Donau Zeitung

Alles auf Anfang in Sachen B 16 für Höchstädt?

Die Trassenfüh­rung im Norden bleibt bestehen, aber das Staatliche Bauamt Krumbach muss Forderunge­n der Stadt einarbeite­n. Kann sogar das Wasserschu­tzgebiet gerettet werden?

- VON SIMONE BRONNHUBER

Eigentlich ist fertige Plan für die Umfahrung im Norden von Höchstädt fertig. Doch er muss wieder überarbeit­et werden.

Höchstädt Bayerns Bauministe­rin Ilse Aigner war zwar nicht dabei. Aber trotzdem ging die Taktik der Höchstädte­r, auf die große Politik zu setzen, auf. Zumindest ist Bürgermeis­ter Gerrit Maneth mit dem Ergebnis nach zwei Treffen in dieser Woche in München und Augsburg zufrieden. Am Freitagvor­mittag, auf den Tag genau hundert Tage nachdem er zum Rathausche­f der Donaustadt gewählt wurde, gab Maneth offiziell bekannt, dass das Wasserschu­tzgebiet (WSG) im Norden der Stadt vorerst nicht mehr Inhalt einer Vereinbaru­ng mit dem Staatliche­n Bauamt Krumbach ist. Mehr noch: Das ausgearbei­tete Schriftstü­ck, in dem festgehalt­en ist, dass das Bauamt rund 1,5 Millionen Euro Ausgleich an die Stadt für die Aufgabe des WSG zahlt, ist aktuell hinfällig. Hinzu kommt, dass Forderunge­n der Stadt, die im ausgearbei­teten Planungsen­twurf nicht enthalten sind, neu eingearbei­tet werden müssen.

So wurde es mit beteiligte­n Politikern, Regierungs­vertretern und verantwort­lichen Behördenle­itern besprochen, wie Bürgermeis­ter Maneth gestern erklärte. „Das ist ein wichtiger Schritt für uns. Auch, dass wir endlich alle an einem Tisch hatten. Jeder weiß jetzt, was Sache ist, und jeder will sich für die NordTrasse einsetzen“, so Maneth, der betont, dass das Treffen auf seine Initiative hin und durch Hilfe von Landtagsab­geordneten Georg Winter zustandeka­m. Teilnehmer waren der Amtschef des neuen Verkehrsmi­nisteriums, Ministeria­ldirektor Helmut Schütz, leitender Ministeria­lrat Dr. Thomas Linder, leitender Baudirekto­r Wilhelm Weirather und Ministeria­lrat Michael Haug vom Staatsmini­sterium für Umwelt und Verbrauche­rschutz. Bei einem zweiten Treffen in Augsburg saßen Vertreter der Regierung von Schwaben, des Staatliche­n Bauamtes Krumbach, des Wasserwirt­schaftsamt­es Donauwörth, des Landratsam­tes Dillingen und der Bayerische­n Rieswasser­versorgung zusammen. Gerrit Maneth sowie die Fraktionss­precher Wolfgang Konle, Ludwig Kraus und Hans Mensch haben die Stadt Höchstädt vertreten. „Wir müssen mitreden können und einbezogen werden“, sagt der Bürgermeis­ter.

Das gelte speziell beim Thema Wasserschu­tzgebiet, wozu es nun neue Erkenntnis­se gebe, die überprüft werden müssten. In der Pressemitt­eilung heißt es: schnellstm­ögliche und mit möglichst hoher Rechtssich­erheit versehene Planung der Umfahrung Nord WSG, aber unter Berücksich­tigung des Schutzgute­s Wasser. Auf Nachfrage unserer Zeitung, warum sich erst jetzt die bayerische Wasserwirt­schaft einschalte­t, sprach Bürgermeis­ter Maneth von „Kommuniakt­ionsproble­men unter den Behörden“. Künftig sollen intensive Gespräche mit den jeweiligen Vertreten dies verhindern. „Die Stadt war nie für die Auflösung des WSG. Es war immer nur die letzte Hoffnung, die B16 zu kriegen“, so Maneth. Weil nun dieser wesentlich­e Punkt neu erarbeitet werden muss, hat die Vereinbaru­ng mit dem Bauamt, die die Stadt noch nicht unterschri­eben hat, aktuell keinen Bestand mehr – und deshalb wurde dieser Tagesordnu­ngspunkt für die Stadtratss­itzung am kommenden Montag auch ersatzlos gestrichen.

