Das (Fan)-Leben geht weiter
Vielleicht ging es Ihnen ja wie mir und den meisten Fußballfans in Deutschland: Sie saßen am Mittwochabend ungläubig vor dem Fernseher – zu Hause oder beim Public Viewing. Denn es war etwas passiert, was ganz und gar unmöglich schien. Jogis Jungs sind bei der Fußball-Weltmeisterschaft ausgeschieden. Unsere Weltmeister, die den Titel in Russland glorreich verteidigen wollten, scheiterten in der Vorrunde grandios. Erstmals in der WM-Geschichte, und das auch noch als Gruppenletzter. Und dabei sollte die Feier ja gerade erst richtig beginnen. Nach dem Finaleinzug 2002, dem Sommermärchen 2006, den glanzvollen Spielen 2010 in Südafrika und dem WM-Titel 2014 war auch im Landkreis Dillingen bei Auftritten der Mannschaft immer Party angesagt. Das Public Viewing im Dillinger Schlossinnenhof und an einigen anderen Orten in der Region wurde Kult. Und spätestens ab dem Achtelfinale gab es nach gewonnenen Spielen Autokorsos – vorwiegend in der Kreisstadt, aber auch in anderen Kommunen in der Region.
Damit ist es jetzt vorbei. Wir sind draußen, Italiener und Türken, die in der Vergangenheit Fußballerfolge auch hier im Landkreis gefeiert haben, gar nicht bei der WM dabei. Die Polizei dürfte vielleicht nicht so traurig sein, denn sie hatte bei den Autokorsos mit ausgelassenen Fans in der Vergangenheit mitunter einiges zu tun. Es wäre aber falsch, den Kopf hängen zu lassen und Trübsal zu blasen. Das (Fußballfan)-Leben geht weiter. Denn nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Und wenn die richtigen Lehren gezogen werden, kann das bittere Ausscheiden ja der Beginn einer neuen Ära sein. Zudem können Fans nun ganz entspannt die Spiele bei der Fußball-WM verfolgen – ohne Ärger über das müde Gekicke von Jogis Jungs. Vielleicht gibt es an diesem Wochenende ja eine andere gute Nachricht: Dass die Unionsschwestern sich aussöhnen und die Große Koalition eine Runde weiterkommt. Ansonsten wäre ja auch Kanzlerin Angela Merkel sozusagen in der Vorrunde dieser Amtszeit gescheitert.