Lyrische Texte, schwarzer Humor und virtuose Klavierklänge
Kabarett Matthias Reuter begeistert im Gewölbekeller von Schloss Haunsheim
Haunsheim Er sitzt, fast zu Ende mit seinem Programm, mit verschränkten Armen vor seinem Publikum, schweigt, um anschließend zu verkünden, er habe sich schnell mal über 50 verrückte Gedanken durch den Kopf gehen lassen.
Diese Szene ist Teil des Gastspieles von Kabarettist Matthias Reuter aus Oberhausen im Gewölbekeller von Schloss Hausheim und gibt auch dem Publikum die Chance, für die Zeit von schnellen 50 Gedanken durchzuschauen. Denn abgesehen von 25 Minuten Pause überrollt Matthias Reuter sein Publikum geradezu in den rund zwei Stunden seines Programms „Auswärts denken mit Getränken.“Mit virtuosem Klavierspiel überzeichnet er in seinen herrlich, skurrilen Liedtexten die bundesdeutsche Wirklichkeit derart treffend, dass für das Publikum im Gewölbekeller kaum Zeit bleibt, sich dem tiefschwarzen Humor ohne ohnmachtsverdächtige Lachanfälle zu entziehen.
Bereits mit dem musiklaischen Entrée „Abitur in NRW“trifft Matthias Reuter die Lachfreudennerven des Publikums derart zielsicher, dass die nachfolgenden Lieder mit ihren hintersinnigen, beinahe lyrischen Texten die Besucher im Gewölbekeller in einen überaus unterhaltsamen, kurzweiligen, mit außergewöhnlichem Humor geschwängerten Kleinkunstabend versetzen. Dabei versprüht der Oberhausener Ruhrpottkabarettist seine realistischen Texte mit solcher Leidenschaft, wie sie nur in Verbindung mit seinem Klavierspiel erlebt werden kann.
Zwischen Quatsch und Humor entlarvt Reuter die alltägliche Realität im Rhythmus vom Blues bis zum Walzertakt und bei der Zugabe greift er ausnahmsweise zur Gitarre, deren Spiel er erst vor zwei Jahren erlernt hat, wie er dem Publikum verrät. Ob bei der Kita-Prügelei, die er als EU-Spiel enttarnt, beim Rentenfischen im Hallenbad oder beim Mithören einer Unterhaltung von drei Jugendlichen am Düsseldorfer Hauptbahnhof, um hier nur drei seiner abstrusen Programmlieder und Texte zu nennen, das Publikum belohnt ihn zwischen den einzelnen Nummern und am Schluss seines „Auswärts denken mit Getränken“Gastspiels mit beinahe überschwänglichem Beifall. Da geht er gar nicht ab von der Bühne, sondern macht mit Zugaben gleich weiter.