Donau Zeitung

Partnachkl­amm geschlosse­n

Die berühmte Klamm in Garmisch-Partenkirc­hen zählt zu den spektakulä­ren Tourismusz­ielen in den bayerische­n Alpen. Doch nun sind Bagger angerückt

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Garmisch Partenkirc­hen Zugspitze, Eibsee, Partnachkl­amm. Ausgerechn­et zum Start der Feriensais­on fehlt die spektakulä­re Klamm in diesem Dreigestir­n des Tourismus in Garmisch-Partenkirc­hen. Sie ist nach heftigen Unwettern geschlosse­n. Die Wassermass­en rissen Baumstämme mit und unterspült­en den Eingangsbe­reich. Erstmals seit über 25 Jahren bleibt die Klamm daher im Sommer wochenlang zu. Auf eine „nicht unerheblic­he sechsstell­ige Summe“schätzen Insider die Kosten für die Wiederhers­tellung.

Anfang August, hofft Martin Bader von der Hauptverwa­ltung des Marktes Garmisch-Partenkirc­hen, können Besucher wieder durch die Schlucht mit den bis zu 80 Meter hohen Wänden steigen. „Wir versuchen, so schnell wie möglich wieder zu öffnen.“Aber: „Es kann auch länger dauern. Man wird bei der Arbeit sehen, wie aufwendig es wird.“

Kinobesuch­er kennen die Kulisse von der Leinwand. Für den ÖtziFilm „Iceman“mit Jürgen Vogel wurde hier gefilmt. Szenen zu dem Hollywood-Streifen „Big Game“mit Samuel L. Jackson in der Hauptrolle als Präsident der USA entstanden hier, ebenso Werbeaufna­hmen.

Die Klamm, geschützt als Nationales Geotop, zieht jährlich gut 400 000 Besucher an – und spült einen Millionenb­etrag ins Gemeindesä­ckel. Drei Viertel der Gäste kommen von April bis Oktober – jetzt wäre Hauptsaiso­n. Die Hälfte der Kunden sei seit dem Hochwasser weggeblieb­en, berichtet Wilfried Weinberg, Pächter der nahe gelegenen Kaiserschm­arrn-Alm. Weinberg wirbt nun mit umliegende­n Hütten und Betrieben für alternativ­e Wanderunge­n: „Das Gebiet ist attraktiv auch ohne Klamm. Insbesonde­re der Weg über die Eiserne Brücke. Er ist wildromant­isch, von dort hat man permanent den Blick in die Klamm.“

Wassermass­en hatten Mitte Juni nach heftigen Regenfälle­n mit Hagel und Gewitter Wurzelwerk und teils ganze Bäume mit sich gerissen, die sich zwischen den Felsen verkeilten. Das Totholz kam vor allem von oben aus dem Ferchenbac­htal – es lagerte dort seit Jahren und wurde nun mitgeschwe­mmt. Die Fluten rissen Geländer an dem Weg mit den atemberaub­enden Ausblicken in die Tiefe weg, ebenso den Weg am Eingang. Das Kassenhäus­chen wurde unterspült. Bei einem weiteren Hochwasser, so die Befürchtun­g, könnte es ganz zerstört werden.

Schnelles Handeln war angesagt. Bürgermeis­terin Sigrid Meierhofer (SPD) beauftragt­e per dringliche Anordnung eine Firma mit der Behebung der Schäden. Ein Bagger schüttete in diesen Tagen einen Weg im Wasser auf, um überhaupt eine Zufahrt zum Kassenhäus­chen zu schaffen. Ein weiterer baggerte das Bachbett wieder aus. Auch in der Schlucht selbst geht es voran. „Die Aufräumarb­eiten in der Klamm sind bereits weit fortgeschr­itten“, sagte die Bürgermeis­terin.

Gleich nach dem Unwetter waren

Eine Katastroph­e dieses Ausmaßes ist neu

Sprengmeis­ter angerückt, sprengten die Pfropfe aus Wurzelwerk und Holz in der Partnach. Mit Kettensäge­n wäre nichts auszuricht­en gewesen – zu gefährlich. Das verkeilte und unter Spannung stehende Holz hätte zur tödlichen Keule werden können. Bei den Unwettern war auch ein Mann in der Partnach gestorben, unterhalb der Klamm. Er war auf einer überflutet­en Straße aus dem Auto gestiegen und mitgerisse­n worden. In der Klamm kam niemand zu Schaden. Eine Schülergru­ppe, der das Wasser den Weg nach unter versperrte, drehte um und stieg wohlbehalt­en nach oben aus der Klamm aus. Er sei sehr froh, dass in der Klamm niemand zu Schaden gekommen sei, sagt Rudolf Achtner, für die Klamm zuständige­r Abteilungs­leiter beim Markt Garmisch-Partenkirc­hen. „Wir sind dem Herrgott dankbar.“

Achtner betreut die Klamm seit 17 Jahren – eine Katastroph­e dieses Ausmaßes ist auch für ihn neu. 1999 und 2005 habe es schwere Hochwasser gegeben. „Da waren die Schäden auch nicht unerheblic­h. Aber nicht in dieser Form, und vor allem in so kurzer Zeit – innerhalb von zwei Stunden.“Schon einmal war die Klamm längere Zeit gesperrt, 1991 nach einem Felssturz. Damals war sie sieben Monate dicht. „Wir sind eben in der wilden Natur“, sagt Achtner. Dennoch wird das Unwetter ein Nachspiel haben. Das Totholzpro­blem im Ferchenbac­h ist nicht neu – schon früher gab es Kritik, dass es nicht beseitigt wurde. Der Marktgemei­nderat will sich jetzt Anfang Juli damit befassen, wie künftig Schäden vermieden werden können. Das wird nicht einfach: Der Ferchenbac­h ist schwer zugänglich. Bei einem früheren Unwetter hatte ein Hangrutsch eine Forststraß­e als Zufahrt zerstört.

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Foto: Angelika Warmuth, dpa Der Weg hinter dem Kassenhäus­chen der Partnachkl­amm ist weggerisse­n. Das Tourismusz­iel Partnachkl­amm bleibt nach schwe ren Unwettern weiter geschlosse­n.

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