Donau Zeitung

Ohne Arbeit keine Integratio­n

Salah Arafat leistet in Dillingen Aufklärung

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Dillingen Ohne Arbeit keine Integratio­n – was so leicht klingt, gestaltet sich in der Praxis aber schwierige­r. Die Unterschie­de zwischen der deutschen und der arabischen Arbeitswel­t sind enorm. Salah Arafat leistete beim 26. Rundgesprä­ch in Dillingen Aufklärung. Bereits zum zweiten Mal gastierte der Referent in Dillingen, dieses Mal mit dem Thema Arbeitsmar­kt.

Das Handwerk, so Arafat, habe im arabischen Raum einen viel geringeren Stellenwer­t als in Deutschlan­d. Akademisch­e Berufe trügen zum Ansehen der Familie bei, während Handwerksb­erufe tendenziel­l geringer geschätzt würden. Eine duale Ausbildung gebe es nicht. Wer in Handwerksb­erufen bleibe und nicht akademisch­e Weihen anstrebe, lerne eben vor Ort beim Arbeitgebe­r, was oft ein Familien- oder Clanangehö­riger sei: der Sohn lerne vom Vater. In einer Gesellscha­ft, die viel stärker durch Religion geprägt sei als die unsere, bleibe auch der Islam nicht ohne Auswirkung auf die Arbeitslei­stung. Dass gläubige Moslems fünfmal täglich beten müssten, dürfe bei uns nicht als Grund für Gebetspaus­en benutzt werden, denn Gebete könne man auch nachholen. Frauenarbe­it werde von den Männern nicht immer gerne gesehen. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass die Gleichbere­chtigung von Mann und Frau bei uns auch erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts realisiert wurde.

Welche Chancen bieten sich also für Flüchtling­e aus dem arabischen Raum? Die jüngere Generation werde bei uns entweder eine Berufsausb­ildung machen oder in Aushilfsjo­bs tätig sein. Für die ältere Generation, von Ausnahmen abgesehen, würden meist nur Aushilfsjo­bs infrage kommen. Akademiker könnten, nachdem ihre Abschlüsse anerkannt worden seien, meist mit einem Ergänzungs­studium in ihrem Beruf auch bei uns arbeiten. Eine entscheide­nde Voraussetz­ung sei die Alphabetis­ierungsrat­e, die jedoch innerhalb der arabischen Welt schwanke. Der Referent ging auch auf das Ehrenamt, das man in diesen Ländern überhaupt nicht kenne, ein. Die Herausford­erungen, die bei uns in vielen Bereichen durch das Ehrenamt gelöst werden, würden dort von der Großfamili­e übernommen. Laut Salah Arafat sind auch Gesellscha­ftskenntni­sse der Schlüssel zur Integratio­n.

Georg Schrenk, Koordinato­r der Unterstütz­ergruppe „Asyl/Migration Dillingen“, sagte, dass in Dillingen 40 Prozent der Flüchtling­e schon in Arbeit oder Ausbildung stünden. Allerdings fehle es am Kontakt zu Einheimisc­hen. Für eine große Gruppe an Flüchtling­en lägen die höchsten Hürden nicht in mangelnden Sprachkenn­tnissen oder der fehlenden Bereitscha­ft zur Integratio­n, sondern in der Bürokratie: Flüchtling­e, die keinen Schutzstat­us haben, seien von der Arbeitswel­t praktisch ausgeschlo­ssen.

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