Donau Zeitung

Ein Ständchen für die Rieger Orgel

Der junge Organist Julian Beutmiller überzeugt in der Gundelfing­er Stadtpfarr­kirche

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Gundelfing­en „Die Orgel wird seit alters und zu Recht als die Königin der Instrument­e bezeichnet, weil sie alle Töne der Schöpfung aufnimmt und die Fülle des menschlich­en Empfindens zum Schwingen bringt.“Mit diesem Zitat des Papstes Benedikt XVI. anlässlich einer Orgelweihe in Regensburg im Jahr 2006 begrüßte Alexandra Finck im Namen der Pfarrgemei­nde das Publikum, das trotz des wunderbare­n Ausflugswe­tters neugierig war auf die Klänge der zwanzig Jahre alten Königin in der Stadtpfarr­kirche St. Martin und den nur wenig älteren Organisten Julian Beutmiller aus Regensburg.

Seit zwanzig Jahren dient die Orgel der Firma Rieger (Vorarlberg) nahezu täglich ihrem liturgisch­en Zweck und so manches Mal auch als Instrument für Konzerte und CDAufnahme­n. Mit Julian Beutmiller konnte Kirchenmus­iker Michael Finck nicht nur einen ehemaligen Schüler, sondern auch einen ungewöhnli­ch begabten und extrem versierten Organisten vorstellen. Der ehemalige Schüler des St.-Bonaventur­a-Gymnasiums studiert derzeit Kirchenmus­ik, wird im kommenden Juli seinen Bachelor absolviere­n und dann für ein Auslandsst­udium nach Kopenhagen gehen. Er präsentier­te ein fasziniere­ndes, dem Anlass entspreche­nd glanzvolle­s Programm und zeigte sich zugleich als Kenner vielfältig­ster Registrier­ungsmöglic­hkeiten der Rieger-Orgel. Denn, es ist ein modernes Instrument, das allen Epochen und Stilen gerecht zu werden vermag.

Und so konnte Julian Beutmiller auch einen Querschnit­t durch die Entstehung der Orgelliter­atur zeigen, beginnend mit zwei Stücken aus der „Messe a l’usage de paroisses“von Francois Couperin, einem Vertreter der französisc­hen Barocklite­ratur.

Das deutsche Pendant dazu verkörpert das vorwiegend liturgisch geprägte Werk Johann Sebastian Bachs, dessen Präludium und Fuge in G-Dur durch klangliche Strahlkraf­t und metrisches Gleichmaß sowie Virtuositä­t bestachen.

Cesar Francks h-Moll-Choral, mit dem Beutmiller sein gut einstündig­es Konzertpro­gramm eröffnete, ist vom kompositor­ischen Gehalt eine Reminiszen­z an J.S. Bach, dessen Passacagli­a und Fuge hier als Vorbild diente. Beutmiller arbeitete die klangschön­en Kantilenen und

Ein Querschnit­t durch die Orgelliter­atur

Französisc­he Symphonik

die dynamische­n Steigerung­en mit vielfältig­er Klangfarbe­npracht aus – französisc­he Orgelsymph­onik vom Feinsten. Als interessan­t und hintergrün­dig erwies sich das „Perpetuum mobile“des österreich­ischen Komponiste­n und ehemaligen Wiener Domorganis­ten Peter Planyavski, das durch die Mittel der Orgelregis­trierung Klänge aus dem Nichts kommen und auch wieder verschwind­en zu lassen. Die Melodie des Sanctus – der ewige Lobgesang der Engel – ist in dieses Stück mit eingearbei­tet.

Die Orgelsonat­e „Psalm 94“beschloss mit vier Sätzen, denen bestimmte Textstelle­n des 94. Psalms zugedacht wurden, die Konzertstu­nde gleicherma­ßen als Höhepunkt.

Reubkes Orgelsonat­e gilt aufgrund ihrer hohen technische­n und musikalisc­hen Anforderun­gen als Messlatte auch für internatio­nal renommiert­e Konzertorg­anisten. Man kann getrost behaupten, dass sich Julian Beutmiller mit seiner begeistern­den und sachkundig­en Interpreta­tion dieses harmonisch kühnen Werks bereits in sehr jungen Jahren zu diesem Kreis zählen darf. Begeistert­er Applaus für ein wahrhaft gelungenes Geburtstag­skonzert.

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Foto: Finck Julian Beutmiller.

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