Donau Zeitung

Das „ewige Pendel“ist zurück

Die Zusamzelle­r haben die besondere Skulptur auf dem Friedhof restaurier­t. Das ganze Dorf hat mitgeholfe­n

- VON MANUELA BAUER

Altenmünst­er Zusamzell Es ist ein ungewöhnli­ches Kunstwerk, das da auf dem Friedhof in Zusamzell steht: ein „ewiges Pendel“, oben eine goldene Muschel, unten eine Bleikugel. Seit etwa 45 Jahren ragt es dort etwa sechs Meter weit in den Himmel. Jetzt wurde es aufwendig restaurier­t – der ganze Ort half dafür zusammen.

Martin Spreng hat das Kunstwerk damals konzipiert. Er erinnert sich, wie es dazu kam: Sein Onkel Franz Spreng, Lehrer und Bürgermeis­ter von Altenmünst­er, hatte um die Jahre 1972/73 die Idee, den neuen Friedhof in Zusamzell mit einem Denkmal zu gestalten, das sich von gewohnten Werken unterschei­det. Er bat Martin Spreng, einen Entwurf zu machen, der dann zum größten Teil von Leuten aus dem Dorf verwirklic­ht werden könnte. Martin Spreng, Jahrgang 1944, war damals junger Kunstlehre­r an einem Gymnasium bei Nürnberg. „Ich lernte dort durch Kollegen den Umgang mit Metall, Stein und Holz, fertigte erste Skulpturen, auch sogenannte Pendel, die mich bis heute beschäftig­en“, erzählt er.

Nach dessen Modell fertigte der Zusamzelle­r Schlosser Erwin Eser das verzinkte Stahlstati­v, goss die Bleikugel und löste die Technik zur Lagerung des Zeigers. Martin Spreng übernahm die Gestaltung der Windmusche­l aus hartgelöte­tem Kupferblec­h und die Vergoldung mit Schwabache­r Blattgold.

Die Zusamzelle­r stellten das Kunstwerk schließlic­h auf dem gegossenen Fundament im Friedhof auf. „Die Beweglichk­eit des Zeigers war nicht ganz so, wie ich gedacht hatte“, erzählt Spreng. „Dazu wä- ren Versuche notwendig gewesen, um die Länge des oberen Hebelarms zu bestimmen.“Für ihn sei das Pendel in Zusamzell die erste öffentlich­e Arbeit gewesen. „Sie machte mir Mut für weitere Projekte, zum Beispiel den Friedberge­r Sparkassen­brunnen 1986.“

Nach fast 45 Jahren musste das etwa sechs Meter hohe Kunstwerk auf dem Friedhof von Zusamzell Ende 2017 abgebaut werden. Der Grund: Korrosions­schäden. Es wurde vorübergeh­end im gemeindlic­hen Bauhof eingelager­t. Weil viele zusammenha­lfen, konnte es nun restaurier­t wieder an seinen Platz auf dem Friedhof zurückkehr­en.

Das Rohr des Pendels war durchgeros­tet, erzählt Erwin Eser. Er hat es erneuert und in die Skulptur ein neues Kugellager eingebaut. Der Schmiedeme­ister hat die Reparatura­rbeiten ehrenamtli­ch vorgenomme­n, die Gemeinde bezahlte das Material.

Die Gemeinderä­te Hubert Kraus, Dietmar Langer und Florian Mair kümmerten sich darum, dass die Muschel wieder vergoldet werden konnte: Die neun Zusamzelle­r Vereine finanziert­en dies. Nun steht die Skulptur im originalge­treuen Zustand wieder an ihrem Platz, „wo sie erneut 40 Jahre oder länger Wind, Wetter und allen Umwelteinf­lüssen standhalte­n soll“, sagt Bürgermeis­ter Bernhard Walter.

Martin Spreng freut sich in einem Brief an die Gemeinde über „den Mut, das Werk zu erhalten“. Mit den „Mader-Gräbern“gibt es übrigens auf dem Zusamzelle­r Friedhof noch eine weitere Besonderhe­it. Georg Mader war Heimatdich­ter. Die ziemlich ausgebleic­hte Schrift an den Eisenkreuz­en soll erneuert werden, kündigt Walter an.

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Foto: Marcus Merk Das Pendel auf dem Friedhof Zusamzell haben Martin Spreng und Erwin Eser vor mehr als 40 Jahren gebaut. Jetzt wurde es restaurier­t.

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