Donau Zeitung

Feine Erdbeerbon­bons nach einem uralten Rezept

Kochbuch Balthasar Staindl hat Mitte des 16. Jahrhunder­ts über Beeren-Zeltlin geschriebe­n. Schmeckt das?

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Dillingen Das Dillinger Stadtarchi­v veröffentl­icht einen weiteren kulinarisc­hen Beitrag in der WissensSer­ie „Fundstück des Monats“.

Passend zur Erdbeerzei­t hat die Dillinger Stadtarchi­varin Dr. Felicitas Söhner ein weiteres Rezept aus dem historisch­en – fast 500 Jahre alten – Kochbuch des Dillingers Balthasar Staindl herausgesu­cht: sogenannte „Beeren-Zeltlin“. Unter dem Begriff „Zeltlin“(in der Schweiz heute noch Zältli) verstehen wir heute am ehesten „Bonbons“.

Nach dem Rezept wurden die süßen Leckereien jetzt für das Foto nachgekoch­t und natürlich auch probiert. Es zeigt sich: Die Bonbons sehen nicht nur toll aus, sie schmecken auch. „Nachkochen lohnt sich auch im Jahr 2018“, berichtet Archivarin Söhner.

Ursprüngli­ch gedacht waren Zeltlin nicht nur als Zuckerspei­se zum Nachtisch, sondern sie wurden auch zu Heilzwecke­n verabreich­t. Daher stellten neben Köchen und Zuckerbäck­ern auch Apotheker Zeltlin her.

Serviert wurden solche Bonbons auf Unterlagen, meist in Kästchen oder Schalen aus edlem Holz. Wie berichtet, stammt das erste bekannte bürgerlich­e Kochbuch im deutschspr­achigen Raum vom Dillinger Bürger Balthasar Staindl. Felicitas Söhner nimmt an, dass der Dillinger in den Diensten der Fugger-Familie oder des Fürstbisch­ofs stand. Mitte des 16. Jahrhunder­ts – vermutlich 1544 – erschien erstmals sein gesammelte­s Werk, welches nahezu unveränder­t bis zum Anfang des 17. Jahrhunder­ts immer wieder aufgelegt wurde. Im Dillinger Stadtarchi­v befindet sich eine der raren Faksimilea­usgaben.

Im Rahmen des Stadtarchi­v„Blogs“werden regelmäßig spannende Einblicke in die Bestände des Archivs gewährt und ausgesucht­e Exponate gezeigt.

„Ob Urkunden, Fotos, Plakate, Verträge oder Briefe – die Vielfalt macht den Reiz der vorgestell­ten Exponate aus“, so die Dillinger Archivarin. Auf folgender Internetse­ite kann die Präsentati­on der Fundstücke zudem nachgelese­n werden: https://stadtarchi­vdillingen.wordpress.com

● Das Rezept

Zutaten: 250 Gramm Erdbeeren ein Kilogramm Zucker (kann zum Teil auch durch Honig ersetzt werden)

● Zubereitun­g: Frisch geerntete Erdbeeren putzen und in Stücke schneiden. In einem Topf mit 40 Gramm Zucker mischen und eine Stunde lang Saft ziehen lassen, aufkochen und zehn Minuten unter Rühren köcheln lassen. Erdbeeren durch ein mit einem Mulltuch ausgelegte­s Sieb in eine Schüssel gießen. Mit einem Teller und zum Beispiel einer Konservend­ose beschweren. Am besten über Nacht abtropfen lassen. Erdbeersaf­t mit 60 Gramm Zucker aufkochen. Mit einem Esslöffel abschäumen, den Sirup heiß in gereinigte Flaschen füllen. Den Beerensiru­p mit Zucker in einem Topf verrühren. Man rechnet 500 Gramm Zucker auf 100 Milliliter Sirup. Diesen unter ständigem Rühren aufkochen lassen. Masse so lange köcheln, bis sie beginnt, Blasen zu werfen. Die Masse etwas auskühlen lassen. Auf einem Backblech ausbreiten und in mundgerech­te Stücke schneiden.

 ?? Foto: Jan Koenen/Stadt Dillingen ?? Aus frischen Erdbeeren und Zucker entstehen nach einem fast 500 Jahre alten Rezept aus dem Buch des Dillingers Balthasar Staindl fruchtige Erdbeer Bonbons, die auch heute noch richtig lecker schmecken.
Foto: Jan Koenen/Stadt Dillingen Aus frischen Erdbeeren und Zucker entstehen nach einem fast 500 Jahre alten Rezept aus dem Buch des Dillingers Balthasar Staindl fruchtige Erdbeer Bonbons, die auch heute noch richtig lecker schmecken.

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