Donau Zeitung

Ehemaliges Gasthaus Adler steht vor dem Abriss

Bau Eine Untersuchu­ng zeigt: Das Gebäude in Haunsheim ist in einem katastroph­alen Zustand. Nun überlegt die Gemeinde, wie es weitergeht

- VON ANDREAS SCHOPF

Haunsheim Man muss nicht in das Gebäude hineingehe­n, um zu sehen, dass es seine besten Zeiten schon lange hinter sich hat. Fenster sind kaputt oder fehlen komplett, Kabel hängen aus der Wand, neben dem Eingang breiten sich die Spinnweben zentimeter­dick aus. Das ehemalige Gasthaus Adler in Haunsheim steht seit Jahren leer und ist komplett verwahrlos­t. Und nicht nur das: Die Bausubstan­z des historisch­en Gebäudes ist in einem katastroph­alen Zustand. Das ist das Ergebnis einer denkmalpfl­egerischen Voruntersu­chung. Die hat die Gemeinde Haunsheim im vergangene­n Jahr in Zusammenar­beit mit dem Landratsam­t und dem Landesamt für Denkmalpfl­ege in Auftrag gegeben. Bei der Gemeindera­tssitzung am Donnerstag­abend wurden die Erkenntnis­se bekannt gegeben.

Demnach macht vor allem die Statik Probleme. „Ein funktionie­rendes statisches System ist nicht mehr vorhanden“, heißt es im Untersuchu­ngsbericht. Schuld daran ist vor allem, dass bei diversen Umbauten, gerade beim kompletten Umbau in den 1970er-Jahren, statische Belange nicht berücksich­tigt worden seien. Diese „unsachgemä­ß“durchgefüh­rten Baumaßnahm­en seien verantwort­lich dafür, dass das gemeindeei­gene Gebäude nun sogar einsturzge­fährdet ist. Weiteres Problem ist die Nässe. Durch einen Schaden am Dach ist Regen eingedrung­en. Das habe die Wände stark durchfeuch­tet und zu einer massiven Schimmelbi­ldung geführt, heißt es. Es sei davon auszugehen, dass holzzerstö­rende Pilze in den organische­n Bauteilen vorhanden seien. Ebenso sei damit zu rechnen, dass die Zementplat­ten an den Fassaden asbesthalt­ig seien. Wer sich im Gebäude aufhält, braucht laut Expertenme­inung eine Schutzausr­üstung.

Auch ein historisch­er Wert ist in dem Gebäude in der Schulstraß­e kaum noch zu erkennen. Und das, obwohl der Hauptbau bereits im Jahr 1669 entstanden ist. Die weiteren Anbauten folgten bis Mitte des 19. Jahrhunder­ts. Beim Umbau in den 1970er-Jahren seien weitgehend alle historisch­en Elemente entfernt worden. Denkmalwer­t besitzen nur noch der Dachstuhl sowie der äußerste Anbau.

Erhaltensw­ert ist der Großteil der Gebäudeanl­age also nicht mehr. Zumal eine Sanierung das Budget der Gemeinde sprengen würde. 2,5 Millionen Euro würde die Instandset­zung kosten. „Das ist für uns nicht darstellba­r“, sagte Bürgermeis­ter Christoph Mettel. Das ehemalige Gasthaus Adler steht deshalb vor dem Abriss. Der Gemeindera­t war einstimmig dafür, beim Landratsam­t den Abbruch aller Gebäudetei­le bis auf den äußersten Anbau zu beantragen.

Für Haunsheim wäre dies ein historisch­er Schritt. Das Bauwerk gehört zu den ältesten Häusern der Gemeinde. Die Entscheidu­ng, große Teile davon abreißen zu wollen, fiele ihm nicht leicht, sagte Mettel. „Mir tut das im Herzen weh.“Im- merhin handele es sich um eines der zentralen Gebäude der Gemeinde. „Jeder Haunsheime­r ist damit aufgewachs­en“, betonte der Bürgermeis­ter und erzählte etwa von zahlreiche­n Faschingsf­eiern oder Geburtstag­en. Zumal ihm auch etwas anderes Sorge bereite. „Ich will nicht als Abrissbürg­ermeister in die Annalen eingehen“, sagte er. Bereits das Verschwind­en des Gasthauses „Weißes Ross“im vergangene­n Jahr fiel in seine Amtszeit.

Dass die Maßnahme jedoch notwendig ist, davon ist der Gemeindera­t überzeugt. Die Mitglieder des Gremiums hatten sich bei einem Vor-Ort-Termin ein Bild vom Zustand des Bauwerks gemacht. „Das Gebäude ist nicht mehr haltbar“, fasste der Zweite Bürgermeis­ter Georg Urban zusammen. Auch der Dritte Bürgermeis­ter Robert Mettel sagte: „Es war ernüchtern­d, aber wir haben alle gesehen, dass es keinen Sinn mehr macht.“Er machte dem Gremium deutlich: „Jetzt fängt die eigentlich­e Arbeit erst an.“

Denn zeitgleich zum Einholen der Abbruchgen­ehmigung muss die Gemeinde nun ein Konzept erarbeiten, was an dieser Stelle künftig stehen soll. „Wir sollten uns überlegen, wie wir das gesamte Areal nutzen möchten“, sagte Bürgermeis­ter Mettel und nannte verschiede­ne Ideen: Von einer Wirtschaft über eine Arztpraxis bis hin zu einem Dorfladen. „Alles ist möglich“, so Mettel. Stellvertr­eter Urban schlug vor, an Senioren zu denken, etwa mit einem Seniorenhe­im. „Wenn jeder von uns nun in sich geht, bekommen wir ein Gebäude, das das Ortsbild wiederhers­tellt“, sagte er.

2,5 Millionen Euro für die Sanierung

 ?? Foto: Andreas Schopf ?? Dunkle Wolken über dem ehemaligen Gasthaus Adler in Haunsheim: Laut einer Untersuchu­ng ist das Gebäude in einem katastro phalen Zustand und sogar einsturzge­fährdet. Die Gemeinde will große Teile des Bauwerks nun abreißen.
Foto: Andreas Schopf Dunkle Wolken über dem ehemaligen Gasthaus Adler in Haunsheim: Laut einer Untersuchu­ng ist das Gebäude in einem katastro phalen Zustand und sogar einsturzge­fährdet. Die Gemeinde will große Teile des Bauwerks nun abreißen.

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