Omas Geheimnis
Kleinste Andeutungen und eine unerträgliche Stille lehren hier das Fürchten
Manchmal ist es ein Klacken, manchmal ein Huschen. Manchmal ist es einfach auch gar nichts. Aber da man darauf wartet, dass irgendwas passieren muss im Haus der Grahams, direkt am Waldrand, strapaziert auch dieses Nichts die Nerven. Man hält es kaum aus. Wenn jemand im Kinosaal aufsteht, zuckt man sofort zusammen. Es sind keine großen Dinge, die Regisseur Ari Aster nutzt, um seinen Film „Hereditary – Das Vermächtnis“zu einem Horrorfilm zu machen. Das Allermeiste spielt sich im Kopf ab, über Töne, Zeichen und kleine Gesten.
Oft vertraut Aster einfach auf die Macht der Bilder und eine unerträgliche Stille. Zumindest solange, bis er endlich das Geheimnis lüftet, was mit der Familie Graham um Mutter Annie, gespielt von Toni Collette („Little Miss Sunshine“), nicht stimmt. „Hereditary“beginnt damit, dass die Großmutter der amerikanischen Familie stirbt. Fortan hat man das Gefühl, dass die verblichene Oma ein Geheimnis hatte. Ihr Tod hängt wie ein Schleier über dem Leben der Grahams. Es passieren seltsame Dinge.
Neben Mutter Annie gehören noch Vater Steve (Gabriel Byrne), Sohn Peter (Alex Wolff) und Tochter Charlie (Milly Shapiro) zur Familie. Während Peter kifft, zieht sich seine kleine Schwester in ihr Baumhaus zurück, um dort aus Tierteilen und Unrat kleine Totems zu basteln. Man erfährt, dass das introvertierte Mädchen der Liebling der Oma war. Mutter Annie geht derweil zu einer Selbsthilfegruppe, um über den Tod der Mutter zu sprechen, und lernt eine Frau kennen, die sich etwas zu sehr für dunkle Spielarten der Spiritualität interessiert. All das folgt einem Plan und irgendwann werden aus Andeutungen Realitäten. Bis dieser Punkt erreicht ist, lässt sich Ari Aster viel Zeit. Jedes Teil in dem Film hat einen wohldurchdachten Platz.
» Hereditary – Das Vermächtnis
(2 Std. 3 Min.), Horror, USA 2018 Wertung ★★★★✩ Ron Sheltons „Das ist erst der Anfang“lockt mit einer erstklassigen Besetzung: Mit Tommy Lee Jones, Morgan Freeman und Rene Russo treten hier erfahrene HollywoodVeteranen an, die sich als zuverlässige Publikumsmagneten bewährt haben. Aber das beste Ensemble nutzt nichts, wenn das abgrundtief banale Drehbuch den Akteuren keine Angebote machen kann. Shelton hat seine Story in einer luxuriösen Seniorenresidenz in Palm Beach angesiedelt, wo es sich Duke (Freeman) als Objektmanager gut gehen lässt. Regelmäßig bedient er sich in der Portokasse und erfreut sich auch an sexuellen Zuwendungen seitens einer allzeit willigen Witwenschar.
Konkurrenz bekommt der Casanova durch den Neuankömmling Leo (Jones), der den Platzhirsch am Poker-Tisch, beim Golf und in der Damenwelt die lange Nase zeigt. Vor allem wetteifern die beiden erlahmten Alpha-Tiere um die Aufmerksamkeit der unnahbaren Suzie (Russo), die sich jedoch schon bald als Controllerin des Mutterkonzerns outet und dem korrupten Residenzleiter das Handwerk legen soll. Es ist schon ziemlich armselig, Charakterdarsteller dieses Kalibers in die Rolle von notgeilen Senioren zu stecken und so manche Szene erhält einen bitteren Beigeschmack.
» Das ist erst der Anfang (1 Std. 33 Min.), Actionkomödie, USA 2017 Wertung ★✩✩✩✩