Russland gerät unter Druck
Nato und EU sehen klare Beweise für Passagierjet-Abschuss
Brüssel Die EU und die Nato haben Russland aufgefordert, Verantwortung für den Abschuss von Flug MH17 über der Ukraine im Juli 2014 zu übernehmen. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini forderte Moskau auf, „seine Verantwortung zu übernehmen“und vollständig an allen Bemühungen mitzuwirken, um die Schuldfrage in dem Fall zu klären. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg schloss sich dem Appell an. Auch die Bundesregierung erklärte, das Flugzeug MH17 sei von einem Raketensystem abgeschossen worden, „das ohne Zweifel zu den bewaffneten Kräften der Russischen Föderation gehört“, wie Regierungssprecherin Martina Fietz sagte.
Bei dem Absturz starben alle 298 Menschen an Bord: darunter 196 Niederländer, 39 Australier und auch vier Deutsche.
Am Donnerstag hatte das von den Niederlanden geleitete internationale Ermittlerteam einen neuen Bericht
Russlands Außenminister sieht keinerlei Fakten
vorgelegt und die eingesetzte Rakete erstmals einer russischen Militärbrigade zugeordnet. Die Ermittler hatten anhand zahlreicher Videos und Fotos vor allem aus den sozialen Netzwerken die Route des Raketensystems rekonstruiert. Am 23. Juni 2014 war ein Militärkonvoi aus Kursk Richtung Ukraine abgefahren. Dazu gehörte auch das Fahrzeug mit dem Buk-System. Es habe charakteristische einzigartige Kennzeichen und sei dadurch „zweifelsfrei identifiziert“worden. Die Ermittler sprachen von einem „Fingerabdruck“. Erneut riefen die Ermittler die russische Öffentlichkeit zur Mithilfe auf. So wollen sie wissen, wer zu der Mannschaft des Buk-Systems gehörte, wer ihr Kommando hatte und mit welchem Befehl sie in die Ukraine gezogen war.
Russland wies die Vorwürfe zurück. Außenminister Sergej Lawrow sagte, in einem Telefonat habe ihm ein niederländischer Minister auf Nachfrage „keine Fakten genannt“. Lawrow warf der Regierung in Den Haag vor, die Tragödie auszunutzen, „um ihre eigenen politischen Ziele zu erreichen“.