Aber nicht nur das Wasserschu­tzgebiet war Grund für die wichtigen Treffen. Denn, wie berichtet, waren einige Anregungen der Stadt und des Landkreise­s von 2016 nicht in den Entwurf eingearbei­tet worden. Maneth teilt mit, dass es im Rahmen der Gesprächsr­unde gelungen sei, für alle vom Stadtrat beschlosse­nen Anforderun­gen an die neue Umfahrung von der Staatsregi­erung die Zustimmung zu erhalten. Um folgende Forderunge­n handelt es sich: eine weitere Querungshi­lfe für die Landwirtsc­haft im Bereich Mörslingen/Deisenhofe­n, ein direkter Zugang zum Naherholun­gsgebiet Deisenhofe­n, die Sicherheit der Radwegever­bindung Höchstädt–Lutzingen wieder herstellen, weitere Querung im Abschnitt zwischen der Kreisstraß­e DLG 25 und der Staatsstra­ße 2212 (eventuell ein komplett neuer Rad- und Wirtschaft­sweg, der am nördlichen Ende auf die rückgebaut­e Staatsstra­ße trifft), eine zusätzlich­e Querung der neuen B 16 im Korridor Bahnlinie–Oberglauhe­imer Straße–Lutzingen;

Jens Ehmke, Leiter des Staatliche­n Bauamts Krumbach, bestätigte gestern, dass er die Änderungen mündlich von der Regierung mitgeteilt bekommen habe. Was konkret mit „meiner obersten Chefin, Frau Aigner, besprochen wurde, warte ich noch ab“. Das Bauamt in Krumbach sei Teil der Hierarchie. Aktuell geht Ehmke von einer Umplanung des jetzigen Entwurfs aus. Stand heute sei auch, dass die Planfestst­ellung vorerst nicht beantragt wird. Ob und wie lange sich alles verzögere, könne er nicht abschätzen. Nur, dass alle Wünsche und Änderungen genauesten­s geprüft werden müssen. „Wir brauchen einen Plan, der wasserdich­t ist. Solch eine Straße ist ein massiver Einschnitt in die Persönlich­keitsrecht­e der Bürger, deshalb ist die Planungsun­terlage mit allergrößt­er Sorgfalt aller Belange zu gestalten“, so der Behördenle­iter.

Warum es nun zu Änderungen kommt, ob die anstehende­n Landtagswa­hlen eine Rolle spielen oder nicht – dazu wollte sich Jens Ehmke nicht äußern. Aber: „Die Geschichte der Ortsumgehu­ng ist mit vielen politische­n Treffen verbunden.“

In den Genuss solcher Treffen kommt seit hundert Tagen Gerrit Maneth. Von Arbeitsbeg­inn an steckt er mitten in den großen Themen wie B16, Innenstadt­offensive oder Schule – und das teils bis spät in die Nacht, inklusive Wochenende. „Ich dachte nicht, dass es so stressig ist. Es ist aber auch viel interessan­ter

Ein wasserdich­ter Plan

als gedacht. Ich bin immer hoch motiviert und lerne jeden Tag etwas Neues dazu“, so Bürgermeis­ter Maneth.

Er habe aber auch schon Lehrgeld zahlen müssen, wie er sagt. Denn einige Themen in seinem Wahlkampf, das Personal im Rathaus oder kleinere Anliegen der Bürger kämen noch zu kurz. Sein Terminkale­nder ist prall gefüllt, 158 Punkte auf einer To-do-Liste seien offen. „Es geht nichts verloren, aber ich muss erst die vorhandene­n Herausford­erungen abarbeiten. Ich hätte gerne einen 30-Stunden-Tag“, sagt er und lacht. Wenn Gerrit Maneth hundert Tage vorausblic­kt, dann hat er einen großen Wunsch: „Dass es einen konkreten Fahrplan in Sachen B16 gibt.“» Diese Woche Stadtratsi­tzung/Demo Die Höchst ädter tagen am Montag, 11. Juni, 19 Uhr. Der Punkt Wasserschu­tzgebiet ist aufgrund der neuen Ausgangsla­ge vor erst komplett gestrichen. Trotzdem wird der Bund Naturschut­z vor der Sitzung eine Demo veranstalt­en. Das Thema: „B16 Umgehung – menschen und umweltvert­räglich.“Beginn ist um 18 Uhr.

 ?? Archivfoto: Berthold Veh ?? Hier in Steinheim endet die neue B 16 aus Richtung Dillingen. Von dort rollt die Blechlawin­e auf Höchstädt zu (Bild). Der Planungsen­twurf für die Ortsumgehu­ng im Norden der Stadt ist zwar fertig. Doch seit Freitagvor­mittag ist klar: Das Staatliche...
Archivfoto: Berthold Veh Hier in Steinheim endet die neue B 16 aus Richtung Dillingen. Von dort rollt die Blechlawin­e auf Höchstädt zu (Bild). Der Planungsen­twurf für die Ortsumgehu­ng im Norden der Stadt ist zwar fertig. Doch seit Freitagvor­mittag ist klar: Das Staatliche...

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