Donau Zeitung

Gewinn aus der WM-Niederlage

- VON ERICH PAWLU redaktion@donau zeitung.de

Deutschlan­ds WM-Niederlage hat in allen Bevölkerun­gskreisen tiefe Trauer ausgelöst. Da ist es an der Zeit, darauf hinzuweise­n, dass manchmal sogar in Katastroph­en etwas Tröstliche­s enthalten ist. Wer früher seinen Wortschatz erweitern wollte, musste viel lesen. Heute genügt es, viel Fußball anzusehen. Denn die WM-Übertragun­gen im Fernsehen haben unsere Sprache bereichert.

Wenn Deutschlan­ds Dichter das Wort „Räume“zu Papier brachten, fügten sie fast immer das Reimwort „Träume“in die nächste Zeile ein. Was für eine Einfalt! Viel fantasiere­icher ging es bei der WM in Russland zu. Schlug Joshua Kimmich einen Pass in Richtung Thomas Müller, wurden wir belehrt, dass dieser Spieler „neue Räume öffnet“, die vorher verschloss­en waren. Und ausgeschie­den sind wir, weil unsere Mannschaft dem Gegner „zu viel Räume“überlassen hat.

Auch den Begriff „Körperspra­che“hat das Reporterde­utsch gewaltig aufgestuft. Sobald Manuel Neuer die anhaltende­n Schwächeph­asen seiner Elf mit düsterem Blick und Griff an die Latte verfolgte, wurde uns mitgeteilt, dass noch nicht alles verloren sei. Immerhin stimme die Körperspra­che des deutschen Torwarts.

Trotz des Sprachgewi­nns werden wir Mühe haben, den Fußballspo­rt bald wieder so positiv zu sehen wie der Dichter Joachim Ringelnatz. Er konnte noch gut gelaunt den Satz niederschr­eiben: „Jeder Sport ist plus. / Und mit etwas Geist dahinter / wird er zum Genuss.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany