertafe­l Haunsheim, Elke Rieß, sprach von harmonisch­er Kameradsch­aft und gemeinsame­n Auftritten. Günther Durner vom Chorverban­d Dillingen betonte die Bedeutung des Singens im kulturelle­n Leben; der Gesangvere­in Frohsinn habe hier stets erfolgreic­he Arbeit geleistet. Wie die Vorredner gratuliert­e Landrat Leo Schrell zum Jubiläum.

In der Chronik habe er Parallelen zur Geschichte unseres Landes festgestel­lt. Der Gesangvere­in Frohsinn fördere mit ihren Aktivitäte­n das Demokratie­verständni­s. „Weil der Mensch ein soziales Wesen ist, wird der Lauinger Gesangvere­in auch in Zukunft bestehen können“, erklärte der Landrat.

Vorsitzend­e Christl Hauf lobte den Einsatz der passiven und aktiven Mitglieder zum Wohle des VerKarl eins. Die Entwicklun­g des Chorsingen­s in Lauingen erfülle sie mit Freude und Stolz.

Von dem gegenwärti­gen Leistungsv­ermögen des Chores konnten sich die beifallsfr­eudigen Gäste bei den Chorsätzen von Beethoven, Gluck, Elgar und Charpentie­r überzeugen. Mit zwei modernen Beispielen (Conquest of Paradise und Time to say goodbye) wagten sich die 24 Frauen- und zwölf Männerstim­men unter der Leitung von Winfried Häußler gekonnt an ein für sie neues und ungewohnte­s Liedmateri­al. Ingrid Philipp begleitete zuverlässi­g am Klavier. Mit dem Bläsersext­ett der Stadtkapel­lenmusiker gestaltet sie festliche und unterhalts­ame Zwischensp­iele mit Jazz-Anklängen.

 ?? Foto: Walter ?? Christa Lehmeier (Mitte) erhält die Ehrenurkun­de für 60 Jahre aktive Mitgliedsc­haft aus den Händen von Chorverban­ds Vizeprä sident Reinhard Pfaffendor­f. Vorsitzend­e Christl Hauf beglückwün­scht das Gründungsm­itglied zur seltenen Ehrung.
Foto: Walter Christa Lehmeier (Mitte) erhält die Ehrenurkun­de für 60 Jahre aktive Mitgliedsc­haft aus den Händen von Chorverban­ds Vizeprä sident Reinhard Pfaffendor­f. Vorsitzend­e Christl Hauf beglückwün­scht das Gründungsm­itglied zur seltenen Ehrung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany