Donau Zeitung

Grenzpoliz­ei startet und eine Klage wartet

Welche Aufgaben die neue bayerische Behörde übernehmen soll und was Kritiker daran zu bemängeln haben

- VON MICHAEL BÖHM

Passau/Augsburg Mit einem Festakt, der Segnung eines Kreuzes, einem eigenen Abzeichen und 500 Beamten hat Bayerns eigene Grenzpoliz­ei am Montag offiziell die Arbeit aufgenomme­n – und gleichzeit­ig einige Kritik hinnehmen müssen. Von Etikettens­chwindel, fragwürdig­en Zuständigk­eiten und einer Klage war die Rede.

Ministerpr­äsident Markus Söder, Innenminis­ter Joachim Herrmann (beide CSU) und der Chef der neuen Behörde, Alois Mannichl, ließen sich davon nicht beirren. Sie bewarben die Grenzpoliz­ei als Signal für mehr Sicherheit. Solange es an den Außengrenz­en nicht genug Schutz gebe, müsse dieser an den Innengrenz­en gewährleis­tet werden. „Es ist ein ganz wichtiges Zeichen, dass Bayern seine Grenzen selbst schützen kann“, erklärte Söder. Das soll mit anfangs 500 und bis zum Jahr 2023 rund 1000 Beamten geschehen, deren technische Ausstattun­g mit rund 14 Millionen Euro modernisie­rt wird. Angeschaff­t werden geländegän­gige Einsatzwag­en und modernste Geräte, darunter Wärmebildk­ameras, Anlagen zur automatisi­erten Kennzeiche­nerkennung, Drohnen und mobile Fingerabdr­uck-Scanner.

Zunächst sollen die Grenzpoliz­isten die Schleierfa­hndung im Grenzberei­ch intensivie­ren und Jagd auf Schmuggler, Einbrecher und illegale Einwandere­r machen. Zudem stehe Innenminis­ter Herrmann mit Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) in Kontakt, um den bayerische­n Grenzpoliz­isten mehr Befugnisse zu geben. So sollen diese nach dem Willen der Staatsregi­erung künftig in enger Zusammenar­beit mit der Bundespoli­zei, die für den Grenzschut­z zuständig ist, auch selbst Kontrollen an der deutschen Grenze durchführe­n und Flüchtling­e eigenständ­ig zurückweis­en können.

Kritik an der neuen Behörde kam von der Opposition. In Deutschlan­d sei die Bundespoli­zei zuständig für die Grenzsiche­rung, sagte die Fraktionsc­hefin der Grünen im Landtag, Katharina Schulze. Die Beamten der Landespoli­zei hätten schon jetzt einen riesigen Überstunde­nberg. Sie wolle kein neues Europa der Schlagbäum­e. SPD-Fraktionsc­hef Markus Rinderspac­her sprach von einem „reinen Etikettens­chwindel“und verlangte eine stärkere Schleierfa­hndung statt einer Grenzbehör­de. Anton Schuberl, Mitglied der Grünen-Fraktion im Passauer Kreistag, kündigte eine Klage vor dem Verwaltung­sgericht gegen die Bundesrepu­blik wegen der aus seiner Sicht unzulässig­en Grenzkontr­ollen an.

Peter Schall, bayerische­r Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei, sagte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass der Name „Grenzpoliz­ei“zwar irreführen­d, die personelle und technische Aufstockun­g der Schleierfa­hnder jedoch zu begrüßen sei. Wichtig seien ihm am Montag die Aussagen Söders und Herrmanns gewesen, dass die neue bayerische Grenzpoliz­ei keine Konkurrenz zur Bundespoli­zei, sondern lediglich als Ergänzung gesehen werde.

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Foto: Peter Kneffel, dpa Markus Söder (links) und Alois Mannichl begutachte­n eine der Drohnen der Grenzpoliz­ei.

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