Flucht vor sich selbst
Henry Hübchen schlüpft in die Rolle eines Schriftstellers in der Schaffenskrise
ARD, 20.15 Uhr Was passiert, wenn einem Autor nichts mehr einfällt? Der Film mit dem Titel „Spätwerk“, heute Abend um 20.15 Uhr im erzählt die Geschichte von einem etwas älteren Berliner Schriftsteller Paul Bacher (Henry Hübchen) in der Schaffenskrise.
Er tingelt auf einer Lesereise durch die schwäbische Provinz und empfindet es als Tortur. Nach einer Lesung sitzt er mit einer Zuhörerin, der deutlich jüngeren Grundschullehrerin Teresa (Patrycia Ziolkowska), bei einer Flasche Rotwein vor einer Kneipe im Regen.
Gerne würde er mit ihr die Nacht verbringen, doch sie lehnt ab. Ziemlich betrunken reist er in der Nacht mit dem Wagen ab, um kurz darauf den Tramper Daniel (Jordan Dwyer) mitzunehmen. Der junge Mann war ihm zuvor bei der Lesung begegnet. Weil dieser zu viel redet, schmeißt Paul ihn auf einer einsamen Landstraße aus dem Auto. Das Drama um den ohnehin schon gebeutelten Schriftsteller nimmt von da an seinen Lauf.
Drehbuchautor Karl-Heinz Käfer („Die Auferstehung“) und Regisseur Andreas Kleinert („Sag mir nichts“) zeigen das düstere Drama eines vereinsamten und verzweifelten Mannes auf der Flucht vor sich selbst. Die Dialoge sind geschliffen, dazu ertönt leise Jazzmusik oder auch mal ein trauriges Chanson der Sängerin Alexandra.
Der Film gewährt Einblicke in die Welt des Literaturbetriebes, und eine bittere Wahrheit drängt ans Licht: Bücher und ihre Figuren sollten nicht mit dem wirklichen Leben verwechselt werden. Henry Hübchen prägt auf seine persönliche, altbewährte Weise den Film. Sehenswert!