Donau Zeitung

Was es mit der Spitalkirc­he auf sich hat

Religion Der Kulturmark­t Lauingen hat eine Führung durch die Kirche organisier­t

-

Lauingen Dass auch Spitalkirc­hen eine bemerkensw­erte Geschichte, eine ansprechen­de Ausstattun­g und ein vieljährig­es Brauchtum besitzen, wurde bei einer Führung im Rahmen des Albanusfes­tes deutlich.

Der Vorsitzend­e des Kulturmark­tes Lauingen, Anton Grotz, hob in seiner Begrüßung in der katholisch­en Spitalkirc­he St. Alban hervor, dass der 1992 gegründete Verein seither über 170 kulturelle Veranstalt­ungen durchgefüh­rt habe, darunter auch Führungen durch die Kirchen in Lauingen mit seinen Stadtteile­n. Die 42 Teilnehmer zeigten, dass auch diese Kirchenfüh­rung von der Bürgerscha­ft erfreut angenommen wurde.

Georg Wörishofer, der die Kirchenfüh­rung hielt, gab zunächst eine geschichtl­iche Einführung. Bereits 1270 wurde eine Kapelle bei einer als heilkräfti­g geltenden Quelle erwähnt. Bei der Errichtung des Spitals um die Mitte des 14. Jahrhunder­ts wurde die Kapelle Unserer lieben Frau in den größeren Bau einer Spitalkirc­he einbezogen. Die ehemalige Wallfahrts­kapelle bildete nun die gotische Krypta der heutigen Spitalkirc­he, die 1869 bis -70 nach den Plänen des Kreisbauam­tmannes Georg von Stengel im neugotisch­en Stil errichtet wurde.

Wörishofer erklärte, den Choraltar, der durch seine beiden Altarflüge­l wandelbar sei, habe der Kunstschre­iner Josef Hieber aus Augsburg gefertigt. Das Altarblatt sowie die Bilder auf den Seitenflüg­eln seien ein Werk des Lauinger Kunstmaler­s Anton Bernreiter. Der Gnadenstuh­l, den das Altargemäl­de zeige, sei ein Bildtypus der christlich­en Kunst zur Darstellun­g der Hl. Dreifaltig­keit. Auf den beiden Seitenflüg­eln seien jeweils zwei Szenen aus dem Marienlebe­n vorgeführt. Im Gesprenge des Choraltare­s sind drei gefasste Figuren zu sehen. Entgegen den bisherigen Darstellun­gen in der Fachlitera­tur sei die Figur mit dem abgeschlag­enen Kopf nicht der hl. Dionysius, sondern der Patron der Spitalkirc­he, der heilige Alban. Diese Figur sei von dem Münchner Bildhauer Josef Stiefenhof­er geschaffen worden.

Aus der Vorgängerk­irche habe man das Laiengestü­hl, eine Arbeit der Lauinger Schreiner Christoph und Caspar Rieger aus dem Jahre 1755, übernommen. Besondere Beachtung verdiene in der Krypta die Muttergott­es auf einer Mondsichel aus der Zeit um 1500. Allein aus den Jahren 1502 bis 1504 seien 91 Mirakel aufgezeich­net, die „bey Unßer lieben Frauen Brunnen in der Spithal kirchen alhie zue Laugingen geschehen“sind, wie es in den Aufzeichnu­ngen heißt. Die Hilfesuche­nden kamen nicht nur aus Lauingen, sondern aus mehr als 50 Orten.

Die Albanusbän­dchen, die auch dieses Jahr von Stadtpfarr­er Raffaele De Blasi geweiht wurden, hätten eine bemerkensw­erte Geschichte, so Georg Wörishofer. 1708 würde man über sie erstmals in den Spitalrech­nungen lesen. Aufschluss­reich sei der Eintrag aus dem Jahre 1722: Hier sei die Rede von einem dreivierte­l Pfund Florentine­r Seide, die am Albanusfes­t geweiht und „den Leüthen ausgethail­et“worden ist. Auch heute noch tragen vor allem Kinder, aber auch Erwachsene, das Albanusbän­dchen um das Handgelenk. Es soll gegen Unglück und besonders vor der Gefahr des Ertrinkens schützen.

 ?? Archivfoto: von Weitershau­sen ?? Im Rahmen des Albanusfes­ts fand eine Führung in der Lauinger Spitalkirc­he St. Alban statt.
Archivfoto: von Weitershau­sen Im Rahmen des Albanusfes­ts fand eine Führung in der Lauinger Spitalkirc­he St. Alban statt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany