Das große Sterben
Der Dreißigjährige Krieg war eine der Urkatastrophen des Kontinents. Wie es dazu kam, wie er gerade auch in der Region wütete und was wir daraus lernen können
Vierhundert Jahre sind vergangen, seit der Dreißigjährige Krieg ausgebrochen ist. Am 23. Mai 1618 warfen böhmische Aufständische drei kaiserliche Statthalter aus einem Fenster. Der Prager Fenstersturz entfesselte eine Welle der Gewalt, die über ganz Europa rollte. Deutschland, Schweden, Frankreich, Spanien – der gesamte Kontinent zog in den Krieg. Und die Heerführer zogen auch nach Schwaben und schlugen dort ihre Schlachten. Die Armeen verwüsteten ganze Landstriche und plünderten die Bevölkerung aus. Das große Sterben begann in der Region.
Das Bild von Hans Ulrich Franck zeigt eine Szene, wie sie sich tausendfach abgespielt hat: Soldaten überfallen wehrloses Volk und nehmen ihm alles, was es hat – in den meisten Fällen auch ihr Leben. Der Künstler erlebte den Dreißigjährigen Krieg hautnah mit. Ein Vierteljahrhundert vor dem Prager Fenstersturz kam er in Kaufbeuren zur Welt. 1637 zog er nach Augsburg, als Witwer mit sieben Kindern. 25 Radierungen hinterließ er der Nachwelt, in denen er den Dreißigjährigen Krieg festgehalten hat. Eine Essenz des Schreckens.
Jede einzelne Ortschaft in Schwaben und Umgebung erzählt ihre eigene Geschichte über Hunger und Not. Keine Stadt, kein Dorf und kein Weiler ist verschont geblieben. Und jeder Ort birgt einzigartige Geschichten. Sagen und Mythen sind entstanden und haben sich über die Jahrhunderte gehalten. Auch die alten Gebäude der Städte erzählen von der Vergangenheit. Manche posaunen sie laut heraus, andere offenbaren sie zurückhaltender. Doch eine Suche nach den Spuren ist lohnenswert – nur so lässt sich im Ansatz nachvollziehen, welcher Wahnsinn in der damaligen Zeit gewütet hat. Und welches Kalkül dahinter stand. Denn der Dreißigjährige Krieg hat zahlreiche Facetten. Religion stand offen im Vordergrund, doch Macht und Einfluss spielten nicht weniger eine Rolle. Bis heute versuchen Historiker, diese Verflechtungen aufzulösen. Aus ihren Erkenntnissen gewinnen sie Einsichten, die auch für Konflikte der Gegenwart von Bedeutung sind.
In diesem Journal lesen Sie, was sich damals in der Region abgespielte und was die Ereignisse vorangetrieben hat. Lernen Sie Orte und Akteure kennen – auf einer Reise 400 Jahre zurück in die Vergangenheit.