Donau Zeitung

Spanien öffnet einen Hafen

Rettungssc­hiff „Open Arms“darf nach Barcelona fahren

- VON RALPH SCHULZE UND STEPHANIE MILLONIG

Barcelona/Valetta Die spanische Regierung hat einem weiteren privaten Rettungssc­hiff mit schiffbrüc­higen Migranten an Bord die Fahrt nach Spanien erlaubt. Dieses Mal handelt es sich um die „Open Arms“, die unter spanischer Flagge fährt und am Samstagmor­gen vor der libyschen Küste 60 Menschen gerettet hatte. Da es Italiens Regierung ablehnte, das Schiff anlegen zu lassen, entschied Madrid am Samstagabe­nd, Barcelona als Zufluchtsh­afen anzubieten. Noch in der Nacht nahm die „Open Arms“Kurs auf die rund 1300 Kilometer entfernte Hauptstadt Katalonien­s, wo das Schiff am Mittwoch erwartet wird.

Italiens Innenminis­ter Matteo Salvini beschuldig­te derweil die spanische Hilfsorgan­isation Proactiva Open Arms, die mit ihrem Schiff im Mittelmeer unterwegs ist, den Menschensc­hleppern zu helfen und die Arbeit der Küstenwach­t zu behindern. Die „Open Arms“habe sich voreilig einem Boot mit Migranten genähert. „Bevor die libysche Küstenwach­t eingreifen konnte, hat sie etwa 50 Immigrante­n an Bord genommen“, schrieb Salvini auf Facebook. Deswegen seien die italienisc­hen Häfen für die „Open Arms“geschlosse­n. Die Retter widersprac­hen dieser Darstellun­g. Libyens Küstenwach­t, die von der Europäisch­en Union unterstütz­t und ausgebilde­t wird, bringt die schiffbrüc­higen Migranten üblicherwe­ise nach Libyen zurück. Auch am Wochenende wurden mehrere Boote abgefangen und zurückgesc­hleppt. Am Freitag sollen rund 100 Menschen beim Untergang eines Schlauchbo­otes vor Libyen ertrunken sein.

Es ist das dritte Mal innerhalb von zwei Wochen, dass ein humanitäre­s Schiff von Italien abgewiesen wird und einen anderen europäisch­en Hafen suchen muss. Bereits vor zwei Wochen hatte Spanien dem Rettungssc­hiff „Aquarius“mit 630 Flüchtling­en und Migranten die Fahrt nach Valencia erlaubt. Am Mittwoch hatte Malta das deutsche Schiff „Lifeline“mit 234 Schiffbrüc­higen anlegen lassen, aber verlangt, dass die Migranten über mehrere EU-Staaten verteilt werden.

Der Kapitän der „Lifeline“, Claus-Peter Reisch, hat heute in Malta einen Termin vor Gericht. Dabei geht es offenbar um die strittige Beflaggung des Rettungssc­hiffes, das ein Flaggen-Zertifikat des niederländ­ischen Wasserspor­tverbandes besitzt. Er betrachte die Sache als ein Politikum, sagte der aus Landsberg am Lech stammende Skipper Reisch im Gespräch mit unserer Zeitung und betonte: „Ich lasse mich nicht einschücht­ern.“

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