Gesucht: ein Geschenk aus Berlin
Abschied nehmen ist meistens keine leichte Sache. Es gibt quälend lange Verabschiedungen (siehe: Tante Hildes Verwandtenbesuch). Es gibt kurze und schmerzhafte Möglichkeiten, Adieu zu sagen (siehe: maroder Backenzahn, Zahnarzt). Es gibt erwartbare, weil regelmäßig vollzogene Trennungen (siehe: HSV-Trainer, alternativ: Vereinspräsidenten von 1860 München).
Und dann gibt es jene, bei denen am Ende die meisten, wenn nicht sogar alle aufrichtig ergriffen sind. Manchmal sind das die letzten Arbeitstage von wohl gelittenen Kollegen. Und weil beim Abschied die Zuneigung zu den Dingen, die uns lieb sind, immer ein wenig wärmer ausfällt, kommt bei solchen Gelegenheiten eine wichtige Frage dazu: Was gibt es als Abschiedsgeschenk?
Gleich zwei letzte Arbeitstage mutmaßlich beliebter Vorgesetzter wird es am Samstag beim Pokalfinale im Berliner Olympiastadion geben. Auf Bayern-Seite wird sich Trainer Jupp Heynckes trotz seiner jugendlichen 73 Jahre in den diesmal wohl wirklich endgültigen Ruhestand verabschieden. Beim
Gegner des Rekordchampions, Eintracht Frankfurt, wird
Niko Kovac bekanntermaßen danach Heynckes in München beerben.
Das Problem an der Sache: Beide Mannschaften wollen ihren jeweiligen Trainern natürlich das Gleiche zum Abschied schenken – den Gewinn des DFB-Pokals. Das ist zwar deutlich besser als zum Beispiel eine Zehnerkarte fürs Hallenbad, aber eben auch deutlich schwieriger. Es geht um Prestige: Kovac wäre mit einem Sieg im Showdown gegen seinen künftigen Arbeitgeber der Held statt der Trainer, der mit Frankfurt die fast schon sicher geglaubte Europa-League-Qualifikation verspielt hat. Und Heynckes möchte mit einem Titel seine Karriere beenden. Zusammengefasst also eine richtige Zwickmühle.
Die Profis des FC Bayern haben Heynckes jedenfalls schon im Vorfeld ein Präsent überreicht: Eine Foto-Collage, die von den Spielern mit persönlichen Widmungen versehen wurde. Mats Hummels etwa schrieb unter ein Foto, das ihn mit Heynckes zeigt: „Viel schöner, als es 2013 war“- in Anspielung auf die Finalniederlage in der Champions League, die der Verteidiger damals noch mit dem BVB gegen seinen heutigen Trainer und Klub einstecken musste.
Und wie immer war es der für seine ungewohnten Lösungsansätze bekannte Thomas Müller, der die eleganteste aller Abschiedsformulierungen gefunden hat. Die Grußbotschaft des Kickers: „Danke, Trainer – wir sehen uns im Oktober.“So ganz geht man eben nirgendwo. Und manchmal kommt man selbst aus dem Ruhestand zurück. Was Niko Kovac zu der Botschaft sagt, ist übrigens noch nicht bekannt.