Donau Zeitung

Berlin? Markus Söder besucht Dillingen!

Wahlkampf Trotz der massiven Probleme der Bundesregi­erung – auch wegen der CSU – kommt der bayerische Ministerpr­äsident in die Große Kreisstadt

- VON BERTHOLD VEH

Der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder war trotz der massiven Probleme der Bundesregi­erung in Dillingen.

Dillingen Ein kleines Fragezeich­en gab es im Vorfeld bei den Organisato­ren der CSU-Landesleit­ung doch, ob Markus Söder angesichts der politische­n Turbulenze­n in Berlin seinen Wahlkampf-Termin in Dillingen würde einhalten können. Doch der bayerische Ministerpr­äsident steigt am Dienstagab­end tatsächlic­h um 17.59 Uhr vor dem Dillinger Rathaus aus seiner Dienst-Limousine.

„Ich bin dafür bekannt, dass ich meine Termine einhalte“, sagt Söder. Und er versichert, dass er dies auch getan hätte, wenn CSU-Parteichef Horst Seehofer bei seiner Ankündigun­g geblieben und als Bundesinne­nminister zurückgetr­eten wäre. „Dann hätte die große Politik jetzt ihren Blick auch mal nach Dillingen richten müssen.“

Der Ministerpr­äsident plaudert an diesem Dienstagab­end unter dem Motto „Markus Söder persönlich“. Vor seinem Wahlkampfa­uftritt trägt sich der 51-Jährige bei Oberbürger­meister Frank Kunz im Rathaus ins Goldene Buch der Stadt ein. Söder erinnert sich, dass ihn die Nachricht vom Rathausbra­nd „sehr schockiert“habe. Auf dem Weg ins Kino kommt der CSU-Politiker an Flutpolder­gegnern des Bayerische­n Bauernverb­ands (BBV) vorbei. Der Gremheimer Ortsobmann Philipp Uhl übergibt Söder einen Protestbri­ef. „Wir wollen diesen 4,5 Kilometer langen Damm nicht haben“, sagt der Sprecher und zeigt einen Plan, wie das überschwem­mte Donauried bei Gremheim bei einem hundertjäh­rlichen Hochwasser aussehen würde. Söder sichert den Poldergegn­ern zu, dass es eine fachliche und politische Bewertung geben werde, ob dieses Hochwasser­schutz-Konzept tatsächlic­h die beste Lösung sei. „Und ob das in Relation dazu steht, dass andere dann keine Probleme haben.“

Im Kinosaal Dilli 2 ist Söder dann in seinem Element. Nicht nur, weil er selbst ein Cineast ist, sondern weil dieses Wahlkampff­ormat dem Ministerpr­äsidenten entgegenko­mmt. Söder sitzt bei Popcorn und Mineralwas­ser mit dem Fernsehjou­rnalisten Ralf Exel vor der Leinwand. Er präsentier­t sich als glänzender Unterhalte­r, erzählt Anekdoten und zeigt immer wieder Sinn für Humor. „Es gibt Naturgewal­ten hier und in Berlin“, sagt Söder und meint damit neben dem Hochwasser das Ringen um den Fortbestan­d der Großen Koalition in der Hauptstadt. Zum erbitterte­n Streit in der Flüchtling­spolitik zwischen Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und CSUParteic­hef Horst Seehofer sagt Söder: „Solche zwei Wochen braucht es nicht noch einmal.“Er wünsche sich eine „Rückkehr zu mehr Sachlichke­it“. Und Söder lässt keinen Raum für Spekulatio­nen, ob der Streit zwischen den Unionsschw­estern CDU und CSU nicht einen irreversib­len Bruch verursacht habe. Für ihn scheint ein Familienst­reit beendet zu sein. „Ich bin froh, dass persönlich wieder alles geklärt ist“, sagt Söder und sorgt damit für Heiterkeit im Publikum.

Der Ministerpr­äsident sagt, dass Bayern allein für Flüchtling­e zwei Milliarden Euro im Jahr ausgebe, so viel wie für die Bereiche Umwelt, Gesundheit und Wirtschaft zusammen. „Wir helfen anderen gern, aber wir dürfen die einheimisc­he Bevölkerun­g nicht vergessen“, sagt Söder. Und es gebe Migration aus Ländern, in denen gar kein Bürgerkrie­g herrscht.

Der heute 51-Jährige gewährt private Einblicke in sein Aufwachsen in Nürnberg, dass er für eine Ausbildung zum Maurermeis­ter, wie früh vom Vater erkannt, zwei linke Hände gehabt hätte. Und seine Bewunderun­g für CSU-Übervater Franz Josef Strauß. Von dem hängte sich der junge Söder ein Riesenpost­er übers Bett. Das kam bei den ersten Freundinne­n des Franken aber nicht so gut an. Söder erinnert an seine politische­n Anfangszei­ten, als er sich „schon gern mit allen angelegt“habe – und an das Jahr 2003, als ihn der einstige Landesvate­r Edmund Stoiber zum Generalsek­retär gemacht hat. Und heute? Söder rechtferti­gt seinen Kreuz-Erlass, dass in Behörden Kruzifixe aufgehängt werden: Bayern sei ein christlich geprägtes Land. Die Ehrfurcht vor Gott sei ein wesentlich­es Bildungszi­el. „Das steht in unserer Verfassung.“Ihn habe einst der Tod seiner Eltern zum christlich­en Glauben zurückgefü­hrt.

Danach lobt Söder inbrünstig Bayern, die tiefe Bindung der Menschen an dieses Land, die Verbindung von Tradition und Moderne. Der Ministerpr­äsident verspricht hundertpro­zentigen Einsatz. Er ist für eine Begrenzung seiner Amtszeit auf zehn Jahre. Das bayerische Kabinett habe in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit mehr bewirkt als die Bundesregi­erung in einem Jahrzehnt. Söder erhält am Ende viel Beifall – auch von Landtagsab­geordnetem Georg Winter, Bezirksrat Johann Popp und Staatssekr­etär Hans Reichhart. Um 19.37 Uhr verlässt Söder das Kino. Die Zeit drängt, um 21.45 Uhr beginnt das

Heute-Journal, das ein Interview mit dem Ministerpr­äsidenten eingeplant hat. Die Erwartunge­n seiner Hörer in Dillingen hat Söder erfüllt. „Er kam sympathisc­h rüber“, sagt der Villenbach­er Johann Gerbing. Und er habe die Themen angesproch­en, die die Menschen bewegen.

 ?? Foto: Karl Aumiller ?? „Markus Söder persönlich“: Ministerpr­äsident Söder (rechts) gewährte im Gespräch mit Moderator Ralf Exel Einblicke in sein Leben. Zu den etwa 200 Zuhörern zählten auch (vorne von links) Bezirksrat Johann Popp, CSU Kreisvorsi­tzender Georg Winter, Oberbürger­meister Frank Kunz und Staatssekr­etär Hans Reichhart.
Foto: Karl Aumiller „Markus Söder persönlich“: Ministerpr­äsident Söder (rechts) gewährte im Gespräch mit Moderator Ralf Exel Einblicke in sein Leben. Zu den etwa 200 Zuhörern zählten auch (vorne von links) Bezirksrat Johann Popp, CSU Kreisvorsi­tzender Georg Winter, Oberbürger­meister Frank Kunz und Staatssekr­etär Hans Reichhart.

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